„Viele Paare, die gleichberechtigt leben wollen, scheitern am Ende. Spätestens, wenn sie ein Kind bekommen. Wie klärt man die gemeinsamen Finanzen rechtzeitig und gerecht?“, fragt Sophie Kobel bei SZ Jetzt.
In der Lebensphase um die 30, in der viele Paare ein Kind erwarten, entscheide sich meist auch, wie die berufliche Laufbahn sich langfristig entwickelt.
Nur jeder zehnte Vater in Deutschland nimmt länger als zwei Monate Elternzeit; im Schnitt sind es bei Männern dreieinhalb Monate. Eine Karriere „verzeihe“ eine solche kurze Pause. „Doch verzeiht sie auch die 14,6 Monate Mutterschutz und Elternzeit, die Frauen im Vergleich in Anspruch nehmen? Viele Mütter können oder wollen nach der Geburt des Kindes nicht mehr zurück in ihre Vollzeitjobs: In Deutschland arbeiten etwa zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter dauerhaft in Teilzeit.“ Die Folge: Frauen sind im Alter deutlich schlechter versorgt als Männer.
Auch Paare mit klaren Vorstellungen von Gleichberechtigung werfen sie nach der Geburt eines Kindes nicht selten über den Haufen, so die Autorin. „Sie unterschätzen, was für ein dramatischer Einschnitt ein Baby im Leben von Paaren ist“, sagt die Soziologin Katja Rost. Die Arbeitsbelastung durch das Kind sei oft zu groß, um noch zwei Vollzeitjobs leisten zu können. So strukturiere manches Paar nach einigen Monaten den Alltag um und lande doch wieder bei der klassischen Rollenverteilung (erst recht, wenn der eine – besser bezahlte – Vollzeitjob mehr einbringt als zwei Teilzeitjobs).
Doch Studien zeigten: „Je länger man aussteigt, desto schwieriger wird es.“ Für eine Mutter, die längere Zeit nicht Vollzeit arbeitet, sei es wichtig, dass das Paar gemeinsam Vorsorge trifft, z.B. indem der Vater in die Rentenversicherung der Partnerin einzahlt.
Gerade für nicht verheiratete Frauen könne eine spätere Trennung sonst fatal ausgehen. „Beide sollten immer die Hälfte von dem bekommen, was in der gesamten gemeinsamen Zeit erwirtschaftet wurde“, so Rost. Das müsse vorher schriftlich festgehalten werden, in einem Partnerschaftsvertrag, der auch Höhe und Dauer der Unterhaltszahlungen regeln könnte. Die Familienrechtlerin Angelika Nake rät: „Vereinbarungen, die man über ein Kind trifft, das es noch gar nicht gibt, sind gute Vereinbarungen. Weil man ganz anders darüber redet.“ Oft dächten Paare, sie hätten ähnliche Lebensplanungen – ohne darüber konkret gesprochen zu haben. Wie unterschiedlich die Vorstellungen sind, merkten sie erst, wenn bereits ein Kind da ist.
Eheverträge – häufig vom finanzstärkeren Partner gewünscht – benachteiligten jedoch oft die Frauen. Diese sollten darin nicht auf Ansprüche verzichten, die das Recht grundsätzlich vorsieht. Wenn schon Ehevertrag, müssten darin Nachteile ausgeglichen werden – auch langfristige, die in den Lebensjahrzehnten danach zum Tragen kommen.
Die goldene Regel:„Frauen sollten schon ganz am Anfang der Beziehung klar sagen, wie sie sich ein Leben als Familie später einmal vorstellen.“
Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 16.05.2024