Geldanlage in Aktien oder Wertpapieren ist für viele Frauen schon in guten Börsenphasen kein beliebtes Thema. Gerät das Kapital durch eine Krise wie die Corona-Pandemie dann auch noch in Turbulenzen, werden gerade Laien schnell nervös: Viele handeln dann entsprechend unserem menschlichen Instinkt, der in „Krisenzeiten“ einen Fluchtreflex auslöst. Allerdings: An den Börsen ist dieser Instinkt fehl am Platz. Worauf kommt es in der langfristigen Geldanlage an und wie können Anlegerinnen gegebenenfalls sogar gestärkt aus einer Krise hervorgehen? „Umdenken“ ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Zu spät für die private Vorsorge ist es fast nie

herCAREER: Was raten Sie Frauen, die Geld anlegen wollen oder auch für die Rente vorsorgen müssen?

Vor allem: Möglichst früh anfangen! Je früher, desto besser. Selbst wenn Sie anfangs nur kleine Summen sparen, können Kursgewinne aus Aktieninvestitionen und der Effekt, der sich aus der Wiederanlage der erhaltenen Dividenden ergibt, mit den Jahren erstaunliche Wirkung entfalten. Wer beispielsweise Anfang September 1976 einmalig 100 US-Dollar in den Vanguard 500 Index Fund angelegt hätte – das war der erste öffentlich zugängliche Indexfonds –,hätte Ende Juli 2019 fast 9.000 US-Dollar im Depot gehabt. Das entspricht einer Wertsteigerung von durchschnittlich rund elf Prozent pro Jahr.
Zu spät für die private Vorsorge ist es fast nie. Allerdings sollten Sie Ihre Anlagestrategie im Falle einer relativ kurzen Ansparphase entsprechend anpassen und beispielsweise auf Anlageinstrumente mit starken Wertschwankungen (weitgehend) verzichten.

Ansonsten gilt: Realistische Ziele setzen, passende Anlagestrategie wählen – wobei Sie sich dabei ggf. von einem Profi unterstützen lassen können – und letztlich: konsequent dabei bleiben!

herCAREER: Wie investiert frau erfolgreich in der Krise?

Sie bleibt vor allem investiert! Indem sie nicht in Panik verkauft und dann – meist viel zu spät – wieder einsteigt, begeht sie schon mal einen der häufigsten Anlegerfehler nicht. Denn erst so macht sie aus einem temporären und bis dahin rein hypothetischen Buchverlust einen realen Verlust. Langfristig sind diejenigen, die eine Delle ausgesessen haben, deutlich erfolgreicher als jene, die versucht haben, den richtigen Aus- und Einstiegszeitpunkt zu finden oder – noch schlimmer – einfach ausgestiegen sind. Langfristige Anlageerfolge erfordern langfristige Strategien und ein diszipliniertes Verhalten in turbulenten Marktphasen.

Womit wir beim Thema Krise als Chance sind: In der Geldanlage herrscht eigentlich verkehrte Welt: Tiefe Preise veranlassen zur Flucht, hohe Preise ziehen an. Diese Aversion tiefen Preisen gegenüber findet sich fast nur in der Anlagewelt. In der Konsumwelt sind tiefe Preise schon lange „en vogue“, was in Sachen Sinnhaftigkeit aus ganz anderen Gründen angezweifelt werden darf. In Sachen Geldanlage haben wir als Value-Investoren gewissermaßen umgedacht. Denn wir sind davon überzeugt, dass Krisen vor allem auch Chancen bieten. Bei Börseninvestments muss man den Marktpreis vom fairen Wert eines Investments unterscheiden. Ersterer weicht – bisweilen deutlich – von Letzterem ab. Denn an den Börsen spielen eben auch psychologische Faktoren und Emotionen eine große Rolle, die nicht selten zu ungerechtfertigten Abweichungen zwischen Preis und Wert führen. Ist das der Fall, ist das eine gute Kaufgelegenheit für langfristige InvestorInnen, da der Preis langfristig erfahrungsgemäß zum fairen Wert zurückkehrt. Gleichwohl sind tiefe Preise nicht per se gut. Hier gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen.

herCAREER: Was unterscheidet ein Frauen-Portfolio von einem „männlichen“ Portfolio?

Ehrlich gesagt: Der entscheidende Unterschied ist, dass (leider) nach wie vor viel zu viele Frauen gar keins haben. Hinzu kommt: Die Zusammensetzung eines Portfolios muss vor allem zu den Lebensumständen und (Risiko-)Präferenzen der Anleger passen – unabhängig vom Geschlecht. Und diese Umstände sollten anno 2020 nicht (systematisch) anders sein. Es gibt allerdings die eine oder andere Untersuchung wie zum Beispiel von der Consorsbank, die Depots von Frauen und Männern vergleicht. Diese zeigen: Frauen setzen weniger auf Einzelinvestments, sondern diversifizieren mehr. Zudem halten sie eher an ihrer Anlagestrategie fest und verkaufen seltener, während Männer häufiger Transaktionen tätigen. Und: Frauen sind insgesamt gesehen etwas behutsamer als Männer. In Summe führen diese Aspekte dazu, dass Frauen oftmals tatsächlich auch erfolgreicher anlegen. Insofern kann ich alle Frauen nur ermutigen: Nehmen Sie Ihre Finanzen aktiv in die Hand und legen Sie sich ein Portfolio an!

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Vermögensverwaltung
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Über die Person

Salome Preiswerk hat ihr gesamtes Berufsleben in der Finanzdienstleistungsindustrie verbracht. Sie versteht sich als Generalistin mit Branchenfokus: Die studierte Juristin war als Strategie- und Managementberaterin bei Banken unterschiedlicher Art und Größe. Dabei erkannte sie, dass sowohl Kundeninteressen als auch -erlebnis im Vermögensverwaltungsgeschäft oft auf der Strecke bleiben. Die logische Konsequenz: Es bedarf neuer, fairer und transparenter Geschäftsmodelle ohne Interessenkonflikte. Und so gründete sie gemeinsam mit Dr. Birte Rothkopf Whitebox, einen der führenden bankunabhängigen digitalen Vermögensverwalter Deutschlands. Bei Whitebox geht es neben Fairness und Transparenz v.a. um Qualität. Der hochwertige Anlageansatz verbindet aktives Portfoliomanagement basierend auf einem Value-Ansatz mit passiven Produkten.