In ihrem Vortrag möchten Hilke Althoff und Alexandra Gimbel anhand ihrer ganz persönlichen Laufbahnen erklären, wann sie persönliche Eigenschaften wie starke Ambitionen, Mut und Akzeptanz gegenüber Fehlern eingesetzt haben und wie sie sich dadurch entwickeln konnten.

„Nur Mut zu Fehlern!“

herCAREER: Frau Althoff, wie können Frauen aus Fehlern lernen?

Hilke Althoff: “Experience is simply the name we give our mistakes.”, dieses Zitat stammt von  Oscar Wilde.

Wenn wir unsere Komfortzone verlassen, also Grenzen überschreiten und unseren Horizont erweitern, lernen wir Neues. Bei Neuem gibt es keinen vorgegebenen „richtigen“ Prozess (sonst wäre es nichts Neues). Ein Fehler ist nichts Falsches, sondern zeigt, was wir optimieren können, um uns zu bewegen. Ohne Aktion und Bewegung gibt es keine Fehler und keine Entwicklung. Umgekehrt steigt die Chance für Fehler, wenn wir uns bewegen und Dynamiken in Gang setzen. Nur Mut zu Fehlern! Sie helfen uns, die Bodenhaftung nicht zu verlieren.

herCAREER: Frau Gimbel, wie sehen Sie das? Warum sollten Frauen aus Fehlern lernen?

Alexandra Gimbel: Unabhängig vom Geschlecht ist die Fähigkeit, das eigene Verhalten gut zu reflektieren, enorm wichtig für die persönliche Entwicklung. Wer sein Verhalten nach Misserfolgen analysieren kann, sich eingesteht, nicht perfekt zu sein und zudem noch in der Lage ist, alternative Handlungsoptionen für ähnliche Situationen in der Zukunft abzuleiten, sollte dies als absolute Stärke für sich verbuchen. Zum einen schärft man dadurch seine Instinkte, zum anderen wird man aber auch nahbarer. Dies ist meiner Meinung nach, besonders in einer Führungsrolle, sehr wichtig. „Aus Fehlern lernt man“ ist eine oft verwendete Floskel, wenn man seine positive Grundeinstellung jedoch tatsächlich nutzt und Fehler als Entwicklungschance erkennt, ist jeder Misserfolg schon gar nicht mehr so schlimm.

herCAREER: Warum braucht es Mut, um Erfolg zu haben?

Hilke Althoff: Um andere erfolgreich mitzuziehen, bedarf es Glaubwürdigkeit in seiner Vision. Diese konsequent zu verfolgen, braucht oft Mut. Wer sich traut, sich zu exponieren, Schwächen und Hindernisse zu zeigen, offenbart auch Stärken und verdient sich Respekt. Um Menschen mitzunehmen, muss man erst beweisen, dass man es Wert ist und sich an den eigenen Wertmaßstäben messen lässt. Mutig zu sein kann man lernen; Mut ist eine Frage der persönlichen Einstellung.

herCAREER: Frau Gimbel, wenn man Ihre These umdreht, heißt das dann im Umkehrschluss, dass man ohne Mut nicht erfolgreich sein kann?

Alexandra Gimbel: Die Definition und Kommunikation der eigenen Ziele, das Hinterfragen von bestehenden Strukturen oder aber auch die Auseinandersetzung mit unangenehmen Themen: All dies benötigt Mut. Besonders, wenn man dies zum ersten Mal macht und eventuell noch von Menschen umgeben ist, die mehr Erfahrung in diesen Bereichen haben. Nichtsdestotrotz habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass Mut belohnt wird und man durch wiederholtes „Mutigsein“ Selbstvertrauen gewinnt. Es ist selten der bequeme Weg, der Fortschritt mit sich bringt. Ein Umfeld, welches an Deiner Selbstentwicklung interessiert ist, wird deinen Mut immer wertschätzen und in genau solch einem Umfeld solltest Du Dich stets aufhalten.

Im Umkehrschluss bedeutet dies auch für eine Führungskraft, Änderungsvorschläge an den eigenen Ideen immer wertzuschätzen oder sogar aktiv einzufordern

herCAREER: Frau Althoff, Wie sah Ihre persönliche berufliche Entwicklung aus und was würden Sie Frauen raten, die beruflich vorankommen wollen?

Hilke Althoff: Die Entscheidung, in das (landläufig nicht so bekannte) Custody-Geschäft zu gehen, habe ich nie bereut – es war richtig, der Vision meines früheren Chefs zu vertrauen. Bei meiner Entwicklung habe ich viel von seiner Leadership profitiert. Seine überzeugende Vision spiegelte sich vollumfänglich in seinen täglichen Aktionen. Ich habe ihn mit großer Begeistung und Erfolg unterstützt und gelernt, dass man erst sehr viel geben muss – der Erfolg stellt sich zeitversetzt und potenziert ein!

Mein Tipp an Frauen: Vergesst nie, wo Ihr herkommt und wo Ihr hin wollt – was sind die für Euch nicht disponiblen Minimalgrundsätze? Sucht Euch nicht nur den richtigen Arbeitgeber aus, sondern auch den richtigen Vorgesetzten, dessen Vision Ihr gerne folgt.

herCAREER: Und wie ist das bei Ihnen, Frau Gimbel, wie sah Ihre persönliche und berufliche Entwicklung aus? Und haben auch Sie einen Tipp für Frauen, die beruflich etwas erreichen wollen?

Alexandra Gimbel: Beruflich sowie persönlich bin ich immer gut damit gefahren, mir spannende und gleichzeitig unbekannte Aufgaben rauszusuchen und an diesen zu wachsen. Sowohl mein Studium im Ausland, als auch die frühe Übernahme von Personalverantwortung sind Beispiele dafür.

Ich habe an mich nicht den Anspruch, Situationen immer komplett kontrollieren zu können, sondern empfinde eher Spaß daran, wenn ich mit Unbekanntem konfrontiert werde.

Dies sind die Momente, in denen ich neues über mich erfahren und von anderen lernen kann. In der Tat beschreibt dies einen meiner Hauptmotivatoren. Ich glaube nicht, dass man die eigene Motivstruktur anpassen kann – aber auch nicht, dass man dies tun sollte.

Viel wichtiger ist es zu wissen, was die eigenen Motivatoren sind und zu erkennen, welche Situationen es für einen ganz persönlich sind, die einem Spaß bereiten und Energie schenken. Sofern man sich dessen bewusst ist und den Mut hat, dies so zu leben, steht dem Erfolg nichts mehr im Wege.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Vermeidung von Clichés. Seid authentisch!
  • Klarheit über eigene Werte
  • Manager oder Experte: Was ist der richtige Weg für mich?

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Hilke Althoff und Alexandra Gimbel sind engagierte Managerinnen innerhalb der BNP Paribas Gruppe in Deutschland. Während Hilke Althoff bereits diverse Karrierestufen erfolgreich absolviert hat und Mitglied des Executive Comittees ist, übernahm Alexandra Gimbel ihre erste Führungsrolle mit gerade einmal 26 Jahren und ist Teil des globalen Talenteprogramms von BNP Paribas. Neben einer starken Ambition, die Welt im Wandel als Chance für das Unternehmen zu nutzen und umzusetzen, verbindet die beiden eine großen Portion Mut und Akzeptanz gegenüber Fehlern.

Dieser Vortrag ist Teil der herCAREER 2021.