Die Gründe für den Gender Care Gap sind in erster Linie struktureller Natur. Aber auch im Privaten gibt es so einiges, was Paare gemeinsam tun können, damit Partnerin und Partner beruflich erfolgreich sein können. Das weiß auch Michaela Mahler, Projektleiterin Equal Care Munich. Im Interview erklärt sie, warum Equal Care der Schlüssel zu Gleichberechtigung in der Arbeitswelt ist und was sich in der Politik ändern muss, um eine gerechte Aufteilung zu verwirklichen.

„Der Gender Pay Gap bedingt den Gender Care Gap und umgekehrt. Ein Teufelskreis.“

herCAREER: Welche Argumente gegen eine gerechte Aufteilung von Care-Arbeit in der Partnerschaft hörst du am häufigsten?

Michaela Mahler: Wenn es in einer Beziehung Kinder gibt, hört man tatsächlich am häufigsten das Argument, der Partner verdiene viel besser, deshalb sei es plausibel, dass er in Vollzeit arbeitet und die Partnerin nur in Teilzeit, so dass sie sich überwiegend um die Kinder und den Haushalt kümmert.

herCAREER: Wie würdest du solche Argumente entkräften – ebenso wie praktische Einwände von Partner:innen, warum sie nicht ihren gleichwertigen Care-Anteil übernehmen können?

Michaela Mahler: Diese feste Rollenverteilung führt dazu, dass der Gender Pay Gap, der ja als Argument angeführt wird, noch größer wird. Der Gender Pay Gap bedingt also den Gender Care Gap und umgekehrt. Ein Teufelskreis. Wenn man eine Beziehung auf Augenhöhe führen möchte, ist es ratsam, sich zu überlegen, ob es nicht doch einen finanziellen Spielraum gibt, so dass beide Partner:innen in Teilzeit arbeiten und sich dann auch die Care-Arbeit entsprechend aufteilen können.

herCAREER: Warum ist Equal Care der Schlüssel zu Gleichberechtigung in der Arbeitswelt? Und was muss sich in der Politik ändern, um eine gerechte Aufteilung zu verwirklichen?

Michaela Mahler: Solange Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer, werden sie auf dem Arbeitsmarkt zweite Wahl bleiben und schlechtere Aussichten auf gute Positionen haben. Die Ursachen dafür sind überwiegend struktureller Natur, so dass ein grundlegendes Umdenken in den Unternehmen erforderlich ist. Flankiert werden muss das Ganze unbedingt durch politische Maßnahmen. Die 30-Stunden-Vollzeit, die von manchen Gewerkschaften gefordert und von vielen progressiven Akteur:innen befürwortet wird, könnte da ein Game Changer sein: Mütter wären mit einem 30-Stunden-Job nicht mehr die Ausnahme und Väter hätten automatisch mehr Zeit für Care-Arbeit. Und zwar nicht, um die Partnerin bei der Care-Arbeit zu entlasten, wie es manchmal heißt – sondern damit sich Partner und Partnerin die Care-Arbeit auf Augenhöhe gerecht aufteilen.

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  • Equal Care
  • Demokratie

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Über die Person

Michaela Mahler ist Soziologin und freie Autorin. Bei der Bürgerstiftung München leitet sie das Projekt Equal Care Munich, bei der Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN) koordiniert sie die Manufaktur 7, die sich mit den Themen Ungleichheit, Armut, Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte befasst und den Equal Care Day in München mit ausrichtet. Sie promoviert an der Universität Augsburg zum Demokratiebegriff in Transformationsstaaten und befasst sich mit der Analyse öffentlicher Diskurse. Zuvor war sie mehrere Jahre bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bulgarien verantwortlich für Projekte zu nachhaltiger Entwicklung und Medienfreiheit. Michaela Mahler lebt mit ihrer Familie in München.

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