Viele von uns befassen sich privat bereits intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, wissen aber nicht so recht, wie sie das Thema in ihrem Beruf verwirklichen können. Im MeetUp berichtete Sabine Dineiger von ihren (wenn auch noch nicht so langen) Erfahrungen als Mitarbeiterin einer Nachhaltigkeitsabteilung und Nachhaltigkeitsberaterin und diskutierte mit den Besuchern/-innen: Welche Möglichkeiten gibt es, um sich dem Thema Nachhaltigkeit beruflich zu nähern? Was sind typische Karrierewege mit Nachhaltigkeitsbezug? Welche Möglichkeiten gibt es, in einem „normalen“ Job mehr Nachhaltigkeit zu schaffen?

„Mein Tipp ist, auf verschiedenen Ebenen und Kanälen zu suchen.“

herCAREER: Wie finde ich einen Job im Nachhaltigkeitsumfeld?

Dineiger: Mein Tipp ist, auf verschiedenen Ebenen und Kanälen zu suchen. Da das Feld „Nachhaltigkeit“ groß ist, sollte der- oder diejenige sich zunächst Gedanken darüber machen, ob es eher in die Richtung soziale Nachhaltigkeit gehen soll oder eher in die umwelt-technische oder aber in die regulatorisch-planerische Richtung (z. B. Umweltbehörden). Danach würde ich gezielt in Messe- und Ausstellerverzeichnissen, einschlägigen Portalen und Verbänden (z. B. Utopia.de, B.A.U.M. o.ä.) und natürlich auch über Jobbörsen im Internet nach geeigneten Firmen und Stellen suchen. In vielen Firmen gibt es mittlerweile Nachhaltigkeitsabteilungen; wenn man jemanden im Unternehmen kennt, kann auch eine Empfehlung eine gute Möglichkeit sein, um an einen Job im Nachhaltigkeitsumfeld zu kommen. Studenten/Absolventen rate ich, gezielt Praktika mit Nachhaltigkeitsbezug zu machen. Dies ist oft ein wichtiger Faktor, der ausschlaggebend ist, um sich bei einer Bewerbung durchzusetzen.

herCAREER: Welche Fähigkeiten oder Soft-Skills sollte ich für einen Karriereweg im Nachhaltigkeitsbereich mitbringen?

Dineiger: Da das Thema Nachhaltigkeit sehr schnell sehr komplex wird und es meistens keine einfachen Lösungen dafür gibt, ist es aus meiner Sicht besonders wichtig, dass man das Große und Ganze überblicken und aus betriebswirtschaftlicher Sicht verstehen kann. Das kann bedeuten, dass man antizipieren muss, welche Auswirkung man mit seiner Tätigkeit auf andere Fachbereiche hat, Auswirkungen auf Lieferketten versteht oder wie sich „mehr Nachhaltigkeit“ im Unternehmen auf Kostenstrukturen auswirkt. Dann ist es wichtig, dass man gut für „seine Sache“, also die Nachhaltigkeitsthemen, argumentieren und kommunizieren kann und deren Mehrwert für das Unternehmen/Organisation darlegt. Zudem ist es wichtig, dass man eine gute Portion Frustrationstoleranz und Willensstärke mitbringt, um Kollegen, die dem Thema skeptisch gegenüber stehen, doch davon zu überzeugen und mitzunehmen. Aus meiner Erfahrung sind an der Stelle auch Begeisterungsfähigkeit und das „Brennen“ für das Thema weitere wichtige Soft Skills.

herCAREER: Wie kann ich auch in einem nicht konkreten Nachhaltigkeitsjob Nachhaltigkeit einbringen oder etablieren?

Dineiger: Auf Abteilungsebene kann man durch kleine Maßnahmen Verbesserungen erzielen. Wichtig ist, die Kollegen dabei mitzunehmen, um einen großen Effekt zu erzielen. Als Beispiele könnte man die Einführung von Mülltrennung am Arbeitsplatz nennen, das Bewusstmachen, wo überall Energie eingespart werden kann oder wie man die Menge an „to-go“- Verpackungen in der Mittagspause reduziert. Solche Maßnahmen kann man eigentlich relativ leicht in jedem Job umsetzen. Sofern im Unternehmen Offenheit gegenüber dem Thema besteht, kann man auch systemischere Vorschläge an seine Vorgesetzten herantragen, z. B. Anregungen zur Umstellung von Lieferketten, Einführung von Umweltmanagementsystemen wie EMAS, Umstellung der Betriebskantine auf regional/bio, nachhaltige Beschaffung von Bürobedarf, Optimierung der Firmenflotte sowie soziale Themen wie Betriebskindergärten oder Sport- und Gesundheitsangebote für Mitarbeiter. Die Liste kann beliebig verlängert werden und die konkreten Maßnahmen hängen natürlich immer davon ab, was das Unternehmen herstellt und in welcher Branche es tätig ist.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Nachhaltigkeit
  • nachhaltige Lieferketten,
  • nachhaltige Rohstoffbeschaffung
  • sustainable development
  • Nachhaltigkeitsmanagement
  • CSR-Richtlinie und Umsetzungsgesetz
  • GRI Standards
  • betriebliches Umweltmanagement

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.

  • Sustainable development
  • Nachhaltigkeit
  • Kognitive Dissonanz/Nudging
  • Change Management
  • Entrepreneurship
  • Umgang mit Fehlern/Fehlerkultur
  • Unternehmensklima
  • Lebensmittel
  • Medizintechnik

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Während meines Studiums der Technischen BWL habe ich meine Leidenschaft für Nachhaltigkeit, Umwelt und Sustainable Development entdeckt und kurzerhand nebenher noch Sustainable Ressource Management studiert. Nach meinem Studium habe ich Erfahrungen als Nachhaltigkeitsmanager in der Biobranche und als Nachhaltigkeitsprüfer und -berater in einer Unternehmensberatung gesammelt. Seit September 2019 bin ich Umweltmanager in einem mittelständischen Unternehmen der Medizintechnikbranche. Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex, nicht mehr aus dem Unternehmenskontext weg zu denken und man muss es ganzheitlich betrachten – diese Herausforderung fasziniert mich immer wieder auf’s Neue! Ich freue mich, im Rahmen der herCareer meine Erfahrungen mit euch zu teilen.

Dieses MeetUp wurde präsentiert von nushu Female Business und war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.