Am 17. April wurde Angela Merkel das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung verliehen.

Das Bundesverdienstkreuz erhält zwar jede:r Bundeskanzler:in nach Ausscheiden aus dem Amt – aber nicht unbedingt diese höchste Stufe. „Von 16 Jahren sollen nicht nur eine verfehlte Russland- und Energiepolitik bleiben“, vermutet ZEIT ONLINE im Hinblick auf Merkels Regierungszeit und wie diese seit der russischen Invasion in der Ukraine gesehen wird.

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„Sie waren nicht nur die erste Frau im Kanzleramt“, sagte Bundespräsident Steinmeier bei der Verleihung im Schloss Bellevue. „Sie haben mit Ihrer Kanzlerinnenschaft dafür gesorgt, dass eine Frau an der Spitze der Regierung, dass auch weibliche Macht für immer eine Selbstverständlichkeit in unserem Land sein wird. (…) Für manch einen, der an die bundesrepublikanischen und sehr männlich geprägten Regeln der politischen Karriere gewöhnt war, war das ein bisschen viel: eine Naturwissenschaftlerin aus dem Osten, eine Frau, ohne etablierte Netzwerke, ohne die sogenannte Ochsentour, ohne Hausmacht, in ihrer sehr westdeutsch geprägten Partei. Und dann auch noch so erfolgreich!“

In dem ARD-Dokumentarfilm „Angela Merkel – Im Lauf der Zeit“ von Torsten Körner (2022) sagt Ursula von der Leyen über Merkel: „Ich kann mich noch sehr gut an die Anfänge erinnern und die unfassbare Rücksichtslosigkeit und Verächtlichkeit, mit der manche Männer Angela Merkel gegenübergetreten sind. (…) Aber sie wusste wahrscheinlich damals auch schon, wie wichtig es ist, da strategische Geduld zu haben.“

Die frühere britische Premierministerin Theresa May sagt in dem Film: „Eine Herausforderung für Frauen in der Politik ist, dass Presse und Öffentlichkeit häufig gezeigt haben wollen, dass man Emotionen hat. Aber sobald man Emotionen zeigt, wird es sofort als Zeichen von Schwäche ausgelegt. Bei Männern hingegen gilt es als positiv, diese andere Seite zu haben.“
Filmregisseur Torsten Körner hat auch das Buch „In der Männer-Republik“ geschrieben, das unter dem Titel „Die Unbeugsamen“ verfilmt wurde. Es ist „die Geschichte der Frauen in der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene Männer wie echte Pionierinnen buchstäblich erkämpfen mussten. Unerschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld verfolgten sie ihren Weg und trotzten Vorurteilen und sexueller Diskriminierung“ (Text zum Trailer dieses Films).

„Die Geschichten dieser Frauen vermitteln einen Eindruck davon, warum Frauen in wichtigen Machtpositionen bis heute unterrepräsentiert sind“, so DER SPIEGEL zu einem Interview mit Körner. Am Schluss sagt der Autor: „Aber jetzt sind vor allem die Männer gefragt: Sie müssen lernen, dass Demokratien absterben, wenn Frauen systematisch ausgeschlossen werden und weltweit reaktionäre Idyllen von sogenannten starken Männern beschworen werden. Die Idee des ‘starken Mannes’ ist der Problembär der Demokratie.“

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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