„Die Zeit der Aufklärung ist vorbei, wir wissen alle, wer die AfD ist und für welche Politik sie steht“, sagt Simone Glöckler, Co-Gründerin Frauen* gegen die AfD und Palais F*luxx. Im Interview mit herCAREER verrät sie, weshalb es vor allem für Frauen so wichtig ist, sich gegen die Positionen zu stellen, die die AfD vertritt.

„Ein wichtiger Faktor bei unserer Arbeit: Vernetzung mit anderen“

herCAREER: Die „Frauen* gegen die AfD“ habt ihr schon vor sieben Jahren gegründet. Was hat sich eurer Erfahrung nach und in Bezug auf euer Engagement seither verändert?

Simone Glöckler: Aufgrund mangelnder Kapazitäten und dann wegen der Pandemie mussten wir von Ende 2019 bis Herbst 2023 eine Pause einlegen. Wir sind nur ab und zu auf Facebook in Erscheinung getreten mit Postings zu aktuellen Debatten bzw. zu Ausfällen der AfD.
Unser Engagement ist dieses Mal breiter gestreut und noch etwas unsortiert. 2017 hatten wir ein einziges und klares Konzept, mit dem wir eine Kampagne zur damaligen Bundestagswahl gestartet haben. Als wir nun wieder zusammenfanden, haben wir erst mal nur Ideen gesammelt und uns mit anderen aus dem engen Freundeskreis ausgetauscht.

Seit der Correctiv-Recherche und den zunehmenden Stimmen – auch prominenten aus Wirtschaft und Gesellschaft – gegen die Rechtsaußen-Partei loten wir nun aus, wer was plant. Damit Kräfte gebündelt werden und viele gute Ideen auch zusammenwachsen können. Das findet z.B. in Hamburg schon zur Europawahl unter dem Bündnisnamen „Klare Kante gegen Rechts“ statt.
Vernetzung mit anderen ist inzwischen ein wichtiger Faktor bei unserer Arbeit. So waren wir bei den großen Hamburger Demos Mitunterzeichnerinnen. Wir weisen regelmäßig auf Aktionen anderer hin – zuletzt auf den Offenen Brief von Brand New Bundestag an Paypal, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten.

herCAREER: Warum ist es gerade für Frauen so wichtig, sich gegen Positionen zu stellen, wie die AfD sie vertritt?

Simone Glöckler: Die AfD vertritt ein Frauenbild, das altertümlicher nicht sein könnte. In ihrem Wahlprogramm finden Mütter und Arbeit, Kita-Plätze, Alleinerziehende etc. nur in einem 1950er-Jahre-Bild oder gar nicht statt. Für die „traditionelle deutsche Frau“ gibt es nur die Liebe für den Mann, Kinder und Küche. Der für die Europawahl kandidierende Maximilian Krah pöbelt sich durch Bierzelte und TikTok mit Sprüchen nach dem Muster: Weiblichkeit definiert sich durch Mutterschaft und Feminismus ist ein Krebsgeschwür. Für die AfD spielt kein Gender-Pay- und kein anderer Gender-Gap eine Rolle.

Dass Frauen sich von der Politik dieser Partei angezogen fühlen, will uns nur bedingt in Kopf. Denn selbst eine konservativ denkende Frau kann doch nicht zustimmen, wenn Menschenrechte von behinderten Kindern als Ideologie bezeichnet werden. Und dass „deutsche“ Frauen mehr Kinder gebären sollen, um „deutsche“ Fachkräfte großzuziehen (was schon rein rechnerisch idiotisch ist). Solche Aussagen sind faschistoid und nicht konservativ.

herCAREER: Welche Maßnahmen und Aktionen plant ihr aktuell im Hinblick auf die nächsten Wahlen?

Simone Glöckler: Vor der Bundestagswahl im Jahr 2025 wollen wir die Politik an ihre Aufgabe, die im Grundgesetz verankert ist, erinnern: für den Erhalt der Demokratie zu sorgen. Wir planen einen Demokratiegipfel, auf dem sich alle Teilnehmenden verpflichten, sich klar und deutlich vom Rechtsextremismus abzugrenzen. Zuerst in Hamburg, unserer Gründungsstadt, und danach gern auf Bundesebene. Wenn Bürger*innen aus anderen Bundesländern sich uns anschließen wollen, um es in ihrem Land zu initiieren: sehr gern, sagt Bescheid! Stellt euch mal vor: Die Politiker*innen aller 16 Bundesländer versprechen, nein schwören, dem Grundgesetz getreu sich nie – auch nicht nur um ein Gesetz durchzubringen – mit der AfD zusammenzutun. Was wäre das für ein Demokratiefest!

Wir wollen außerdem auf das Frauenbild der AfD hinweisen, mithilfe von Diskussionsrunden, Flyern, Socialcards und was uns noch zur Verfügung steht. Nicht nur die Gesellschaft geht den Bach runter, wenn sich die AfD durchsetzt, sondern auch die Wirtschaft – gerade wegen des traditionellen Frauenbilds, das diese Kräfte sich herbeiwünschen.

Ich selbst bin gerade an der Konzeptionierung der „Demokradiven“ – einem Zusammenschluss von Menschen, Institutionen, Communitys, Unternehmen etc., um gemeinsam für die Demokratie zu stehen, zu feiern, laut zu werden. Auch fernab von Wahlen, denn die Bedrohung durch Rechtsextremismus ist immer da.
Es gibt einen Newsletter, in dem Expert*innen zu Wort kommen und andere Initiativen, die gegen Rechts agieren. Im Hinblick auf die drei anstehenden Landtagswahlen in diesem Jahr werden wir Organisationen aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg hervorheben.

Es geht bei all unserem Tun um Solidarität unter Frauen* aus ganz Deutschland, denn zusammen sind wir mehr!

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen du persönlich eine:n Austauschpartner:in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchtest?

  • Fördermittel
  • politische Kommunikation
  • Vernetzung gegen Rechts

Zur Kontaktaufnahme bitte die von der Interviewpartner:in angegebenen Möglichkeiten nutzen und sich auf das Interview  bei herCAREER-Learn & Connect beziehen.

Über die Person

Mit Ausdauer und Begeisterung stellt Simone Glöckler ihr #Potenzial47plus zur Verfügung, um gemeinsam mit anderen aufzurütteln, anzustoßen, laut zu sein. Um Frauenthemen sichtbar zu machen, wie etwa die Wechseljahre im Bundestag, und um die #NoAfD zurück auf 0 % zu schicken.

So hat sie Anfang 2017 mit weiteren Frauen die „Frauen* gegen die AfD“ gegründet, um die frauenfeindlichen Positionen dieser Partei in ein kritisches Licht zu rücken. Mithilfe einer Socialmedia-Kampagne haben viele Bürger*innen Stellung gegen die AfD bezogen. Nun steht bald wieder eine Bundestagswahl an – und die Ärmel sind dafür im Hochkrempeln-Modus.

Außerdem begleitet Simone die Onlineplattform Palais F*luxx bei deren Kampagnen als Head of Socialmedia und arbeitet beim Fußballverein 1. FC St. Pauli im Verkauf. Zudem ist sie Gründungsmitglied von eeden meets e.V.: der Verein zum Co-Creation-Space eeden in Hamburg.

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