In Stefans MeetUp lernst du, was genau professionelles Corporate Influencing bedeutet und wie es sich von Influencer-Marketing unterscheidet. Angereichert mit interaktiven Elementen wird dir vermittelt, welche psychologischen Effekte wirken und wie Unternehmen diese systematisch für ihr Employer Branding nutzen können. Stefan gibt Einblicke in seine Praxis als Corporate Influencer, Praxistipps zum Aufbau von erfolgreichen Corporate-Influencer-Programmen im Unternehmen und nennt Dos and Don’ts für HR und Marketing. herCAREER im Interview mit Stefan Scheller, Inhaber, PERSOBLOGGER.DE.
„Die Aussage eines Corporate Influencer kann eine deutlich stärkere Wirkung auf die Bewerbungsabsicht erzielen als jede Arbeitgebermarken-Aussage.“
herCAREER: Was ist aufgrund deiner Erfahrungen das Wichtigste beim professionellen Corporate Influencing? Inwiefern unterscheidet es sich vom Influencer-Marketing?
Stefan Scheller: Das Wichtigste beim Corporate Influencing ist die Eigenständigkeit und Authentizität der Corporate Influencer. Es geht dabei weder um eine reine Reichweitenverstärkung von allgemeinen Marketing-Aktivitäten des Unternehmens noch um das bloße Reposten vorgegebener Inhalte. Vielmehr spielen die individuelle Persönlichkeit und die persönliche Glaubwürdigkeit eine große Rolle.
Der Unterschied liegt darin, dass beim Corporate Influencing die eigenen Mitarbeitenden zu Influencern werden. Beim Influencer-Marketing nutzt das Unternehmen Dritte – nicht Mitarbeitende –, die bereits bei der jeweiligen Zielgruppe eine große Reichweite und Bedeutung als Influencer aufgebaut haben. Corporate Influencer verdienen nichts an ihrer Tätigkeit, sondern üben diese aufgrund der Begeisterung für den eigenen Arbeitgeber aus. Influencer-Marketing ist in der Regel kostspielig, da die Influencer für ihre Aktivitäten bezahlt werden.
Auch beim Thema Glaubwürdigkeit sind deutliche Unterschiede erkennbar. Wem glaubst du mehr: jemandem, der/die aus eigener persönlicher Überzeugung Botschaften sendet und verkörpert – oder Menschen, die für Geld vorgefertigte Botschaften über Unternehmen verbreiten?
herCAREER: Welche psychologischen Effekte können Unternehmen besonders gut für ihr Employer Branding nutzen?
Stefan Scheller: Die Frage, wie es wirklich bei einem Arbeitgeber zugeht, lässt sich über eine pauschale und oft sehr abstrakt oder allgemein gehaltene Arbeitgeber-Markenpositionierung nicht realistisch beantworten. Vielmehr suchen Jobsuchende konkrete Hinweis und „Beweise“, dass die Marketing-Aussagen tatsächlich stimmig sind, und eine „Übersetzung“, was sie im Alltag bedeuten.
Hier besitzen Mitarbeitende als Corporate Influencer eine sehr hohe Glaubwürdigkeit, weil sie mit ihrem Gesicht und Namen für ihre Aussagen stehen. Menschen vertrauen Menschen, nicht Markenaussagen, wenn es um Arbeitgeber geht.
Die Aussage eines Corporate Influencer kann eine deutlich stärkere Wirkung auf die Bewerbungsabsicht erzielen als jede Arbeitgebermarken-Aussage. Wir Menschen sind emotionale Wesen und entscheiden uns dann für einen Arbeitgeber, wenn wir den Eindruck haben, dass die allgemeinen Rahmenbedingungen und Fakten stimmen – wenn wir also ein gutes Gefühl haben und uns mit der Idee, dort zu arbeiten, wohl fühlen.
herCAREER: Wie bauen Unternehmen am besten erfolgreiche Corporate-Influencer-Programme auf, und wo könnten dabei Fallstricke für HR und Marketing liegen?
Stefan Scheller:
- Seien Sie sich schon vor dem Beginn eines Corporate-Influencer-Projekts bewusst, dass Social-Media-Kommunikation immer maximalen Kontrollverlust bedeutet.
- Erstellen Sie Social Media Guidelines, die insbesondere bei rechtlichen Fragestellungen für Klarheit sorgen (was ist wann und wie erlaubt?).
- Beziehen Sie erfahrene Influencer möglichst früh ins Projekt ein, um von deren Erfahrungen zu lernen.
- Halten Sie sich mit jedweden konkreten „Vorgaben“ oder „Richtlinien“ (abgesehen von den genannten Social Media Guidelines zu Rahmenbedingungen) zurück, die festlegen, wer was wann und wie zu veröffentlichen hat!
- Freiwilligkeit ist das oberste Prinzip beim Corporate Influencing.
- Halten Sie alle Mitarbeitenden des Unternehmens auf dem Laufenden und positionieren Sie das Bild der Corporate Influencer weit entfernt von klassischen Vorurteilen wie: „unbezahlte Claqueure“ oder „Klick-Clowns“.
- Setzen Sie auf Qualität der Corporate Influencer, anstatt auf maximale Quantität.
- Ziehen Sie in regelmäßigen Abständen ein Fazit der Aktivitäten im Corporate-Influencer-Programm (Retrospektive).
- Gehen Sie in den Austausch mit anderen Unternehmen zu deren Programmen, vernetzen Sie sich und bilden Sie eine (Lern-)Community.
- Most of all: Wertschätzen Sie die Tätigkeit der Corporate Influencer auf geeignete Weise!
Chancen und Risiken beim Aufbau eines Corporate-Influencer-Programms habe ich ausführlich in meinem weiterführenden Artikel analysiert und mit wertvollen Tipps angereichert.
herCAREER: Bei herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen kannst Du als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?
- Employer Branding
- Personal Marketing
- Recruiting
- Onboarding / Retention
- Personal Branding
- New Work
Zur Kontaktaufnahme bitte die von der Interviewpartner:in angegebenen Möglichkeiten nutzen und sich auf das Interview bei herCAREER-Learn & Connect beziehen.
Über die Person
Stefan Scheller, auch bekannt als „Persoblogger“, ist HR-Influencer und Gründer von PERSOBLOGGER.DE, einer der bekanntesten deutschsprachigen HR-Websites.
Auf der Plattform sind aktuelle Fachinformationen und Artikel, Studien und Infografiken zum Download, ein Eventkalender sowie eine Jobbörse kosten- und anmeldefrei zugänglich. Neben Übersichten rund um die HR-Szene (Blogs, Podcasts und Fachliteratur) werden im Anbieterverzeichnis relevante HR-Dienstleister sowie spannende Startups präsentiert.
Stefans 14-tägiger Podcast „Klartext HR“ ergänzt die vielfältigen Inhalte um ein 15-minütiges Audioformat rund um New Work, Leadership, Digital HR und Lernen. Die „Klartext HR Deepdives“ nehmen sich monatlich ein Thema in der Tiefe vor und finden als Gespräch zu dritt statt.
Seine HR-Lernplattform PERSOBLOGGER CLUB verknüpft interaktive und nachhaltige Lernangebote für HR mit zusätzlichen Leistungen in einem kostenpflichtigen Premium-Bereich.
In seinem Hauptberuf arbeitet Stefan Scheller als HR-Manager der DATEV eG in Nürnberg und berät intern zu Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, New Work und Digital HR und ist einer der bekanntesten Corporate Influencer Deutschlands.
Als mehrfacher Buchautor und Speaker begeistert er sein Publikum auf zahlreichen Konferenzen, HR-Messen sowie bei unternehmensintern gebuchten Vorträgen.
Dieses Interview bezieht sich auf ein MeetUp der herCAREER Expo 2024, Ort und Zeitpunkt findest du im Programm.