• Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien debattierten am Deutschen Diversity-Tag, Dienstag, 26. Mai, um 18.30 Uhr über Wege, wie die Corona-Krise zur Chance für die Gleichstellung der Geschlechter wird
  • Unter anderem standen konjunkturelle Hilfsprogramme, neue Bewertung von Care-Arbeit, die 32-Stunden-Woche, Quoten in Vorständen und Beratungsgremien zur Diskussion

Konjunkturelle Hilfsprogramme, die auf Vielfalt abzielen, neue Bewertung von Care-Arbeit, die 32-Stunden-Woche – derzeit sind viele Vorschläge im Raum, wie sich in der Corona-Krise ein Rückfall in alte Geschlechterrollen verhindern lässt. Anlässlich des Diversity-Tages veranstalteten die Frauennetzwerke herCAREER, nushu, Panda und die Women Speaker Foundation am Dienstag, 26. Mai 2020, eine Zoom-Konferenz, um mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien über wirksame Instrumente für Gleichstellung zu diskutieren.

Gleichstellung ist ein hohes Gut unserer Demokratie. Seit 70 Jahren steht im Grundgesetz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Die Realität sieht allerdings anders aus, beispielsweise in Top-Management-Etagen: Frauen werden in Führungspositionen übergangen oder im Zweifel schnell ausgewechselt. Da Frauen zudem den Großteil der Care-Arbeit in unserer Gesellschaft übernehmen, ergeben sich eklatante Lücken beim Lebenserwerbseinkommen. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung verdienen Frauen im Laufe ihres Arbeitslebens nur etwa halb so viel wie Männer.

Mit Gleichstellung aus der Krise

Durch die aktuelle Ausnahmesituation zementieren sich die Geschlechter-Verhältnisse oder verschärfen sich gar – sowohl in Bezug auf berufliche Chancen als auch auf eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit. Es droht ein Rückfall in alte Rollenmuster, wenn nun nicht andere Weichen gestellt werden. In der Zoom-Konferenz „Gleichstellung darf kein Luxus sein: Warum wir Gender Equality brauchen und wie wir sie schaffen – jetzt!“ standen am Deutschen Diversity-Tag (Dienstag, 26. Mai 2020, 18.30 Uhr) vor diesem Hintergrund einige zentrale Forderungen zur Diskussion:

  • Gender Budgeting: Konjunkturelle Hilfsprogramme, die auf die Gleichstellung der Geschlechter abzielen – beispielsweise, indem nur solche Unternehmen Förderungen erhalten, die sich keine Zielgröße Null von Frauen in Vorstandspositionen setzen.
  • Gender Lifetime Earnings Gap schließen: Laut Gender Pay Gap verdienen Frauen 20 Prozent weniger als Männer. Doch auf Lebenszeit betrachtet liegt die Lohnlücke bei 45 Prozent. Mehr Lohn-Transparenz, eine Beweispflicht der Unternehmen, dass sie fair bezahlen und die Neubewertung von Care-Arbeit stehen als Forderungen im Raum.
  • 32-Stunden-Woche: Damit sich Männerbiografien denen von Frauen annähern können, soll laut Meinung vieler Experten die Arbeitszeit generell auf 32 Stunden pro Woche reduziert werden.
  • Quote für Beratungsgremien: Die Frauenquote in Aufsichtsräten hat gezeigt, dass Quotenregelungen ein wirksames Instrument zur Gleichstellung darstellen. Derzeit fordern Diversity-Verfechter*innen neben der Frauenquote für Vorstandspositionen auch entsprechende Vorgaben für mehr Frauen in Beratergremien zur Corona-Krise.

Unter der Moderation von Isabelle Hoyer (Panda) und Melanie Schütze (nushu) beteiligten sich folgende Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien an der Debatte:

  • Simone Menne, Aufsichtsrätin bei BMW, Deutsche Post, Johnson Controls International und Russell Reynolds, war CFO bei Lufthansa und Boehringer Ingelheim, Kunstgaleristin
  • Justus Haucap, Ökonomieprofessor und Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie
  • Birk Grüling, Bildungsjournalist, schreibender Papa, Spielplatzheld
  • Anna Clauß, Redakteurin und Kolumnistin, DER SPIEGEL
  • Anna Riecken, Referatsleiterin Frauen in Führungspositionen, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die Zoom-Konferenz wurde von folgenden Frauennetzwerken organisiert:

  • herCAREER – Die Leitmesse für die weibliche Karriereplanung
  • nushu – The Female Business Club
  • PANDA – The Women Leadership Network
  • WOMEN SPEAKER FOUNDATION – Europas größte Rednerinnen-Agentur