„Täglich werden Frauen von Männern sexistisch beleidigt und bedroht. Weltweit registrieren Expert:innen einen antifeministischen Backlash, der auf dem Sprung scheint, salonfähig zu werden. Besonders betroffen: Frauen in öffentlich sichtbaren Positionen – wie Politikerinnen, Schauspielerinnen oder Unternehmerinnen.“ So ARTE im Mediathek-Text zu der sehenswerten Doku „Feindbild Frau“.

Yasemin Efiloglu hat eine Bachelorarbeit zum Thema “Overcoming The Double Bind? – Die Selbstdarstellung von Politiker:innen bei den Landtagswahlen 21 auf Instagram” geschrieben. Ausgehend davon, dass Frauen in der deutschen Politik heute immer noch unterrepräsentiert sind, hat sie untersucht, welche Rolle das Geschlecht dabei spielt. Sie verglich die Selbstdarstellungen von weiblichen und männlichen Politiker:innen auf Instagram im Vorfeld der vier Landtagswahlen im letzten Jahr.

Über die Ergebnisse ihrer Untersuchung schreibt Yasemin in einem LinkedIn-Beitrag: „Geschlechterstereotype bestehen weiter! Entgegen den Einschätzungen und Vorhersagen, dass soziale Medien per se mehr gleichberechtigten Zugang und Teilhabe am politischen Diskurs für marginalisierte Personen ermöglichen, konnte ich beobachten, dass sich vor allem Frauen immer noch sehr konform zu den gesellschaftlichen Erwartungen an sie verhalten und auf der anderen Seite bewusst versuchen, ihr Frausein zu unterdrücken, wenn sie dafür bestraft werden könnten. Beispiele hierfür: der Dresscode, das Zeigen bzw. Nicht-Zeigen der Familie (Männer zeigten ihre Familien bei vielen Gelegenheiten, Frauen verzichteten darauf, um der Gefahr zu entgehen, als schlechte Mutter dargestellt zu werden).“ Denn keine neue Technologie, wie fortschrittlich sie auch sei, könne die #Bias auflösen, die wir alle in unseren Köpfen haben.

Dass überkommene Rollenerwartungen nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen ausgehen können, darüber schrieb Anna Schughart letztes Jahr bei RND und zitierte die Sozialphilosophin Kate Manne, die sich in ihrem Buch „Down Girl“ mit der „Logik der Misogynie“ beschäftigt hat: „Es ist nicht verwunderlich, dass Frauen, die ‚gut‘ sein wollen, soziale Anreize haben, sich von einer Frau zu distanzieren, die als ‚schlecht‘ gilt.“ Eine „gute“ Frau ist demnach eine, die sich kümmert, während eine „schlechte“ Frau stattdessen Ansprüche erhebt (Mannes Beispiel ist die ehemalige US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton).

„Wie können wir die Politik zu einem Feld machen, in dem sich Politiker:innen und Aktivist:innen frei und sicher bewegen können, ohne von Hass und Hetze überrollt zu werden?“, fragt Yasemin in ihrem Beitrag schließlich und verweist auch auf die wertvolle Arbeit von HateAid, die von digitaler Gewalt Betroffene berät und bei Klagen unterstützt.

Wir freuen uns, dass Anna-Lena von Hodenberg von HateAid auf der herCAREER-Expo zu Gast sein wird. Unter der Moderation von Franziska Hilfenhaus sprechen sie über Digitale Gewalt und Hass im Netz – was kann jede:r einzelne tun kann.

#herCAREER

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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