Der Abgesang auf die Powerfrau ist in aller Munde. “Es klingt verlockend, dabei steckt die Abwertung schon in der Wortkomposition. Oder haben Sie schon mal vom Powermann gehört?“ So die Süddeutsche Zeitung im September letzten Jahres.

  • „Man nehme einen herkömmlichen Business-Ratgeber, der sich an Führungskräfte richtet. Man suche sich zwischen den Symbolbildern von Löwen und Wolfsrudel ein paar einprägsame Tipps heraus: ‚Sei stärker als deine stärkste Ausrede‘ oder ‚Das Leben beginnt außerhalb der Komfortzone‘. Dann unterlege man die Ratgeberfloskel mit rosa Hintergrund. Fertig ist die ‚Powerfrau‘! Ein Begriff so sperrig und falsch, dass man dringend die heiße Luft aus ihm rauslassen muss. (…) Haben Sie schon mal gehört, dass eine Person als Powerfrau bezeichnet wurde, die ausschließlich Care-Arbeit und Mental Load wuppt? (…) Warum brauchen lohnarbeitende Frauen diesen Zusatz? Feministisch ist das nicht. Im Patriarchat aber natürlich praktisch, wenn das Kompliment gleich inklusive Beleidigung geliefert wird.“

Die SZ-Autorin plädiert für „Empathie und egofreie Zonen in der Arbeitswelt“ und für Soft Skills, ohne die man heute nicht mehr in Führungsetagen sitzen sollte. „Der erste Schritt: Sich selbst nicht mehr Powerfrau nennen, weil es andere ausgrenzt. Zweiter Schritt: Patriarchale Business-Ratgeber entsorgen.“

  • Das SZ-Magazin schrieb schon vor zwei Jahren : “Frauen und Mütter, die arbeiten, in ihrem Beruf gar Erfolg haben, sind 2020 immer noch nicht normal – oder warum gibt es für sie, und nur für sie, spezielle Begriffe? Früher nannte man sie ‘Karrierefrauen’.
    Im Duden stand bis 2012 als Definition: ‘Frau, die ohne Rücksicht auf ihr Privatleben, ihre Familie ihren Aufstieg erkämpft [hat]’. Den Zusatz, ‘oft abwertend’, hätten sie sich sparen können.”
    “Später wurden die Karriere- von ‘Power’- und ‘starken’ Frauen abgelöst. Von der Powerfrau gibt es gleich gar kein männliches Gegenstück. Wozu auch? Man muss nur betonen, was nicht selbstverständlich oder allgemeingültig ist, das, was von der Norm abweicht. Und die Norm ist eine Gesellschaft, die gelernt hat, dass der Mann von Natur aus Höheres anstrebt (…).”

“‘Power’- und ‘Karrierefrauen’ sind kein Lob, nicht mal neutral, nein, es sind vergiftete Komplimente. Der Begriff ‘Powerfrau’ suggeriert, dass sie Power hat, TROTZ ihres Geschlechts. Die ‘Karrierefrau’ macht Karriere, OBWOHL sie eine Frau ist. Obwohl sie eigentlich andere Aufgaben hat. Sie steigt nicht auf, weil sie gut ist, sondern weil sie sich rücksichtslos erkämpft, was ihr eigentlich nicht zusteht.”

  • Und inzwischen gibt es ja das wunderbare Video von Carolin Kebekus über die Beerdigung der Powerfrau. Sie endet mit dem Satz: „Doch damit ist es nun vorbei. Wir verabschieden uns heute von der Powerfrau. Und das ist auch ein Grund zur Freude. Die Powerfrau ist tot. Es lebe die Frau.“ Unbedingt anschauen!

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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