Durch die Digitalisierung haben sich Qualifikationsanforderungen auf dem Arbeitsmarkt stark verändert, Quereinstiege sind gefragter denn je. Wie kann man als Geisteswissenschaftlerin ohne technischen Background in einem Tech-Unternehmen einsteigen? Welche Herausforderungen sind damit verbunden? In diesem Interview spricht Melanie Stöcker über die Erfahrungen, die sie damit gemacht hat. Und konkret darüber, wie man die Entwicklung einer Software mitgestalten und beeinflussen kann, ohne selbst zu programmieren und ohne Codingkenntnisse zu besitzen. Melanie hat erfahren, wie wichtig dabei der Aufbau eines Netzwerks ist – und vor allem auch: Neugier, Mut und Leidenschaft für Bildung und für Technologie.

„Sei mutig und mach einen Schritt mehr als die anderen!“

herCAREER: Wie haben Sie den Einstieg in die Digitalwirtschaft geschafft? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Melanie Stöcker: Wenn ich mich mit Menschen vernetze, bekomme ich oft die Frage nach dem WIE? gestellt. Häufig wird erwartet, dass es über einen Kontakt im privaten Umfeld möglich wurde oder dass ich eine Weiterbildung gemacht habe.
Das Geheimrezept heißt aber: „Mutig machen!“.
Nachdem ich mich entschlossen hatte, die Schule zu verlassen, habe ich mich gefragt, was ich gut kann und wie mein Arbeitsumfeld außerhalb der Schule aussieht. Ich habe mir ein Notizbuch gekauft, viel nachgedacht, aufgeschrieben und recherchiert.

Dann wusste ich, dass ich in der Bildungsbranche mit einer innovativen und vor allem digitalen Lösung im Sales arbeiten möchte. Ich bin dann einfach mit einem markierten Messeplan auf die Didacta gefahren. Darauf hatte ich vorher interessante Unternehmen markiert – und diese habe ich dann durch die Brille „Könnte dies mein zukünftiger Arbeitgeber sein?“ betrachtet. Bei Cornelsen eCademy hatte ich gleich ein gutes Gefühl und habe zwei Bewerbungen geschrieben – wohlgemerkt auch für andere Stellen. Beide wurden abgelehnt, aber ich blieb hier einfach dran und antworte auf die Absage: „Haben Sie schon mal über die Ausschreibung einer Traineestelle nachgedacht?“

Für mich war zu dem Zeitpunkt wichtig, einen Fuß in die Wirtschaft zu bekommen, und dafür war ich auch bereit, vorübergehend Abstriche zu machen. Ich wollte meinem neuen Arbeitgeber erstmal zeigen können, was ich kann.
Wenn du etwas Neues willst, dann geh auch neue Wege. Sei mutig und mach einen Schritt mehr als die anderen!

Bei Cornelsen eCademy habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich besonders gut in einem freien Umfeld performe. Wenn ich spüre, dass mir und meinen Kompetenzen vertraut wird, lege ich einfach los. Dass ich meinem Gespür für potenzielle Kunden oder Partner nachgehen konnte, hat mich erfolgreich gemacht. Allerdings funktioniert nichts ohne Team und Netzwerk. Gemeinsam sind wir stärker – das bezieht sich nicht nur auf das interne Team, sondern auch auf Kunden und Partner. Ich durfte erfahren, dass Großes möglich ist, wenn alle für eine große Vision brennen, sich auf eine gemeinsame Mission begeben und die Kunden mitnehmen.

Liebe:r Quereinsteiger:in, ich kann dir nur raten, dich zu vernetzen, den Austausch aktiv zu suchen, aus Fehlern zu lernen und deine Learnings zu teilen.

herCAREER: Warum begeistern Sie sich für digitale Bildung, und welche Möglichkeiten sehen Sie hier über Ihre aktuelle Position hinaus?

Melanie Stöcker: Meine Lieblingsrollenspiele als Kind waren Kaufladen und Schule. Dass ich beides kombinieren kann, wurde mir erst 2019 so richtig bewusst.

Während meiner Tätigkeit als Lehrerin legte ich großen Wert darauf, medial gestützt zu unterrichten. Besonders wollte ich den Umgang mit Technologie und Medien schulen, um die jungen Menschen auf das Leben außerhalb der Schule vorzubereiten. Entscheidend ist dabei, die Lernenden für die Wirkung der digitalen Medien zu sensibilisieren. Dabei kann auch ich nie auslernen und dies habe ich offen gezeigt. Wir alle lernen ständig weiter und entwickeln uns.

Blended Learning und Sales zu vereinen war daher mein persönlicher Jackpot. Ich kann hier mein Wissen rund um Bildung und meine Kompetenzen gewinnbringend einsetzen. Da Lehrkräfte nicht nur gut im Lehren, sondern auch im Lernen sind, habe ich mich neugierig auf die neuen Tools und Prozesse gestürzt. Aus der Lehre hat mir auch die Struktur und der Anspruch, ein (Lern-)Ziel in einem abgesteckten Zeitrahmen zu erreichen, geholfen. Die Gesprächsführungskompetenz aus der Schule kann ich auch im Sales sehr gut einsetzen.

Und mit Blick in die nahe Zukunft darf ich verraten, dass Sales und SaaS zunächst gesetzt sind. Ebenfalls bleibt die Neugier auf innovative Lösungen bestehen. Daher werde ich 2022 weitergehen und die EdTech Branche verlassen. Meine Mission, Menschen neue Wege des Lernens und Arbeitens zu bieten, bleibt jedoch bestehen. Wohin es mich verschlägt, steht dann bald auf Linkedin.

herCAREER: Welche Einstellung und welche Eigenschaften sind Ihrer Erfahrung nach gefragt, damit ein solcher Quereinstieg gelingt?

Melanie Stöcker: Als Lehrerin war es mir sehr wichtig, meinen Schüler:innen aufzuzeigen, dass sie alles, was sie sich vorstellen, auch erreichen können. Eine Schülerin schrieb mir zum Abschied:
„Egal, wie oft ich mich aufgeben wollte, Sie haben mir immer wieder Mut gemacht, weiter zu machen und dafür möchte ich Ihnen danken!!!“
Junge Menschen orientieren sich stark an den Peers und suchen dort nach Feedback. Lehrkräfte haben durch die Nähe einen besonderen Einfluss, und wenn meine Lehrer:innen sowie meine Eltern mir damals nicht so viel Mut gemacht hätten, dann wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
Das Gleiche gilt auch für uns: Unterstützt andere und macht ihnen Mut! Wenn wir uns gegenseitig Steine aus dem Weg nehmen, erreichen wir Ziele schneller.

Am Ende meiner Staatsarbeit zitierte ich Erich Kästner mit:

„Es gibt nichts Gutes: außer man tut es.“
Dies war mein Motivator. Ich wusste, dass ich selbst etwas tun muss, wenn ich meine Ziele und Träume erreichen möchte.
Du hast die Lösung schon in deiner Hand und es führen viele Wege auf den Berg. Wenn du lange über der Routenplanung brütest, kommst du entweder später oder gar nicht an.
Darum: Glaub an dich, vertrau auf dein Bauchgefühl und geh einfach los!

„Stay hungry, stay foolish“ – aus Steve Jobs Rede motiviert mich immer wieder auf Neue.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Quereinstieg
  • Edtech & SaaS
  • Sales
  • Moderation & Storytelling
  • Modern Work & Modern Education

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  • Sales
  • Business Development
  • Management und Unternehmensentwicklung
  • Modern Work

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Über die Person

Melanie Stöcker studierte Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen mit den Fächern Deutsch und Spanisch und war nach dem zweiten Staatsexamen mehrere Jahre als Lehrkraft aktiv. 2019 wechselte sie aus Überzeugung vom Lehrberuf in die digitale Bildung und stieg bei Cornelsen eCademy ein. Jetzt begeistert sie Unternehmen als Sales Managerin für die digitale Lernlösung „eCademy“ und begleitet deren erfolgreiche Implementierung. Neben der Entscheidung für digitales Lernen ist es besonders der Mut, welcher Melanie und die Akteure dazu befähigt, weiterzugehen und so Ausbildungspotenziale zu entfalten. Melanie brennt für Bildung und Technologie und fordert mit „Modern Work requires Modern Education“ viel mehr Mut im Bereich digitaler Bildung und innovativer Lösungen.

Besonders die neuen Technologien, wie beispielsweise Virtual Reality oder Künstliche Intelligenz, interessieren sie sehr. Sie wünscht sich, dass Unternehmen die mit der Digitalisierung einhergehenden Potenziale als Chance begreifen und sie wie neue Freunde in ihrer Institution bzw. ihrem Unternehmen willkommen heißen.

Beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community und nutzen Sie eine Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die der/die Interviewpartner/in angegebenen hat. Das Angebot für ein Sparring bezieht sich auf einen lockerer Austausch. herCAREER fungiert damit als Brückenbauerin. Nehmen Sie gerne die Einladung für den Austausch an. Sie müssen dafür nichts direkt an Ihre(n) Sparringspartner/in zurückgeben, können sich aber gerne an anderer Stelle im Netzwerk mit Ihrer Expertise einbringen.