Schutz vor Gewalt: Von Spanien lernen

In Spanien ist die Zahl der Femizide ist seit 2003 um rund ein Drittel gesunken.

Nachdem um die Jahrtausendwende eine Reihe von Gewaltverbrechen an Frauen durch die Medien gegangen waren, begehrten Spaniens Frauen auf – und erreichten einiges: härtere Strafen, spezielle Strafkammern, Hilfen für Opfer. Über die Verbrechen wird prominent berichtet und öffentlich diskutiert. Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, sieht man über Parteigrenzen hinweg als gesamtgesellschaftliche Aufgabe an.

Allerdings: „Die Zahl der registrierten Sexualstraftaten nimmt dagegen seit Jahren zu. Unklar ist, ob mehr Frauen sexuelle Gewalt erfahren oder die Dunkelziffer abnimmt“, vermerkt Deutschlandradio. „Das spanische Innenministerium erklärt, dass der Anstieg der Fallzahlen auch damit zusammenhänge, dass immer mehr Menschen solche Straftaten nicht mehr tolerieren würden und eher bereit seien, die Täter anzuzeigen.“

Welche Maßnahmen hat die Regierung eingeführt? U.a. diese:

▶️ Die „spanische Fußfessel“ für potenzielle Straftäter, um Frauen, die von ihrem Ex-Partner bedroht werden, zu schützen. Sie wurde bisher in über 13.000 Hochrisikofällen eingesetzt – und keine dadurch geschützte Frau wurde Opfer eines Femizids.

▶️ Das „Solo sí es sí“-Gesetz (dt.: Nur ja heißt ja): Sex gilt nur nach beiderseitiger Zustimmung als einvernehmlich, sonst als Vergewaltigung – und darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft.

▶️ In der Datenbank VioGén werden u.a. Gewalttäter, Opfer und Anzeigen erfasst; die Daten liefern Polizeibehörden, Justiz, Staatsanwaltschaft, Gefängnisse und Sozialdienste. Daraus werden Risikoanalysen abgeleitet.

Und in Deutschland? Hier ist die Zahl der Femizide nicht gesunken. 2023 war die Zahl nahezu dreimal so hoch wie im Jahr zuvor; im Durchschnitt wurde fast jeden Tag eine Frau ermordet! In den meisten Fällen ist der Täter ihr (Ex-)Partner; in den Medien ist dann oft verharmlosend von einer „Familientragödie“ oder „Beziehungstat“ die Rede. Was häusliche Gewalt unterhalb dieser Schwelle angeht, bilden die Kriminalstatistiken nur das sogenannte Hellfeld ab: Die Anzeigebereitschaft ist niedrig und deshalb das „Dunkelfeld“ groß, also die Delikte, von denen die Polizei nichts erfährt. 2024 gab es laut der LKA-Statistiken 266.000 Opfer häuslicher Gewalt (zwei Drittel davon sind Frauen). Das entspricht einem Anstieg von rund 4 % im Vergleich zum Vorjahr, vermutlich – wie in Spanien – auch deshalb, weil die Anzeigebereitschaft gestiegen ist.

Der Einsatz von Fußfesseln für Täter ist nun auch hierzulande im Gespräch: In Hessen und Sachsen werden sie schon eingesetzt, und die Bundesregierung plant eine nationale Regelung dazu.

Spanien zeigt, wie es gehen kann!

Aber ohne Druck „von unten“ verändert sich nichts. Auf der herCAREER Expo im Oktober werden wir über Gewalt gegen Frauen* sprechen – und vor allem über Strategien und Lösungsansätze in Politik und Gesellschaft, um mehr Sicherheit für ALLE Menschen im Land zu schaffen!

herVIEW - Natascha Hoffner

Posted by Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER | Recipient of the FTAfelicitas Award from Femtec.Alumnae e.V. | LinkedIn Top Voice 2020 | Editor of the “Women of the Year” books published by Callwey Verlag
published on LinkedIn on 18.06.2025