Nicht nur die Covid-19-Zeit hatte ihre Chaos-Momente. Immer wieder überrascht uns in unserem Leben und Business Unerwartetes, bringt unsere Pläne durcheinander, stellt unsere Hoffnungen auf den Kopf und fordert uns heraus. Wir entscheiden uns nicht freiwillig für diese Situationen oder melden uns dafür. Doch dann sind sie plötzlich da. Aus heiterem Himmel prasseln Fragen, Hindernisse, Sackgassen und sogar Niederlagen auf uns ein. Nun den Kopf einziehen gilt nicht. Hier erfährst Du, wie es gelingt, mitten im Sturm handlungsfähig zu bleiben und was es braucht, um Deine Aufstehmentalität zu stärken.

„Wenn wir die Dinge so ansehen, wie sie sind, statt wie sie sein sollten, kann es bedeutend besser gelingen, den Exit aus dem Gedankenkarussell zu finden.“

herCAREER: Wie gehen wir mit all dem Unerwartetem um, das unsere Pläne durcheinanderbringt?

Birgit Kersten-Regenstein: Diese Frage ist sicher sehr komplex und hat viele verschiedene Schattierungen. Doch um es hier besser einordnen zu können, versuche ich es etwas komprimierter darzustellen. In der Regel greifen wir in diesen Situationen auf das zurück, was wir gelernt haben. Das bedeutet, eigentlich erfinden wir uns in herausfordernden Situationen erst mal überhaupt nicht neu, sondern greifen auf vermeintlich und bisher wahrscheinlich erfolgreiche Strategien zurück. Das führt dazu, dass diejenige z. B., die in Stresssituationen für ihre Unzufriedenheit kein Blatt vor den Mund nimmt und eher die Verantwortung bei anderen sucht, anderen herausfordernden Umständen, wie z. B. denen in den letzten 1,5 Jahren genauso begegnen wird. Natürlich ist uns allen klar, dass lautes Schimpfen und sich über die vermeintlich Verantwortlichen und deren Inkompetenz beschweren zunächst einmal nicht hilft, doch tatsächlich erleben Menschen mit dieser Bewältigungsstrategie eine vermeintliche Erleichterung ihres inneren Gefühlschaos. Eine andere wird eher unter Stress und herausfordernden Situationen still, vielleicht sogar ausweichend, indem sie die Dinge um sich herum ignoriert, so tut, als ob nichts wäre oder gar die Umstände verharmlost. Auch diese beschwichtigende Strategie ist aus unserer Biografie mitgebracht und hat uns in dem einen oder anderen Moment davor vielleicht bewahrt, mitten ins Feuer zu geraten. Doch auch hier ist schnell klar, dass die Situation zu verharmlosen oder nach der Vogel-Strauß-Strategie den Kopf in den Sand zu stecken, nicht wirklich hilfreich ist, um den Umständen zu begegnen und sie zu gestalten. Eine noch andere Art, sich mit Unerwartetem auseinanderzusetzen, ist die pragmatische Analyse. Sich mit Zahlen, Daten und Fakten auseinanderzusetzen und möglichst wenig den eigenen Gefühlen Raum zu geben, gibt auf den ersten Blick sicher der einen oder der anderen Sicherheit. Doch auch hier wissen wir, dass das ggfs. tägliche, detaillierte Studieren z. B. der RKI-Daten die Situation als solche nicht entschärft und den Umgang mit den eigenen, nun durcheinandergebrachten Plänen wenig kreativ werden lässt. Alle hier genannten Strategien sind im Hinblick auf das Verhalten und den inneren Prozess inkongruent und damit instabil.

herCAREER: Wie gelingt es, mitten im Sturm aus Sackgassen, Hindernissen oder sogar Niederlagen handlungsfähig zu sein?

Birgit Kersten-Regenstein: Jede Sackgasse, jedes Hindernis oder gar eine Niederlage bedeutet für uns alle, dass es erst mal nicht so weitergehen kann, wie es bisher war. Mit den Strategien, die ich eben beschrieben habe, wird die Situation als solche ja nun auch nicht wirklich besser. Um aus dem Schimpfen, dem Frustriert-Sein, dem Sich-Verstecken, dem Bagatellisieren oder dem verkopften Analysieren herauszukommen, ist eine andere Haltung von wesentlicher Bedeutung: Akzeptiere, dass es ist, wie es ist. Statt sich in Hätte-Szenarien oder in Wäre-besser-gewesen-Wünschen zu verstricken, braucht es hier statt einer rückwärtsgewandten Denkweise eine, die sich mit dem Moment auseinandersetzt. Es ist, wie es ist – eine Haltung, die ohne Bewertung den Kopf frei werden lässt, sodass wir darüber dann langsam auch die Emotionen dahin lenken können, wo sie uns nicht mehr im Weg stehen, uns begrenzen oder verängstigen. Wenn wir die Dinge so ansehen, wie sie sind, statt wie sie sein sollten, kann es bedeutend besser gelingen, den Exit aus dem Gedankenkarussell zu finden. Wir entdecken plötzlich einen Weg aus der Opferhaltung. Wir verändern den Fokus vom sogenannten Betroffenheitsbereich zum sogenannten Gestaltungsbereich und fragen uns nun, was können wir mit dem tun, was sich uns gerade in den Weg stellt.

herCAREER: Wie können wir unsere Aufstehmentalität stärken?

Birgit Kersten-Regenstein: Ich denke es gibt hier drei Aspekte, die uns unterstützen, im zielgerichteten Handeln zu bleiben und auch in Herausforderungen wirksam zu sein:

  1. Nimm Deine Gefühle und Deine Ängste ernst, denn sie sind Teil der Situation. Da, wo sie als solche von uns akzeptiert werden, stehen sie nicht im Weg oder bündeln Kraft, sie zu unterdrücken. Das, was ausgesprochen wird, kann bearbeitet werden. Und damit gelangen wir in ein kongruentes Verhalten.
  2. Distanziere Dich von den Dingen und Umständen, auf die Du keinen Einfluss hast und konzentriere Dich auf das, was Du verändern und gestalten kannst. Dann ist es nur noch Randmusik, was das RKI sagt oder Kollegen machen, und Du findest neue Wege. Regenwetter kannst Du ja auch nicht ändern, aber wählst entsprechend andere Kleidung als am Sommertag.
  3. Schau Dir genau an, wer in Deinem Umfeld für Dich förderlich ist, um zu gestalten und wer Dich gerne in eine Lamentierspirale oder ins Klagen manövriert. Verabschiede Dich von diesen Menschen und suche Dir wohltuende Sparringspartner. Die Entscheidung liegt ja bei Dir, wenn Du gestaltend unterwegs sein möchtest.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Leadership und Persönlichkeit
  • Konflikte
  • Position beziehen und eigenes Standing stärken
  • Klartext reden
  • Resilienz und Aufstehmentalität

herCAREER: Würden Sie auch als Mentor:in in der herCAREER-Community fungieren und wenn ja, welche Frauen würden Sie sich als Mentee wünschen?

Birgit Kersten-Regenstein: Meine Wunsch-Mentee ist eine Frau, die eigentlich weiß, was sie will, doch zurzeit den Exit aus ihrer Situation nicht findet. 25 – 45 Jahre, beruflich weitestgehend aufgestellt oder sogar in Führungsposition.

Nutzen Sie eine der Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die die Interviewpartner:in angegebenen hat, und beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community.

Über die Person

Birgit Kersten-Regenstein begleitet seit 2006 als Trainerin und systemischer Coach Führungskräfte auf den unterschiedlichsten Ebenen und Teams, die sich in die Sackgasse manövriert haben. Sie unterstützt Menschen, die sich neu in ihren Herausforderungen sortieren möchten und ihre eigene Resilienz stärken wollen. Dabei geht es ihr immer um die jeweiligen Persönlichkeiten in ihren unterschiedlichsten Facetten. In unseren individuellen Geschichten kann unsere Persönlichkeit schon mal in die Schieflage geraten – durch überraschende Umstände, undurchsichtige Situationen oder Beziehungen und durch eigene Antreiber, die wir versäumt haben loszulassen. Mit einer schizophrenen Mutter aufgewachsen, mit ihrem Mann durch zwei Insolvenzen gegangen und ihre Tochter durch ihre Krebsdiagnose begleitet – sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie über Widerstandsfähigkeit, Nehmerqualitäten und innere Unabhängigkeit redet. Leider entwickeln sich charismatische Identität und beeindruckende Persönlichkeit nicht im Weichspülgang. Sie braucht und sucht Reibung, Reflexion und Mut. Deswegen brennt Birgit Kersten-Regenstein dafür, Menschen in ihrer inneren Unabhängigkeit zu stärken. Persönlichkeit geht eben nur mit 100 Prozent, alles andere ist halb gar. Neben ihrem Know-how als Trainerin und Coach dockt sie auch an ihre Erfahrungen als Krankenschwester, Politikwissenschaftlerin, Unternehmerin und Founderin an. Darüber hinaus liebt sie ihre Familie, CrossFit und das Ehrenamt.

Dieses LiveTrainingCenter ist Teil der herCAREER 2021, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.

Beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community und nutzen Sie eine Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die der/die Interviewpartner/in angegebenen hat. Das Angebot für ein Sparring bezieht sich auf einen lockerer Austausch. herCAREER fungiert damit als Brückenbauerin. Nehmen Sie gerne die Einladung für den Austausch an. Sie müssen dafür nichts direkt an Ihre(n) Sparringspartner/in zurückgeben, können sich aber gerne an anderer Stelle im Netzwerk mit Ihrer Expertise einbringen.

Bewerben Sie sich bis zur Deadline mit max. einer DINA4-Seite über sich und ihre Motivation zu dem Mentoring – zusammen mit Ihrem Lebenslauf oder Link auf Ihr Xing- oder LinkedIN-Profil. Nutzen Sie dafür die von dem/der Mentor/in angegebenen Kontaktmöglichkeiten. Die Mentorin steht Ihnen je nach Bedarf für bis zu drei (Video-)Treffen für einen Austausch zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass der/die Mentor/in selbst entscheidet, welche und wie viele Mentees sie zulassen können.

Nutzen Sie die Möglichkeit und bewerben Sie sich! Vielleicht können Sie schon in Kürze ein/e Mentor/in aus der herCAREER-Community an Ihrer Seite wissen.
Einsendeschluss:  30. September 2021