Deutschland gilt als Land der Ingenieure, nicht unbedingt als Land der Gründer. Das muss sich ändern, wenn der Standort auch in Zukunft zur Weltspitze gehören will. Das Land des technologiegetriebenen Mittelstands und der Industrie-Flaggschiffe braucht einen neuen Gründergeist, eine Gründerszene der nächsten Generation, die die Dynamik der amerikanisch geprägten Start-up-Philosophie mit der technologischen Exzellenz und dem Know-how der Ingenieure, Forscher und Entwickler verbindet. Fraunhofer Venture und AHEAD zeigten auf, wie du ein Teil davon werden kannst.

„Nicht die Technologie, sondern die Persönlichkeit entscheidet.“

herCAREER: Was muss frau mitbringen, um als Gründerin im Deeptech erfolgreich zu sein?

Dr. Lambertus: Einige unserer erfolgreichsten Ausgründungen wurden von Frauen initiiert. Heute sind sie CEOs, CMOs oder CTOs von schnell wachsenden Tech-Unternehmen. Was sie besonders auszeichnet: Mut, Experimentierfreude, hervorragende Management Skills, Flexibilität und vielleicht noch mehr Konsequenz als ihre männlichen Kollegen. Bei Fraunhofer Venture gilt generell: Nicht die Technologie, sondern die Persönlichkeit entscheidet. Alles andere können wir auch über Team-Strukturen kompensieren.

Hier sind auch ein paar Beispiele für erfolgreiche Female founders bei Fraunhofer:
Muliphoton Optics
Smart Membranes

herCAREER: Was wäre Ihr Top Tipp für Frauen, die sich für den Bereich Deeptech interessieren, selbst aber keine Tech-Skills haben?

Dr. Lambertus: Setzt auf eure Stärken – und zwar gerade wenn sie nicht in tiefer technologischer Expertise liegen. Bei der Fraunhofer Gesellschaft haben wir das wahrscheinlich größte Reservoir an Hightech-Experten in Europa. Wir brauchen Entrepreneure, die aus diesem gigantischen Tech-Potenzial erfolgreiche Start-ups machen. Bewerbt euch bei uns, wenn ihr Gründungserfahrung habt, wenn ihr die Geschäftsmodelle der Zukunft entwickeln wollt oder über andere Fähigkeiten verfügt, die bei Hightech-Experten weniger ausgeprägt sind. Technologie können wir selber.

herCAREER: Der Sprung ins kalte Gründerwasser schreckt viele ab. Haben Sie einen Rat für diejenigen, die eine spannende Idee haben, aber den Schritt ins Gründerleben nicht wagen?

Dr. Lambertus: “Es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es.” Die ersten Schritte, um das eigene Unternehmer-Gen zu entfesseln, sind ziemlich einfach und ohne großes Risiko. Nutzt gute Angebote von Tech-Inkubatoren, Accelerators oder beispielsweise unser AHEAD-Programm und testet euch und eure Ideen in einem Bootcamp. Danach wisst ihr, wo die Chancen eurer Idee liegen und wie ihr euch am besten für eine Gründung aufstellt. Und vielleicht ist das sogar der erste Schritt zur Karriere im eigenen Unternehmen.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Technologieentwicklung
  • Deeptech
  • Gründung
  • Inkubatoren

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Thorsten Lambertus leitet den Company Building Prozess AHEAD. In diesem Zusammenhang verantwortet er auch das „Fraunhofer Josephs“-Netzwerk und ist Ansprechpartner für Unternehmenskooperationen bei den FDays®. Zuvor war Thorsten 3 Jahre an der WU Wien, hat im Bereich Business Model Design promoviert und gelehrt, Industrieprojekte – vom Startup bis zum Konzern – in den Themenfeldern Entrepreneurship und Innovation geleitet sowie eine Gründer-Garage mit aufgebaut. Seine beiden eigenen Startups hat er in den Bereichen SaaS und eCommerce aufgebaut. Thorsten ist Wirtschaftsingenieur-Absolvent der RWTH Aachen mit dem Schwerpunkt Technologie-und Innovationsmanagement.

Dieses MeetUp war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.