Empathie, Kreativität, Organisationstalent und emotionale Intelligenz bringen Unternehmen voran – die Beispiele dafür sind mannigfaltig. Dr. Kristin Vanselow appelliert an Frauen, sich nicht einschüchtern zu lassen und eigene Ideen zu verwirklichen. Sie zeigt, warum Frauen im Zeitalter von Emotionen und User Experience höchstes Innovationspotenzial haben und wie sie dies nutzen können. Sie hat im konzerneigenen Gründerprogramm die Idee zur Axians CO2 Footprint App entwickelt, daraus eine eigene Geschäftseinheit gegründet und verantwortet das Thema Organisationsentwicklung, Portfolio- & Produktmanagement in Deutschland und der Schweiz.

„Innovationen erfordern immer den Willen, für andere Sichtweisen offen zu sein.“

herCAREER: Was hat Sie am meisten inspiriert, am konzerneigenen Gründerprogramm teilzunehmen und die Axians CO2 Footprint App zu entwickeln?

Dr. Kristin Vanselow: Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit liegen mir am Herzen und ich wollte ein Produkt entwickeln, das einen positiven Impact auf die Gesellschaft haben kann. Das Gründerprogramm Leonard des VINCI-Konzerns beschäftigt sich grundsätzlich mit Antworten auf einige der größten Herausforderungen für eigene Konzern-Geschäftsbereiche. Es bietet Unterstützung durch VINCI-Experten und Mentoren aus der Wirtschaft und verfügt über ein beeindruckendes internationales Netzwerk von Professoren und Investoren. Für mich bot sich hier die perfekte Chance, um einen Ort der Interaktion, Beschleunigung und Inspiration zu betreten und meine Idee der CO2 Footprint App zu verwirklichen.

Gleichzeitig ist es mir wichtig, meine eigene Persönlichkeit zum Beispiel durch  Coachings weiterzuentwickeln. Grundsätzlich halte ich Neugierde und Wachstum für etwas sehr Wichtiges und Wertvolles. Stillstand ist der Tod, wie Herbert Grönemeyer schon sang.

herCAREER: Was wird Ihrer Meinung nach benötigt, damit innovativ gearbeitet werden kann und Frauen ihre eigenen Ideen verwirklichen können?

Dr. Kristin Vanselow: Ganz wichtig sind das Vertrauen und die Wertschätzung in die Fähigkeiten der Mitarbeiter:innen. Gerade bei Innovationen ist es von Vorteil, wenn Teams sich selbst strukturieren und gemeinsam entwickeln können, ohne zu sehr eingeschränkt zu werden. Das bedarf natürlich passender Rahmenbedingungen und vor allem des richtigen Mindsets. Innovationen erfordern immer den Willen, für andere Sichtweisen offen zu sein. Gleichzeitig ist es wichtig, eine Anzahl an Supportern auf mehreren Ebenen zu haben, die hinter dem Team und hinter der Idee stehen. Die Unterstützung durch ein Management ist unerlässlich.

herCAREER: Welche Rolle spielt der eigene Werdegang und das Unternehmen, in dem man arbeitet, für das Innovationspotenzial von Frauen?

Dr. Kristin Vanselow: Zur Rolle des eigenen Werdegangs: Grundsätzlich sollte „frau“ sich darüber bewusst sein, welche Stärken und Interessen sie mitbringt, und diese auch nutzen bzw. im richtigen Rollenprofil unterbringen. Das ist unabhängig vom Fachgebiet zu sehen. Ein Hochschulabschluss ist natürlich immer hilfreich, da er eine Eintrittskarte ist, die belegt, dass man Themen eines bestimmten Metiers strukturiert bearbeiten kann. Aber auch das verändert sich im Zuge des Fachkräftemangels und die alten Restriktionen bezüglich der Jobanforderungen weichen auf, wenn man Erfahrung auf einem Fachgebiet mitbringt. Ich persönlich finde es gut, wenn man sich in verschiedenen Jobs ausprobiert hat, da das die Sichtweisen erweitert, Flexibilität beweist und auch bei Gehaltsverhandlungen von Nutzen ist. So wie es früher war, dass man 20 Jahre auf der gleichen Stelle im selben Unternehmen arbeitet, würde ich eher nicht empfehlen.

Unternehmenskultur und Innovationspotenzial: Hier sollte „frau“ gut wählen, denn es hängt – wie vieles im Leben –von den richtigen Rahmenbedingungen ab. Deshalb ist es empfehlenswert, bei der Auswahl des Unternehmens darauf zu achten, sich ein offenes, inklusives und innovatives Umfeld zu suchen, in dem Wachstum und Diversität gefördert werden. Denn das größte Potenzial, die beste Ausbildung und Motivation bringen nichts, wenn man – egal ob Mann oder Frau – in einem konservativen, innovationsfreien Umfeld arbeitet. Ich bin überzeugt, dass Unternehmen mit einer innovativen Unternehmenskultur mehr Frauen anziehen und langfristig erfolgreicher sind. Denn sie decken ganz andere Perspektiven und Kundenbedürfnisse ab als in einer reinen Monokultur.

Nutzen Sie eine der Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die die Interviewpartner:in angegebenen hat, und beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community.

Über die Person

Nach der Promotion an der TU-Ilmenau in angewandten Medien- und Kommunikationswissenschaften (Dr. phil.) war Frau Dr. Kristin Vanselow unter anderem viele Jahre international als Produktmanagerin für Managed und Maintenance Services bei der Unify GmbH & Co. KG tätig. Seit knapp fünf Jahren ist sie bei Axians Deutschland und Schweiz erfolgreiche Portfolioinnovations- & Programm-Managerin. Als Gründerin der CO2 Footprint App unterstützt sie Unternehmen rund um Nachhaltigkeitsthemen und begleitet sie auf dem Weg zu ihrer grünen Transformation.

Dieser Vortrag ist Teil der herCAREER 2022, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.