Transformation ist ein Thema, das bei Christine Schult immer und überall präsent ist: in ihrer Beratungstätigkeit im Finanz- und Treasury-Bereich, in ihrer eigenen Karriere und auch beim Thema Leadership. Was die Senior Managerin dadurch gelernt hat: Es ist wichtig, immer auf Veränderungen vorbereitet zu sein. Das kann man lernen – und von Anfang an etwas dafür tun, dass eine Transformation nie etwas Bedrohliches ist, sondern immer eine Chance. „Warte nicht, bis Du an der Reihe bist, sondern stell Dich selbst in die Reihe!“

„Das Neue sollte man nicht als etwas Negatives sehen, sondern als Chance, aus der man etwas machen kann.“

herCAREER: Vor Veränderungen haben viele von uns Angst. Dabei wirken ständig Umbrüche auf uns ein – im Beruf, in der Gesellschaft, im Privaten. Wie gelingt es damit umzugehen, und zu erkennen, dass jede Transformation auch eine Chance ist?

Christine Schult: Veränderungen liegen ja oft nicht in der eigenen Hand. Das heißt, man muss sich vorbereiten, dass jederzeit ein Umbruch passieren kann. Wichtig ist, dass man am eigenen Mindset arbeitet und offen für Veränderungen ist. Das Neue sollte man nicht als etwas Negatives sehen, sondern als Chance, aus der man etwas machen kann. Hilfreich ist dabei, auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und darauf, dass man mit ihnen etwas Gutes aus den neuen Rahmenbedingungen machen kann – auch wenn ich im Moment vielleicht noch nicht genau weiß, wie. Dieses Vertrauen fehlt vielen, gerade Frauen. Sie sind nicht überzeugt von ihren Skills und lassen sich damit so viele Chancen entgehen! Neue Aufgaben muss man sich zwar zutrauen, aber es bringt nichts, darauf zu warten, bis man das Skill-Level zu 100 Prozent erfüllt – Frauen erwarten sogar oft 140 Prozent. Fangt auch mal mit 80 Prozent an, es wird ja niemand als perfekter Leader geboren.

herCAREER: Welches Learning aus den vielen Transformationsprozessen, die Du durchlebt hast, ist das wertvollste – und wie bringt es Dich täglich weiter?

Christine Schult: Stillstand ist schrecklich. Schrecklich an sich und schrecklich langweilig. Egal wie bequem es in der Komfortzone ist: Irgendwann kommt der Wandel sowieso. Und er zeigt immer, dass es außerhalb der Komfortzone auch schön ist. Wenn eine große Unsicherheit da ist, hilft es, mit kleinen Schritten anzufangen. Mal eine kleinere neue Aufgabe übernehmen, bei neuen Themen am Ball bleiben und sich auch selbst weiterentwickeln. Zum Beispiel in Sachen Digitalisierung: Hier kann ich entweder Angst haben, dass bald Roboter meinen Job übernehmen. Ich kann aber auch die technologische Entwicklung mitgehen, offen dafür sein. Und werde dann merken, dass meine Tätigkeit so mehrwertstiftend ist, dass mich ganz sicher kein Roboter jemals ersetzen kann. Das betrifft aber auch andere Bereiche: Ich bin seit zwei Jahren Mutter. In Teilzeit in meinen Job zurückzukehren war auch eine große Veränderung. Es bedarf einer guten Organisation – und eben immer eines Plan B, denn auch hier ist alles immer der Veränderung unterworfen. Aber es geht.

herCAREER: Welche drei Tipps gibst Du jüngeren Mitarbeiterinnen, damit sie auf Transformationen jeglicher Art immer vorbereitet sind?

Christine Schult: Erstens: Es ist wichtig, sich von Beginn der Karriere an breit aufzustellen, sich in viele unterschiedliche Themenbereiche und Arbeitsfelder einzuarbeiten und sich nicht zu früh zu spezialisieren. Ich habe in meiner Karriere viele unterschiedliche Stationen innerhalb der Unternehmen durchlaufen, so habe ich viel gesehen, viel mitbekommen und ein breites Blickfeld aufgebaut.
Zweitens: Die Dinge proaktiv angehen, das sage ich immer wieder: „Warte nicht, bis Du an der Reihe bist, sondern stell Dich selbst in die Reihe!“ Was ich damit meine: Es nützt nichts, etwas stillschweigend zu ertragen. Gerade Frauen tun das aber oft. Sie sind mit einer Situation unzufrieden und tun das nicht kund. Sie äußern ihre Sorgen nicht, fragen nicht nach der Gehaltserhöhung, der Beförderung, dem Sabbatical. Frauen tendieren eher dazu zu gefallen, nicht aufzufallen, nicht zu laut zu sein. Sie ertragen die Situation – und werden nicht gehört. Doch dann kann sich auch nichts verändern.
Drittens: Keine Transformation ist wie die andere. Das heißt, auf eine Blaupause in der Schublade zurückgreifen kann niemand. Aber: Es hilft, sich vor jeder neuen wichtigen Situation ganz fokussiert vor Augen zu führen – zum Beispiel, indem man mal kurz die Augen schließt und sich wirklich darauf konzentriert – , welches Know-how man hat, was man alles kann und wie das auf die neue Situation passt. Wie ein Werkzeug, das dabei hilft, sich in kritischen Situationen auf die eigenen Fähigkeiten zu verlassen.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst Du im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Finance & Treasury
  • Transformation
  • Digitalisierung
  • Transformational Leadership
  • Women in Consulting

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Über die Person

Christine Schult ist Senior Managerin im Bereich Treasury innerhalb von Risk Advisory bei Deloitte und verantwortet den Bereich Treasury M&A. Gemeinsam mit ihrem Team unterstützt sie Unternehmen im Rahmen von Transformations- und Digitalisierungsprojekten beim Aufbau und bei der Optimierung von Treasury- und Finanzfunktionen. Im Laufe ihrer Karriere hat Christine Schult eine Vielzahl von Transformationsprojekten durchgeführt und Unternehmen unterschiedlicher Branchen bei der strategischen Ausrichtung über die prozessuale Umsetzung bis hin zur Implementierung von Leading Practices und Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit der Treasury- und Finanzorganisation begleitet. Nach ihrem BWL-Studium begann sie ihre Karriere im Corporate Finance Bereich der thyssenkrupp AG. Nach einer Station als Referentin Treasury bei Steinhoff wechselte sie 2016 als Managerin in die Treasury-Beratung von Deloitte. Der Wechsel von einer Linienfunktion auf die Beratungsseite war für sie der logische Schritt, um das Spektrum ihres Aufgabenbereichs deutlich zu erweitern und von einem dynamischen Arbeitsumfeld mit gestaltbarer Vielfalt zu profitieren. Christine Schult ist Mutter eines zweijährigen Sohnes und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Bremen.

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