„Welches Vermächtnis wollen die Deutschen an künftige Generationen weitergeben? Die Vermächtnis-Studie versteht sich als Seismograf gesellschaftlicher Entwicklungen in allen Lebensbereichen – wie Arbeit, Wohnen, Liebe, Gesundheit, Kommunikation, Besitz“, so die ZEIT über die (2015 erstmals durchgeführte) Studie vom Wissenschaftszentrum Berlin fuer Sozialforschung (WZB), der ZEIT und infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH in Kooperation mit der Initiative Chef:innensache. Die Ergebnisse der Studie von 2023 liegen vor.

„Für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere sind die Ergebnisse bitter“, wie Jutta Allmendinger, Präsidentin des WZB und wissenschaftliche Leiterin der Vermächtnis-Studie, in einem ZEIT-Gastbeitrag schreibt.
In der Studie selbst heißt es unter „Teil 2 – Hürden in der Welt der Erwerbsarbeit für Väter und Mütter“ über die Arbeitsteilung zu Hause, die Daten zeigten, „dass vor allem Frauen ausschließlich oder überwiegend die Kinderbetreuung, das Putzen, Waschen und Einkaufen schultern, während Männer sich zu höheren Anteilen um die in der Regel nicht täglich anfallenden Reparaturen kümmern. Männer glauben jedoch häufiger als Frauen, dass die Arbeit in der Paarbeziehung von beiden im gleichen Umfang erledigt wird, während Frauen häufiger der Meinung sind, in vielen Bereichen die Aufgaben überwiegend allein zu stemmen.“

Erstmals erfasst wurde in der #Studie der #MentalLoad – die kognitive Arbeit, die in Familien nötig ist, damit „der Laden läuft“. „Frauen sind die Managerinnen der kleinen, erfolgreichen Familienunternehmen in Deutschland, wie es so oft mit einem Augenzwinkern heißt. (…) Es ist nicht so, dass Männer gar nicht über den Haushalts- und Familienalltag nachdenken. Das tun sie schon, nur eben deutlich weniger als ihre Partnerinnen.“ Es spielt sogar keine Rolle, ob die Mutter in Teilzeit oder in Vollzeit erwerbstätig ist. „Alles im Griff zu haben und den Überblick zu behalten ist nach wie vor Frauensache. Eine große Belastung, die nicht gesehen wird und für die es wenig bis keine Anerkennung gibt.“

Kein Wunder, meint Jutta Allmendinger in ihrem Gastbeitrag, dass der (kaum erfüllbare) Anspruch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade junge Frauen nicht der Familie näherbringt, sondern dem Arbeitsmarkt. Die „wahrgenommene Wichtigkeit von Kindern“ ist nämlich besonders bei kinderlosen jungen Frauen stark zurückgegangen. „Im Gezerre von Familie und Beruf erscheint ihnen die Erwerbsarbeit das ruhigere Terrain.“
Allmendingers Appell: „Für Politik und Wirtschaft ist das ein klarer Auftrag: Macht eine Väterpolitik. Damit die Männer ihren Teil der unbezahlten Arbeit übernehmen. Kämpft für das ‚UND‘, bei Männern und Frauen. Sonst höhlt ihr die Freude an Kindern aus und damit auch die Zukunft unserer Gesellschaft.“

Ein Beitrag von Natascha Hoffner, Founder & CEO of herCAREER I WiWo-Kolumnistin I LinkedIn-TOP-Voice 2020 I W&V 2019 – 100 Köpfe
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