Navdeep leitet IT-Projekte in einem namhaften Luftfahrtunternehmen. Ihr Tipp: „Starte deine eigene Reise, knüpfe wertvolle Verbindungen und vor allem: Lerne immer weiter, bleibe neugierig und sei mutig.“ In ihrem Vortrag geht Navdeep darauf ein, warum die Pflege eines Netzwerks so wichtig ist, warum die Luftfahrt weder auf Digitalisierung noch auf Frauen verzichten kann und wie der Ein- und Umstieg in die IT gelingt. Denn IT-Stellenprofile, sagt sie, sind so facettenreich wie nie zuvor. Navdeep ist Teil des internen Female Networks von Lufthansa Technik und kann Dir spannende Entwicklungsmöglichkeiten als Frau in der IT aufzeigen. herCAREER im Interview mit Navdeep Gill, Senior IT Project Leader bei der Lufthansa Technik AG.

„Meistens hilft hierbei ein gutes internes Netzwerk, um sich neue Möglichkeiten zu erschließen.“

herCAREER: Navdeep, Du leitest IT-Projekte in einem Luftfahrtunternehmen, hast aber Internationales Management studiert. Wie kam es zu Deiner jetzigen Tätigkeit?

Navdeep Gill: Keine naheliegende Kombi, das ist mir bewusst. Es begann damit, dass mein Papa mit einer technischen Ausbildung im Gepäck aus Indien auswanderte. Er verband das Fliegen mit großer Freiheit und arbeitete sein Leben lang zusammen mit meiner Mama daran, meinen Geschwistern und mir diese Freiheit zu ermöglichen. Als Kinder liebten wir es, im Park Flugzeuge zu „spotten“, und so schwappte seine Begeisterung für die Luftfahrt auf uns über.

Mein Interesse an IT-Themen entwickelte ich erst während meines Studiums “Internationales Management” in Hamburg vor über zehn Jahren. Es waren unter anderem die Wirtschaftsinformatik-Module, die ich sehr spannend fand. Als ich mich dann für ein Praktikum im Bereich Information Management bei der Lufthansa Technik entschied, konnte ich das erste Mal praktisch erfahren, wie man geeignete IT-Systeme bzw. eine Applikation gemeinsam im Team entwickelt – und das war genau mein Ding. Ich wurde mehr und mehr zur „Aviationeer“ und arbeitete auch während des restlichen Studiums als Werkstudentin in einem anderen Luftfahrtunternehmen im IT-Support für den Prozess der Kabinenausstattung.

Nach meinem Bachelor startete ich dann bei einem Tochterunternehmen der Lufthansa Group als IT-Consultant. Die Lufthansa Technik bzw. das Information Management wurde damit zu meinem Kunden. Seitdem habe ich diverse Applikationen verantwortet. Später wechselte ich in die Rolle der Projektleiterin, um mit unseren Entwicklungsteams mittels agiler Methoden wie Scrum neue IT-Lösungen zu entwickeln. Mit einem berufsbegleitenden Masterstudium im Bereich IT-Management konnte ich mein Wissen um weitere Methoden und neue Technologien vertiefen. Seit einem Jahr baue ich nun bei der Lufthansa Technik für unser größtes Business-Segment “Aircraft Component Services” Entwicklungsteams in Bulgarien auf, um die Transformation zu Cloud-Technologien noch schneller umsetzen zu können, und berate bei neuen Ideen bezüglich geeigneter IT-Architektur.

Im seltensten Fall waren diese persönlichen und akademischen Entwicklungsschritte für mich wirklich planbar. Durch meine offene, wissbegierige und wertschätzende Art neuen Themen gegenüber bin ich jedoch genau richtig in der IT gelandet und habe richtig Lust, die digitale Zukunft der Luftfahrt weiter mitzugestalten.

herCAREER: Hattest Du anfangs Sorgen, in einem Großkonzern „verloren zu gehen“? Du bist Teil des LHT Female Network – welche Rolle spielte es dabei?

Navdeep Gill: Anfangs fand ich die Größe und das Internationale des Unternehmens einfach faszinierend. Wir tragen in der global – auch durch die Luftfahrt – vernetzten Welt dazu bei, dass Flugzeuge repariert werden, dadurch langlebiger nutzbar sind und dass Passagiere sich täglich sicher durch die Lüfte bewegen. Das Gefühl des “Verlorengehens” kam erst nach einer Weile auf. In einem großen Unternehmen wie Lufthansa Technik sind nämlich – im wahrsten Sinne des Wortes – viele Rädchen am Werk. Prozesse und Entscheidungen können dann auch herausfordernd sein. Wenn man aber einige Zeit in einem solchen Unternehmen durchlaufen hat, dann wird einem die Wichtigkeit auch der kleinsten Komponenten im großen Gewerk bewusst und wie man dieses Zusammenspiel verfeinern und erleichtern kann.

Sollte man sich einmal verloren, über- oder unterfordert fühlen, stellt man sich am besten die Frage: Was kann ich aktiv tun, damit ich mich wohlfühle und meine berufliche Reise gleichzeitig spannend bleibt? Meistens hilft hierbei ein gutes internes Netzwerk, um sich neue Möglichkeiten zu erschließen. Insbesondere in der Pandemiezeit habe ich beim LHT Female Network Gleichgesinnte und großartige Vorbilder kennengelernt. Durch mein Engagement im Kernteam bin ich auf wichtige Aspekte aufmerksam geworden, die einen Arbeitsplatz für Frauen noch deutlich aufwerten würden. Mit dem Slogan “Excellence has no gender” schaffen wir verschiedene Formate, um unser eigenes Potenzial zu entfalten und sichtbar zu machen – und das in einem Umfeld, in dem wir noch relativ wenige Frauen sind. Wir lernen zusammen, mutiger aufzutreten und uns, aber auch systemische Rahmenbedingungen zu hinterfragen. Die Inhalte bestimmen wir zusammen, selbstorganisiert und in der Freizeit. Unsere stolze Community hat bereits 800 Mitglieder, überwiegend Frauen, aber auch viele männliche Kollegen, die sich als Allies verstehen und uns gern unterstützen.

Daher: Keine Sorge vor einem Konzern mit Schwerpunkt Technik und IT! Im Gegenteil: Lerne uns kennen, vernetze dich mit uns und erfahre Neues und Unerwartetes. Denn große Unternehmen wie Lufthansa Technik bieten sehr viele Möglichkeiten, sich intern immer wieder neu auszuprobieren und zu finden, auch wenn man vermeintlich für die Stelle noch nicht alle geforderten Kompetenzen mitbringt. Hier hilft es, neugierig und mutig zu sein, sich zu vernetzen und anderen zu zeigen, wofür man brennt.

herCAREER: Warum sollen gerade Frauen sich trauen, das Berufsfeld IT zu wählen?

Navdeep Gill: Wir leben bekanntlich in einer Welt, in der eine Spracherkennungssoftware hohe Stimmen schlechter versteht und Smartphones sich mit eher kleinen Händen schwieriger bedienen lassen. Und dies in erster Linie, weil das Weibliche eben nicht den Standard mitbestimmt. Hierzu kann ich das Buch „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez sehr empfehlen, die noch deutlich mehr Beispiele dafür bringt, wie Frauen schlichtweg nicht mitgedacht werden. Oft lesen wir in Statistiken und Zeitungsberichten, dass Deutschland in Bezug auf den Frauenanteil in der IT-Branche im direkten Vergleich der OECD- und EU-Länder mit unter 20 % eher alt aussieht. Länder wie Bulgarien sind uns da laut Statista 2016 deutlich voraus. Und auch wenn die Ursachen und die Hebel zur Veränderung komplex sein mögen und diese noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird: Wir Frauen sind die Hälfte der Weltbevölkerung. Wir sollten also nicht nur, wir müssen unsere Perspektiven mit einbringen. Insbesondere bei der Entwicklung neuer IT-Produkte und Services – heutzutage oftmals digital oder digital unterstützt – schafft ein Produkt einen höheren Mehrwert, wenn es die Bedarfe aller Zielgruppen bestmöglich abbildet. Dies spiegelt sich nun einmal in den Anforderungen und Daten wider. Daher sehe ich großes unerschlossenes Potenzial, das nicht nur Frauen, sondern allen Nutzergruppen zugutekommen kann. Habt Mut und wagt den Schritt als ausgebildete IT-Spezialistin, aber vor allem auch als interessierte Quereinsteigerin! Lasst euch nichts erzählen – „Geht nicht“ gibt’s nicht. Geht euren eigenen Weg!

herCAREER: Bei herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst Du im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Persönliche Weiterentwicklung
  • Bewerbungstipps
  • Weiterbildung neue Technologien und Methoden
  • Projektmanagement

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Du persönlich eine Sparringspartner:in suchst und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchtest? Dann benenne uns Schlagworte für Deine Themen.

  • Bewerbungstipps
  • Weiterbildung neue Technologien und Methoden
  • Projektmanagement

herCAREER: Würdest Du auch als Mentor:in bei herCAREER fungieren? Welche Frau würdest Du dir als Mentee wünschen?

Navdeep Gill: Sei einfach Du selbst und ich berate Dich gern bei Deinen Fragen zu nächsten Karriereschritten in die IT! Wo stehst Du gerade? Welche Fähigkeiten hast Du? In welche Richtung möchtest Du Dich weiterentwickeln?

Zur Kontaktaufnahme bitte die von der Interviewpartner:in angegebenen Möglichkeiten nutzen und sich auf das Interview  bei herCAREER-Learn & Connect beziehen.

Über die Person

Navdeep Gill ist Senior IT Project Leader und leitet IT-Projekte bei der Lufthansa Technik AG. Hierbei treibt sie aktiv die Digitalisierung des größten Business-Segments „Aircraft Component Services“ voran. Sie hat Internationales Management studiert und mehrere Jahre Erfahrungen in der Luftfahrtindustrie gesammelt. Seither bildet sie eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Shopfloor, also dem Wartungs- und Reparaturbetrieb, und der Entwicklung digitaler Produkte. Nicht nur in ihrem Kerngebiet, sondern auch im internen Female Network von Lufthansa Technik zeigt sie intrinsisch motiviertes Engagement und setzt neue Akzente bezüglich Diversität und Nachhaltigkeit.

Dieses Interview bezieht sich auf ein Vortrag der herCAREER Expo 2023, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.

Beziehe Dich auf das Interview der herCAREER-Community und nutze eine Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die der/die Interviewpartner/in angegebenen hat. Das Angebot für ein Sparring bezieht sich auf einen lockerer Austausch. herCAREER fungiert damit als Brückenbauerin. Nimm gerne die Einladung für den Austausch an. Du musst dafür nichts direkt an Deine Sparringspartner/in zurückgeben, kannst Dich aber gerne an anderer Stelle im Netzwerk mit Deiner Expertise einbringen.

Bewirb Dich mit max. einer DINA4-Seite über Dich und Deine Motivation zu dem Mentoring – zusammen mit Deinem  Lebenslauf oder Link auf Dein Xing- oder LinkedIn-Profil. Nutze dafür die von dem/der Mentor/in angegebenen Kontaktmöglichkeiten. Die Mentorin steht Dir je nach Bedarf für bis zu drei (Video-)Treffen für einen Austausch zur Verfügung. Bitte beachte, dass der/die Mentor/in selbst entscheidet, welche und wie viele Mentees sie zulassen können.

Nutze die Möglichkeit und bewirb Dich! Vielleicht kannst Du schon in Kürze ein/e Mentor/in aus der herCAREER-Community an Deiner Seite wissen.