Wenn wir aufhörten, das alltägliche Leid von Frauen durch Gewalt von Männern hinzunehmen, die behaupten, sie zu lieben, dürften diese Männer keine Waffen besitzen und es gäbe viel weniger Amokläufe und Tote durch Schusswaffen, schreibt die US-Autorin Jaclyn Friedman. Ihr Text erschien in der Anthologie „Believe Me:How Trusting Women Can Change The World“ und im The Guardian.

In vielen Bereichen, so Friedman, glaube man Frauen weniger als Männern, und das habe gravierende Folgen. Ein paar Beispiele:

  • Im Gesundheitsbereich nehme man Patientinnen (besonders PoC) mit ihren Symptomen oft nicht ernst, was zu höheren Gesundheitskosten und Müttersterblichkeitsraten, Produktivitätsverlusten am Arbeitsplatz u.a. führe.

  • MeToo: Es habe viel Zeit und viele Frauen gebraucht, die ihre Vorwürfe öffentlich machten, bevor die Glaubwürdigkeit von Männern wie Bill Cosby, Harvey Weinstein oder Donald Trump erschüttert wurde.

  • Lange vor der weltweiten Finanzkrise habe die CFTC-Leiterin Brooksley Born über Jahre gewarnt und eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte angemahnt. Hätte man auf sie gehört, wäre die Krise vermutlich abgewendet worden.

  • Bei der US-Wahl 2016 habe es Hillary Clinton als Trump-Gegenkandidatin laut einem „chilling experiment“ bis zu acht Prozentpunkte gekostet, dass sie eine Frau ist. Trump wurde gewählt: „a man who had never held a single public office, who had been sued almost 1,500 times, whose businesses had filed for bankruptcy six times(…), a race-baiting misogynist leech of a man who was credibly accused of not only of sexual violence(…)“.

Auch Frauen seien nicht immun dagegen, Männern eher zu glauben als Frauen.

Da das bestehende Machtgefüge auf der Unterwerfung der Frau beruhe, sei die weibliche Glaubwürdigkeit gefährlich für dieses Gefüge. „When we take seriously women’s experiences of sexual violence and humiliation, men will be forced to lose a kind of freedom they often don’t even know they enjoy: the freedom to use women’s bodies to shore up their egos (…). When we genuinely believe in women’s leadership capacity, men must face twice the competition they previously had to contend with.“

Was bedeutet das für die Gesamtgesellschaft? Friedman meint:

„But while we’re constantly obsessed with how risky it is to trust women, what we most of the time fail to consider is the cost of our ongoing mistrust, the cost of missing out on the unfettered power of women. A world in which we treat women as de facto credible is not a world in which men are doing women a favor. It’s a world in which everyone benefits from women’s increased power and knowledge and talent, one in which we recognize that addressing women’s suffering makes it more possible for people of every gender to thrive. (…) Seeing women as fully human may cost men certain kinds of oppressive power, but it pays dividends to the human race in nearly every other way. (…) The costs of disbelieving us are astronomical, and no one escapes the bill.“

herVIEW - Natascha Hoffner

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
veröffentlicht bei LinkedIn 17.01.2024