„Aufschrei von Top-Managerinnen: ‘Frauenquote jetzt und ohne Kompromisse’“, titelt das Handelsblatt. Heute ist #CrunchTime in Brüssel, so Claudia Oeking bei LinkedIn. Im sogenannten Trilog zwischen EU-Parlament, EU-Kommission und EU-Rat wird über den Richtlinienvorschlag entschieden, den Ursula von der Leyen und Emmanuel Macron im März vorgestellt und für den sich dann auch die EU-Minister ausgesprochen hatten. Darin ist u.a. eine Frauenquote in Höhe von 40 % für die Aufsichtsräte aller Unternehmen in der EU vorgesehen.

Streitpunkte sind noch:

  • ob eine Prozentzahl festgelegt wird, die als Ziel erreicht werden muss, oder ob es als ausreichend angesehen wird, dass eine Entwicklung hin zu einer bestimmten Zahl stattfindet;

  • Sonderregelungen für Länder, die schon eine Quotenregelung haben;

  • für welche Unternehmen die Vorgaben gelten sollen;

  • der Zeitpunkt der Umsetzung: ob die Richtlinie schon 2024 oder 2025 oder erst 2027 verpflichtend sein soll.

„Für alle Quotenmuffel: Es ist eine Quote, die sicherstellen soll, dass kein Geschlecht – weder Männer noch Frauen – in einem Aufsichtsrat ein starkes Übergewicht haben soll. Und: Wir möchten sie eigentlich alle nicht. Aber wir haben über die Jahrzehnte gesehen, dass es ohne nicht geht. (…) Weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten“, so Claudia Oeking.

Silvana Koch-Mehrin bei LinkedIn: „Über all die Jahre haben wir gesehen, dass sich ohne Quoten wenig bewegt. Um die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern, braucht die Wirtschaft Vielfalt. Daher führt jetzt kein Weg mehr an der Quote als Durchgangsstadium vorbei. (…)“

Jutta Allmendiger bei Twitter: „Es braucht mehr Frauen in Führungspositionen. Aus Gründen der Gerechtigkeit, des sozialen Miteinanders und des wirtschaftlichen Wohlergehens. (…)“

Schon 2010 schrieb die Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt: „Aber es geht bei diesem Abwehrgefecht nicht allein um die Verteidigung der Führungsebenen gegen weibliche Infiltration. Man fürchtet viel Schlimmeres: dass die gesamte Statik der Arbeitswelt, (…) in sich zusammenfallen könnte, wenn Frauen vermehrt das Sagen hätten und dann vielleicht damit beginnen würden, die Arbeitsstrukturen zu verändern, um sie mit dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie, (…) kompatibel zu machen. (…) Die stärkere Berücksichtigung sozialer Bedürfnisse aber widerspricht den Kapitalinteressen nach steter Steigerung der Arbeitsproduktivität (…). Die Verteidigung der Männerbastionen in den Führungsetagen dient also neben der männlichen Selbstgefälligkeit vor allem dazu, die Macht des Kapitals zu behaupten. (…) Letztlich aber können die Frauen auch hier nur sich selber helfen (…). Nur wenn sie sich wieder einmal zusammenschließen, wenn sie die Forderung nach Gleichstellung im Arbeitsleben, nach Lohngleichheit und nach der Besetzung auch von Spitzenpositionen in der Wirtschaft mit Frauen auf ihre Fahnen schreiben und (…) Druck ausüben, (…) wird sich hier Entscheidendes bewegen.“

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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