„Die Deutschen arbeiten zu wenig? Neue Daten vom Statistisches Bundesamt (Destatis) zeigen, dass das so nicht stimmt. Die Antwort ist komplexer und hat vor allem mit der Teilzeitquote zu tun“, schreibt Oliver Klasen in der Süddeutsche Zeitung.
💡Die Durchschnittsarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten in Deutschland ist im Zeitraum 2014–2024 gefallen: von 41,5 auf 40,2 Wochenstunden. Damit liegen die Deutschen im EU-Vergleich ziemlich genau im Mittelfeld – wie auch bei der Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten. Diese ist im Zehnjahres-Vergleich gestiegen: von 19,3 Stunden auf 21,8 Wochenstunden.
💡„Nimmt man alle Erwerbstätigen in Deutschland zusammen, also Voll- und Teilzeitbeschäftigte, dann ist die Wochenarbeitszeit leicht gesunken, von 35,6 Stunden 2014 auf 34,8 Stunden im vergangenen Jahr. Dieser Wert liegt deutlich unterhalb des EU-Durchschnitts, was auf die hohe Teilzeitquote in Deutschland zurückzuführen ist.“
💡Bei der Teilzeitquote sind hierzulande die Unterschiede zwischen Männern und Frauen besonders stark ausgeprägt. Zwar ist der Anteil der Männer, die Teilzeit arbeiten, von 9,2 auf 11,9 % gestiegen, aber auch mehr Frauen arbeiten Teilzeit: 2024 waren 48,4 % (2014 noch 46,3 %).
💡„Allerdings ist der Anteil der Frauen, die überhaupt am Erwerbsleben teilnehmen, in Deutschland relativ hoch. Er lag im vergangenen Jahr bei 74 Prozent. Das ist acht Prozentpunkte höher als im EU-Durchschnitt und vier Prozentpunkte höher als 2014.“
Enzo Weber, Professor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), sieht die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen als ersten Erfolg bei der Gleichstellung. Und jetzt gingen auch die Arbeitszeiten der Frauen langsam, aber stetig nach oben. „Das müssen wir unterstützen.“ Die Entwicklung sei durch den Ausbau der Kinderbetreuung begünstigt worden (aber da gibt es bekanntlich noch sehr viel Luft nach oben).
Versuche, bestimmte Arbeitszeitmodelle zu fördern oder schlechter zu stellen, sieht Weber skeptisch. „Es ist nicht die Aufgabe von Politik, den Menschen Ansagen zu ihrer Arbeitszeit zu machen“, sondern „die Hürden für Beschäftigung aus dem Weg zu räumen.“
Die in der öffentlichen Debatte oft ziemlich schrill gestellte Frage, ob in Deutschland genug gearbeitet wird, kann deshalb nur auf der Basis von statistisch sauberen Daten angemessen differenziert beantwortet werden: Diesem Fazit des SZ-Autors schließe ich mich unbedingt an!
Und übrigens: In der Diskussion wird viel zu oft vergessen, dass Arbeit nicht nur Erwerbstätigkeit ist. Auch Care-Arbeit (die die Erwerbsarbeit oft limitiert – weiter gedacht aber überhaupt erst möglich macht) ist ein Wirtschaftsfaktor!
Was meint ihr?
Auf der #herCAREER Expo 2025 am 9./10.10. wird es eine Reihe von Veranstaltungen zu den Themen Arbeitsmarkt- und Familienpolitik geben, u.a. mit Anne Theiss, Katharina Schulze, Natascha Sagorski und Nathalie Klüver. Lasst euch das nicht entgehen!
Das Programm geht ab August online! Ihr könnt gespannt sein!
Hashtag GenderEquality

Posted by Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER | Recipient of the FTAfelicitas Award from Femtec.Alumnae e.V. | LinkedIn Top Voice 2020 | Editor of the “Women of the Year” books published by Callwey Verlag
published on LinkedIn on 03.07.2025