Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) hat den „Comparable-Worth“(CW)-Index entwickelt: einen Maßstab, mit dem unterschiedliche Berufe geschlechtsneutral hinsichtlich ihrer Arbeitsanforderungen und Belastungen verglichen werden können. Analysen mit dem CW-Index zeigen, dass weiblich dominierte Berufe unterdurchschnittlich bezahlt werden (das gilt ganz besonders für die Care-Berufe), und untermauern statistische Hinweise auf eine gesellschaftliche Abwertung von „Frauenberufen“.

Höhere Anforderungen werden in Männerberufen tendenziell besser entlohnt als in Frauenberufen. Eine geschlechtsneutrale und umfassende Arbeitsbewertung hat laut WSI große Bedeutung für die Erklärung des Gender Pay Gap in Deutschland. Unter Berücksichtigung einer solchen Bewertung läge der sog. bereinigte #GenderPayGap bei 10 % und damit deutlich höher als der vom Statistischem Bundesamt genannte Wert von 6 %. Demnach verdienen Frauen im Durchschnitt 10 % weniger als Männer: selbst wenn sie in einem Beruf mit gleichem Anforderungs- und Belastungsniveau, in derselben Branche und in vergleichbarem Umfang arbeiten, wenn sie ein ähnliches Ausbildungsniveau und vergleichbare Führungsaufgaben haben.

Die Arbeit von Frauen wird also offenbar weniger wertgeschätzt DIE ZEIT führte 2018 mehrere Studien an, die zeigten, dass in früher von Männern dominierten Branchen die Löhne sanken, wenn mehr Frauen darin arbeiteten: das „Phänomen der Feminisierung“. Sobald in einem Beruf mehr als 60 % Frauen arbeiten, komme es zu Gehaltseinbußen, ergab eine Untersuchung von Emily Murphy und Daniel Oesch.

Wenn hingegen eine Branche „männlicher“ wird, steigen die Gehälter. Ein Beispiel: die IT-Branche, in deren frühen Anfängen dort viele Frauen beschäftigt waren, auch als Programmiererinnen. ZEIT: „Als Computer immer wichtiger wurden, professionalisierte sich die Branche. Die Frauen wurden verdrängt.“ Und die Männer verdienten gut, bis heute.

Eine Erkenntnis, die auch den Effekt von Empfehlungen an Mädchen relativiert, gut bezahlte Jobs in der IT-Branche anzustreben. Zumal eine weitere #Studie laut ZEIT Folgendes ergab: Zwar geht das Lohnniveau in einem Beruf um knapp 1 % zurück, wenn der Frauenanteil im Vorjahr um 10 % gestiegen ist. Doch die Gehälter sinken nicht für beide Geschlechter: Der steigende Frauenanteil senkt wegen deren schlechteren Gehälter den Durchschnitt. Die Bezahlung der Männer in der Branche sinkt nicht.

Was würde helfen gegen die Ungerechtigkeit? Soziolog:innen plädieren dafür, bei den klassischen Frauenberufen wie der Pflege anzusetzen und sie besser zu bezahlen. Davon würden auch Ingenieurinnen und Bürokauffrauen profitieren, die schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Ute Klammer, eine der Entwicklerinnen des CW-Index, sagt: „Werden Frauenberufe fair entlohnt, kann davon ein Signal für andere Branchen ausgehen, Frauen im Beruf generell aufzuwerten.“

#equalpay #herCAREER

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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