Jasmin Taylor musste mit ihrem Reiseveranstalter JT Touristik fremdverschuldet Insolvenz anmelden. Auf der Karrieremesse herCAREER berichtet sie, wie sie ihren Weg aus der persönlichen Krise in ein neues Leben fand – und ihren Traum vom eigenen Hotel verwirklichte.

„Das Scheitern ist eine wertvolle Phase“

Neun von zehn Startups scheitern in Deutschland in den ersten zwei Jahren nach der Gründung. In der innovativen Tech-Branche ist das Scheitern eher anerkannt als unter den etablierten Klein- und Mittelbetrieben. Wobei Startups häufig Investorengelder das Ärgste abfedern, stehen Eigentümer nach dem Scheitern meist vor dem finanziellen und emotionalen Ruin: Was sie in jahrelanger Mühe aufgebaut haben, scheint verloren.

Die Unternehmerin Jasmin Taylor hat es selbst erlebt. 2009 gründete die gebürtige Iranerin in Deutschland den Reiseveranstalter JT Touristik, der zu einer Branchengröße avancierte. Im Jahr 2017 musste sie trotz 200 Millionen Euro Jahresumsatz und profitabler Performance fremdverschuldet Insolvenz anmelden: Ihr Versicherer war ausgestiegen, die AirBerlin-Pleite tat ihr Übriges, ihr Unternehmen wurde immerhin an Lidl Reisen verkauft.

Aufstehen, weitergehen

„Get up. Dress up. Show up. And never give up”, so lautet das Motto von Jasmin Taylor, das sie auch im gleichnamigen Impulsvortrag auf der Karrieremesse herCAREER am 10. und 11. Oktober 2019 in München propagieren wird. Im MeetUp wird sie über ihre persönlichen Erfahrungen des Scheiterns berichten – und vor allem darüber, wie sie die Phasen des Verlusts und der Krise erfolgreich bewältigt hat. „Zu jeder bewegten Geschichte gehören Rückschläge. Sie sind nicht zwingend das Ende, sondern mitunter eine wertvolle Phase auf einem stetigen Erfolgsweg“, sagt sie im Interview mit der herCAREER.

Nach dem Verkauf ihres Unternehmens saß sie vor ihrem leeren Terminkalender und musste ihr Leben erst einmal neu ordnen. „Klar empfindet man Wut und Trauer, man durchläuft einen emotionalen Prozess“, sagt sie. Ideen für einen Neustart habe sie laufend gehabt, erzählt sie im Interview. Als studierte Psychologin beschloss sie, die Phasen des Verlusts bewusst zu durchlaufen und erst eine berufliche Entscheidung zu treffen, wenn die Emotionen überwunden waren. Betroffenen Gründerinnen rät sie: „Such dir Unterstützung von deinem Partner, deinen Freunden. Wenn das nicht geht, hol dir einen Hund, der dich zum Rausgehen zwingt. Aber sei dir bewusst: der Einzige, der dich wieder rausbringt, bist du selbst.“ Die wichtigste Erkenntnis war für sie, „endlich Zeit mit Familie und Freunden zu haben und mich an den kleinen Dingen zu erfreuen.“

Nach einer selbst verordneten neunmonatigen Auszeit zur Neuorientierung gründete Jasmin Taylor im Herbst 2018 mit einem Geschäftspartner die Seelandhaus GmbH, um sich einen langgehegten Traum zu erfüllen: Hotels zu betreiben. „Mein Wunsch nach einem eigenen Hotel war immer vorhanden, ich hatte nur nie Zeit gehabt, ihn zu verwirklichen“, sagt sie. Im kommenden Herbst wird das Seedorf, eine Ferienanlage im Spreewald, eröffnet, 2020 ist die Eröffnung eines luxuriösen Seehotels am Schwielochsee geplant. Inzwischen empfindet sie die Insolvenz nicht mehr als Scheitern: „Im Gegenteil: ich fühle mich glücklicher als davor.“ Jasmin Taylor sieht sich als Wegbereiterin für eine konstruktive Scheiterkultur: Auf der herCAREER klärt sie auf, wie das Scheitern zur vielleicht essentiellsten Lernphase im Leben einer Unternehmerin wird.

Auf der herCAREER vom 10. bis 11. Oktober 2019 in München erzählt Jasmin Taylor im Vortrag „Get up. Dress up. Show up. And never give up“ und im MeetUp „Weil  Liegenbleiben keine Option ist. Wie Scheitern zur wichtigen Lernerfahrung wird” über ihre persönlichen Erfahrungen des Scheiterns und ihren Weg in den Neustart als Unternehmerin.

Über die Person

Jasmin Taylor kam mit 17 Jahren nach Deutschland, brachte sich die Sprache selbst bei und absolvierte vier Jahre später ihr Abitur. Danach lebte sie in den USA, wo sie einen Bachelor in Psychologie sowie einen Master in Human Relations erlangte.

In der Tourismus-Branche wurde sie bekannt als Gründerin des Reiseveranstalters JT Touristik und avancierte Sie unter die Top 10 der deutschen Veranstalter. Im Herbst 2017 erfolgte mit der Insolvenz von JT Touristik ein Rückschlag. Nach dem Ausscheiden einer großen Veranstalterversicherung aus der Branche war es ihr nicht mehr möglich gewesen, eine entsprechende Anschlussversicherung zu finden, um das Geschäft lukrativ weiter zu betreiben. Dennoch gelang es Jasmin Taylor, ihr Unternehmen an Lidl zu verkaufen, so dass alle Mitarbeiter übernommen.

Ein Jahr nach der Insolvenz erfand sie sich schließlich neu, indem sie die Seelandhaus GmbH gründete. Das Unternehmen erwirbt, entwickelt, bebaut Seegrundstücke und schafft Urlaubsresorts in einzigartiger Lage. Das Portfolio des Unternehmens umfasst derzeitig zwei Anlagen im Spreewald: Das Seehotel am Schwielochsee als Hideaway der Luxuskategorie – sowie Das Seedorf in Neuendorf am See als Feriendorf der gehobenen mittleren Kategorie.

Im Interview mit der herCAREER verriet Jasmin Taylor, wie sie ihre Insolvenz erlebt hat und was sie daraus für sich gelernt hat.