Onlineshopping ist so beliebt wie nie zuvor. Ist ja auch bequem: Gewünschte Produkte im Web aussuchen, ein, zwei Klicks, bezahlen, die Ware kommt. Aber ist Onlineshopping auch nachhaltig? Und was ist mit den Retouren? Bei 20 Millionen Stück pro Jahr allein in Deutschland klingt das alles andere als umweltschonend. Shop-Betreiberinnen müssen sich nicht nur fragen, wie ihr Online-Shop nachhaltig werden kann. Sie müssen Lösungen finden. In diesem MeetUp gehen wir darauf ein, wie Bestellungen und Retouren nachhaltig ablaufen und stellen Beispiele vor, die in der Praxis bereits gut funktionieren.

„In manchen Web-Shops lässt sich der CO2-Fußabdruck freiwillig kompensieren“

herCAREER: Schnell mal eben online bestellen: Das ist bequem. Aber ist es auch nachhaltig?

Christiane Manow-Le Ruyet: Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt Web-Shop-Betreiber nicht erst seit gestern. Denn mit der Fülle an Bestellungen – Tendenz steigend – fragen die Besteller zurecht nach nachhaltigen Lösungen. Onlineshopping ist ja auch so einfach. Ein paar Klicks, ein bisschen warten, die Ware trifft direkt vor der Haustür ein. Was die Kunden aber meistens nicht wissen, ist, wie etwa das Paket überhaupt transportiert wurde. Im Sprinter mit Verbrennungsmotor, mit den Elektro-Van, per E-Bike oder musste es erst einmal um den Globus reisen? Beim Auspacken der Ware tut sich gleich die nächste Frage auf. Klamotten in der Plastikhülle – muss das sein? Und was ist mit dem Karton, in dem sich die Waren befanden? Ist er wirklich aus Pappe oder verstecken sich Plastikelemente, die das Recycling schwierig machen? Nachhaltig ist das nicht wirklich. Es gibt aber gute Ansätze. Viele Shop-Betreiber machen sich intensiv Gedanken, entwickeln neue Lösungen, um den E-Commerce nachhaltiger zu gestalten. Trotzdem bleibt noch viel zu tun.

herCAREER: Wie könnten Lösungen für nachhaltigere Online-Shops aussehen?

Christiane Manow-Le Ruyet: Gerade wenn es um Mode geht, werden nach wie vor von einem Kleidungsstück mehrere Größen bestellt. Denn die Größenangaben sind nicht standardisiert. Bei einem Hersteller fällt Größe 38 größer aus, beim anderen kleiner. Logisch, dass da die Kunden einfach mindestens zwei Größen bestellen, in der Hoffnung, dass eine passt. Die andere wird zurückgeschickt – es kostet ja meistens nichts. Abhilfe schaffen genaue Maßangaben und virtuelle Anproben, bei denen die Kunden schon eine Vorstellung bekommen, wie ein Kleidungsstück am Körper aussieht. Zudem ist die Politik gefragt, um Kleidergrößen zu vereinheitlichen – das würde das Retouren-Aufkommen deutlich verringern.

Ein besonderes Augenmerk legen Web-Shop-Betreiber aber auch auf Verpackungen und verzichten immer mehr auf Plastik. Stattdessen verwenden sie nachhaltige und recyclebare Materialien. Zudem gibt es Tests mit wiederverwendbaren Verpackungen. Und in manchen Web-Shops lässt sich der CO2-Fußabdruck freiwillig kompensieren. Für die Höhe des beim Bestellvorgang angefallenen CO2-Ausstoßes wird dann eine freiwillige Gebühr bezahlt. Das Geld fließt in nachhaltige Projekte. Andere wieder nehmen Abstand vom kostenlosen Retourenversand, um Kunden dazu anzuregen, bewusster online zu bestellen – eben nur das, was auch wirklich gebraucht wird. Gerade beim Thema Retouren beschäftigt uns aber auch die Frage, was mit einer Retoure passiert. Wird sie vernichtet, wiederverwendet oder, wenn sie nicht mehr verkauft werden kann, gespendet?  Die Regierung plant dazu ein Retourengesetz. Schon jetzt sorgte der Entwurf für viel Gesprächsstoff. Dadurch wird klar – die eine Lösung, die zu 100 Prozent nachhaltig ist, gibt es noch lange nicht.

herCAREER: Wie laufen Bestellungen und Retouren nachhaltig ab?

Christiane Manow-Le Ruyet: Wie bereits erwähnt, existiert noch keine ultimative Lösung für Bestellung und Retourenabwicklung, die komplett nachhaltig ist. Dazu ist der Bestellvorgang an zu viele einzelne Schritte geknüpft, die genau unter die Lupe genommen werden müssen. Das reicht vom Bestellvorgang an sich, über Lagerhaltung und Logistik bis hin zum Transportweg und die letzte Meile, eben die Lieferung bis vor die Haustür. Bei all diesen Schritten wird CO2 produziert. Web-Shop-Betreiber müssen diese Schritte mit ihren Partnerunternehmen genau durchdeklinieren, um herauszufinden, wie und wo nachhaltiger agiert werden kann. Wenn Online-Kunden dann ebenfalls mithelfen, indem sie bestellen, was sie wirklich brauchen, somit wenig Retouren produzieren und in Shops bestellen, die nachhaltig agieren, ist in punkto Nachhaltigkeit viel gewonnen. Dies lässt sich jedoch mit marktwirtschaftlichen Prinzipien, die auf Gewinnmaximierung basieren, schwer vereinbaren. Allerdings zeigen auch gute Beispiele, dass das Eine das Andere nicht ausschließt.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • E-Commerce
  • Smart Cities – und damit verbunden Nachhaltigkeit

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.

  • Smart Cities in allen Facetten

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Journalistin wollte Christiane Manow-Le Ruyet eigentlich nie werden. Ihre Deutschlehrer in der Schule hätten ihr auch sicher davon abgeraten. Dazu passten ihre literarischen Fähigkeiten zu wenig zu den Vorstellungen der Lehrkörper. Christiane ging deshalb beruflich erst einmal einen anderen Weg: Sie studierte Innenarchitektur an einer Münchener Akademie für Kreative. Trotz der schlechten Erfahrungen als Schülerin zog es sie aber dann doch hin zum geschriebenen Wort und Storytelling. Nach dem Innenarchitektur-Studium absolvierte sie eine Journalisten-Ausbildung und schrieb zunächst über Architektur und Design, bis sie auf Informations-Technologie umsattelte. Und sie lernte zügig. Das anfängliche Fragezeichen in Sachen IT war schnell verschwunden und bald moderierte sie auf Messen und Veranstaltungen, Seminaren und Round Tables über Technik-Themen. Mittlerweile leitet die Kommunikationsexpertin seit zwei Jahren als Chefredakteurin die Geschicke des e-commerce magazins. Zuvor sammelte sie in diversen Positionen als Marketing-Leiterin, Chefredakteurin, Online Redakteurin sowie Content Expertin umfangreiche Erfahrungen bei mittelständischen Unternehmen wie der Rummelsberger Diakonie oder dem Weka-Verlag. Als Kommunikationsberaterin war sie für verschiedene Agenturen und Unternehmen tätig. In dieser Zeit konzipierte sie Magazine und Webauftritte sowie Kommunikationsstrategien und -Produkte, die sie erfolgreich am Markt positionierte. Seit vielen Jahren interessiert sich Christiane ganz besonders für Themen wie E-Commerce, Handel, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Smart Cities. Sie blickt gerne hinter die Kulissen, stellt neugierige Fragen, um herauszufinden, was Menschen interessiert. Und sie fragt sich: Welche Auswirkungen haben technologische Entwicklungen auf den Menschen und sein Umfeld? Wenn sie sich mal nicht mit E-Commerce oder Digitalisierungsfragen beschäftigt, greift die Mutter zweier Teenies gerne zu Stift oder Tablet und zeichnet Sketchnotes. Am liebsten erklärt sie zeichnerisch komplexe Zusammenhänge und erzählt Unternehmergeschichten. So visualisiert sie unter anderem Geschäftsideen von Start-ups. Eben Storytelling durch und durch.

Dieses MeetUp ist Teil der Expert-MeetUps bei der herCAREER 2021.