„Tatort Zuhause: Jede dritte Frau in Deutschland erfährt Gewalt“, titelte FOCUS Magazin letzte Woche. „Hier fordern 45 betroffene Frauen, dass endlich darüber gesprochen wird. Denn Schweigen beschämt die Opfer. Und schützt die Täter.“

Eine der 45 Frauen sagt: „Ich entspreche nicht dem Klischee dessen, wie sich die Gesellschaft ein Opfer vorstellt. Aber wie sieht denn bitte ein Opfer aus? Zerbrecht doch die Klischees! Jede kann die Nächste sein.“

#DieNächste: Schon vor der Focus-Titelgeschichte gründeten fünf betroffene Frauen die Initiative mit diesem Hashtag. Auch sie passten nicht in das Klischeebild, schreiben sie auf ihrer Website.

„Häusliche Gewalt passiert mitten in unserer Gesellschaft.” Sie haben die anderen 40 Frauen gefunden, die im Focus ihre Geschichte erzählen. „Häusliche Gewalt ist kein Thema sozialer Randgruppen“, heißt es auch im Text zu einer Sendung von NANO (ZDF) darüber. (Anzumerken ist aber, dass Gewalt natürlich AUCH ein Thema sozialer Randgruppen ist – ein Übel also gleichermaßen in allen Teilen der Gesellschaft!)

Das Problem sind nicht die Frauen, so die Initiatorinnen von #DieNächste, „sondern die Täter und eine Gesellschaft, die wegschaut und die Stigmatisierung Betroffener zulässt“.

Die 45 Frauen berichten von Ignoranz und Unverständnis, auf das sie in ihrem Umfeld stießen: Man glaubte ihnen nicht, unterstellte, sie hätten die Gewalt provoziert, oder fragte, warum sie sich nicht einfach trennten.
„Die Scham der Frauen ist oft so groß“, meint eine von ihnen. „Ich möchte ihnen sagen: Ihr müsst euch nicht schämen. Viele suchen aus Verunsicherung den Fehler bei sich selbst. Dabei ist einzig und allein der Täter schuld. Habt den Mut, ein neues Leben anzufangen – wie schwer der Weg auch sein mag.“

Vielen der Frauen war erst allmählich klargeworden, dass es nicht um Liebe ging, sondern um Macht; dass es Machtmissbrauch war, was sie erlebten. Überdeutlich wird das auch bei anderen Fällen, die kürzlich ans Licht kamen – wie die Geschehnisse in einer bekannten Rockband.

Wirbel macht zudem eine Studie von Plan International, laut der es für jeden dritten Mann akzeptabel ist, im Streit mit der Partnerin handgreiflich zu werden. „Ebenso geben 34 Prozent an, dass sie schon mal Gewalt angewandt haben, um einer Frau Respekt einzuflößen. Zudem findet es fast die Hälfte wichtig, in einer Partnerschaft immer das letzte Wort zu haben.“

„Wir alle kennen auch Täter“, schreibt Isabelle Hoyer bei LinkedIn. „Es kann nicht anders sein, auch wenn der Gedanke grauenvoll ist. Nachbarn, Kollegen, Vorgesetzte, Verwandte, Freunde, LinkedIn-Kontakte. Sie lesen den Focus-Titel und Posts wie diesen hier genau wie alle anderen. Was denken sie, wenn sie das lesen? Wie rechtfertigen sie ihr Verhalten, ihre Gewalt?”

Anna Sophie Herken, eine der Initiatorinnen, ruft auf: „Wir brechen das Schweigen. Seid Teil der Bewegung #DieNächste.“

Wir von #herCAREER stehen voll dahinter und unterstützen diese so wichtige Initiative von Herzen!

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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