Wir leben im Zeitalter der Einsamkeit, sagt Noreena Hertz. Der Mensch ist dem Menschen… Ja, was eigentlich?

Noreena Hertz: „Wir sehen uns mittlerweile eher als Konsumenten statt als Bürger. Als Geschäftemacher statt Helfer. Als Konkurrenten, statt Verbündete. Und natürlich, so ein Denken bringt uns ganz zwangsläufig dazu, dass wir uns als Gesellschaft insgesamt isolierter fühlen, unverbundener und einsamer.“

Noreena Hertz ist Professorin für Ökonomie. Frontfrau der Globalisierungskritik. Sie lehrt am renommierten University College London. Und forscht seit Jahren zu #Einsamkeit. Für sie eines der drängenden Probleme unserer Zeit. Eine globale Einsamkeitskrise im Verborgenen, nennt sie es in ihrem Buch. Es gehe um so viel mehr als nur um fehlende Nähe und Intimität.

„Für mich ist Einsamkeit genauso politisch wie persönlich“, sagt Hertz. „Es ist ein existenzieller Zustand. Das Gefühl, nicht nur von unseren Freunden und unserer Familie isoliert zu sein, sondern auch von unserer Regierung, von unserem Arbeitgeber. Das Gefühl, unsichtbar zu sein.“

„Der Neoliberalismus ist uns tief unter die Haut gegangen“, sagt die Wissenschaftlerin. „Darum wertschätzen wir als Gesellschaft zunehmend Qualitäten wie Konkurrenzdenken, Rücksichtslosigkeit und ‚Gewinnen‘ – zu Lasten von gegenseitiger #Fürsorge, #Mitgefühl, #Freundlichkeit

Doch wie kann das „Wir“ zurückerobert werden – in einer fragmentierten, zerfaserten Welt? Mit einem Kapitalismus, der auch auf Herz und Seele zielt. Aber indem er das Gemeinwohl über alles stellt, sagt Noreena Hertz. Gemeinschaftsfreundliche Unternehmen bekommen dann Steuererleichterungen und Prämien. Soziale Berufe hohe Gehälter, multinationale Konzerne und das obere Prozent werden hart besteuert, lokale Geschäfte bevorteilt.

„Wenn Regierungen die herrschende Einsamkeit wirklich ernsthaft verringern wollen und die Menschen wieder in Verbindung miteinander bringen wollen, dann müssen sie anfangen, Erfolg anders zu messen“, sagt Hertz. Nachzulesen auf Das Erste nachzulesen.

Spannend:
Seit 2018 haben die Briten ein #Einsamkeitsministerium. In diesen Zeiten ist es gefragter denn je. Braucht auch Deutschland eine solche Institution? fragt der Tagesspiegel.

herVIEW - Natascha Hoffner

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 26.10.2023