Die Autorin, Unternehmerin, HR-/Digitalexpertin und Beraterin berichtet über ihre Erfahrungen zu New Work und warum diese eine Chance für Frauen darstellt. Ortsunabhängiges Arbeiten, flexible Zeiteinteilung, Online-Kommunikation und mehr Homeoffice eröffnen neue Freiräume. Frauen können nun ihre Talente ausspielen, Privat- und Berufsleben besser vereinbaren sowie Führung übernehmen, denn diese wird nicht mehr durch Hierarchie und Präsenz allein diktiert. Die effiziente Kooperation in verteilten Teams und das Führen auf Distanz erfordern soziale und emotionale Intelligenz. Lernen Sie, den Umbruch zu nutzen und Ihre Fähigkeiten in sichtbare Stärken umzuwandeln. Als Grundlage dient Ingrid Britz-Averkamps neues Sachbuch „Überleben in der neuen Arbeitswelt“ aus dem Metropolitan Verlag. Dafür hat sie zusammen mit ihrer Co-Autorin Christine Eich-Fangmeier viele Interviews und Analysen durchgeführt und darauf aufbauend wirksame Checklisten sowie ermutigende Praxistipps zusammengestellt.

„Die neue Arbeitswelt bietet in mehrfacher Hinsicht große Chancen für Frauen.“

herCAREER: Warum stellt New Work eine Chance für Frauen dar?

Die neue Arbeitswelt bietet in mehrfacher Hinsicht große Chancen für Frauen. Einerseits bricht sie alte, starre Raum- und Machtstrukturen und damit „gläserne Decken“ auf, bringt drastische Veränderungen für die Arbeitsorganisation und Prozesse mit sich und wirbelt bestehende Ordnungssysteme durcheinander. Alles ist im Umbruch, ein Paradigmenwechsel findet auf vielen Ebenen statt, von analog zu digital, von Top-down zu dezentral, von konkret zu abstrakt, von der Präsenz zur Ergebnisorientierung, von der persönlichen zur Online-Kommunikation. Antriebsmotor ist die weltweit voranschreitende digitale Transformation, die vor keiner Branche und keinem Kontinent halt macht. Sie fördert im globalen Wettbewerb neue Geschäftsmodelle, sie erfordert durchgängige digitale Prozesse und macht Remote-Arbeit mit vernetzter Kommunikation erst möglich. Zuletzt hat die Pandemie diesen Umbruch innerhalb weniger Monate noch schneller beschleunigt als 30 Jahre Digitalisierungsarbeit dies vermochten.

Diese Änderungsgeschwindigkeit bedeutet immer auch Bewegung und neue Optionen. Wo etwas Altes wegfällt, müssen neue Organisationsprinzipien und Aufgaben entstehen. Das schafft neue Funktionen und Jobs für Frauen, die Mut haben und neues Denken wagen.

In statischen Systemen, in der die besten Positionen langjährig, meist durch Männer, besetzt sind, gibt es zwangsläufig weniger Möglichkeiten für Karriereschritte, verhindert durch das urmenschliche Beharrungsvermögen. Doch nun entstehen immer schneller neue Arbeitsmodelle und Berufsbilder. Gefragt sind Zukunftskompetenzen wie digitale Kenntnisse, Änderungsfähigkeit, Agilität, Flexibilität und Lebenslanges Lernen selbst. Statt hierarchischer Befehlsstruktur funktioniert kompetenzbasiertes Rollenmanagement besser für die Kooperation im verteilten Team. Jeder Mitarbeiter sollte verstärkt eigene Talente und Spezialkompetenzen entwickeln, diese als Mehrwert ins Team einbringen und die Verantwortung für diese speziellen Rollen übernehmen. So lassen sich Stärken stärken und Schwächen ausgleichen.

Unser Rat an die Frauen: Fokusieren Sie sich nicht mehr auf die eigenen Schwächen und Selbstzweifel, sondern achten Sie im Sinne der positiven Selbstprogrammierung auf Ihre Stärken. Jeder Mensch kann irgendetwas besonders gut, dieses Talent kann in der neuen Rollenverteilung künftig als wichtige Verantwortung gefordert werden.

Offene Raumgestaltung, flexible Zeiteinteilung, Online-Kommunikation und mehr Homeoffice bieten zudem neue Freiräume für Frauen. Sie können nun ihre Talente ausspielen, Privat- und Berufsleben besser vereinbaren und der Work-Life-Balance näher kommen. Gleichzeitig wird es für sie leichter, Führung zu übernehmen, da diese nicht mehr durch die reine Demonstration von Macht und Präsenz vor Ort bestimmt wird. Im Gegenteil, die verteilte Arbeit in virtuellen Teams braucht flexibles und vernetztes Denken, Intuition und Organisationstalent, soziale und emotionale Intelligenz. Haben Sie den Mut zur Veränderung, nicht nur durch einen Unternehmenswechsel, sondern auch und vor allem durch eigene Weiterentwicklung zu wertschaffenden Funktionen und Führungspositionen!

herCAREER: Warum erfordern verteilte Teams und das Führen auf Distanz soziale und emotionale Intelligenz?

Bei der ortsübergreifenden Zusammenarbeit funktionieren die Prinzipien von Hierarchie- und Top-Down-Befehlsstrukturen nicht mehr so einfach wie zuvor. Je weniger die Führungskräfte die Mitarbeiter persönlich sehen, desto weniger können sie den direktiven Führungsstil mit Präsenzpflicht anwenden und desto weniger einschätzen, wie die Mitarbeiter mit ihren Aufgaben vorankommen, wo Unterstützungsbedarf besteht, wo sich eventuelle Probleme anbahnen. Es gibt natürlich viele spezifische Tools zur Analyse der Auslastung, des Kompetenzniveaus und der Zielerreichung. Doch die individuellen Fähigkeiten, Befindlichkeiten, psychosozialen Situationen und die Zufriedenheit der Kollegen oder Mitarbeiter lassen sich nicht maschinell erfassen. Dabei sind diese ausschlaggebend für den nachhaltigen Erfolg von ganzen Teams und Unternehmungen. Daher wird soziale Intelligenz zum Überlebensprinzip.

Zugleich ist es das Ziel von New Work, die Innovationsstärken aller Mitarbeiter einerseits und die Effizienzpotenziale digitaler Prozesse andererseits noch besser zu nutzen. Für diese neuen Herausforderungen der ständigen Änderungen und verteilten Zusammenarbeit sind Zusatzqualifikationen gefragt. Neues Führen braucht ein höheres Maß an Empathie, Achtsamkeit und besser ausgebildete Soft Skills als der klassische, patriarchalisch geprägte Führungsstil dies lange propagiert hat.

Dabei haben viele Frauen einen natürlichen Vorteil. Sie können ihr angeborenes Einfühlungsvermögen und psychologisches Geschick, ausgeprägte Kommunikations- und Moderationstalente und nicht zuletzt ein feines Gespür für das Remote Management weiter schärfen und gezielt zum Einsatz bringen. Denn die Karten werden gerade neu gemischt, die Spielregeln für die Online-Zusammenarbeit müssen aus dem Team heraus neu definiert werden. Nun geht es uns darum, die Gunst der Stunde, des abrupten Umbruchs zu New Work zu nutzen, die bislang oft versteckten Fähigkeiten der Frauen zu fördern. Diese werden in Zukunft wesentlich stärker nachgefragt werden als in der Vergangenheit, als technisches Fachwissen, in dem v.a. Männer gut ausgebildet sind, Priorität bei der Vergabe von Managementpositionen hatte.

Für das neue Führen stellt sich die Frage, wie Visionen, Mut, Selbstreflexion, der produktive Umgang mit Unsicherheit, das Schaffen von Vertrauen und die Förderung einer respektvollen sowie solidarischen Organisationskultur gefördert werden können. Hierzu können weibliche Eigenschaften einen wesentlichen Beitrag liefern.

Zahlreiche Studien belegen zudem, dass Diversity die Unternehmen erfolgreicher macht. Denn Mixed Teams bringen vielfältigere Perspektiven und Talente, gegenseitiges Verständnis und soziales Denken als Gewinn ins Team und ins Management ein. Das erkennen immer mehr Unternehmen: Gleichbehandlung wird zum Business Case. Mehr Frauen in Führungspositionen machen Unternehmen erfolgreicher. Die digitalisierte Wirtschaft braucht die Fähigkeiten und das Wissen von Frauen.

Außerdem wird die Förderung von Frauen angesichts des Fachkräftemangels in vielen Branchen zu einer ökonomischen Notwendigkeit, denn es gibt einfach zu wenig gut ausgebildete und geeignete Männer. Daher ist es wichtig, z.B. Mädchen in MINT Fächern auszubilden und Frauen in Führungsrollen zu befördern. Das ist eine weitere Chance für Frauen, in anspruchsvolle Jobs und höhere Positionen vorzurücken. Spätestens jetzt ist die Zeit reif für Female Leadership.

Führen auf Distanz erfordert eine besondere Beachtung der Mitarbeitervielfalt. Insbesondere ihre persönlichen Präferenzen für den Einsatz und die Übernahme von verantwortlichen Rollen sind zu berücksichtigen. Gleichzeitig muss die Führungskraft die Klaviatur der unpersönlichen Kommunikation spielen lernen, soziale und emotionale Intelligenz in Form von Achtsamkeit, Wertschätzung und Fair Play zeigen, um die Mitarbeiter nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ zur Verantwortungsübernahme und Eigenmotivation anzuleiten. Hier bringen Diversity und Female Leadership neue Chancen. Die Balance zu halten zwischen Freiraum und Grenzziehung wird zu einer ständigen Herausforderung für alle…

herCAREER: Wie können Frauen diesen Umbruch nutzen und ihre Fähigkeiten in sichtbare Stärken umwandeln?

Durch die flexible Arbeitsweise, unabhängig von Zeit und Raum, können die Einzelnen und insbesondere Frauen ihre Arbeitskraft freier einteilen, ihre individuellen Kompetenzen zielorientierter einbringen und ihre persönlichen Prioritäten besser in Einklang bringen. Dazu ein paar beispielhafte Praxistipps aus unserem Beratungsangebot im Karriere Coaching von workisfaction und unserem Sachbuch „Überleben in der neuen Arbeitswelt aus dem Metropolitan Verlag:

  • Machen Sie sich Ihre Talente bewusst, entwickeln Sie daraus Ihre eigene fachliche Rolle, übernehmen Sie dafür die Verantwortung im Sinne des kompetenzbasierten Rollenmanagements und bringen Sie sich für ein messbares Ergebnis für das gesamte Team ein. Denn bei den verteilten Einsatzorten ist der Unternehmenserfolg mehr denn je von vielen unterschiedlichen Fähigkeiten abhängig. Das weiß inzwischen auch die Unternehmensleitung.
  • Wenn Sie sich nicht genug beachtet oder benachteiligt fühlen, achten Sie darauf, sichtbar zu sein und lernen Sie „selbst bewusster“ und somit „selbstbewusster“ zu werden. Das ist mit ein paar Grundregeln und Tricks gut zu schaffen, insbesondere bei der Performance auf Online-Konferenzen, wo andererseits zu viel Zurückhaltung zu dauerhafter Nichtbeachtung führen kann. Wer schüchtern ist und nichts sagt, wird schnell „unsichtbar“.
  • Stehen Sie zu Ihren Arbeitsbeiträgen und lernen Sie diese durch eine überzeugende Argumentation zu präsentieren und unterfüttern – kurz, klar und kompetent. Legen Sie eventuelle Selbstzweifel ab und stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Die virtuelle Zusammenarbeit lebt von rhetorisch geschickter und empathischer Kommunikation. Lernen Sie die Spielregeln überzeugender Kommunikation beherrschen.
  • Wenn Ihnen die Selbstdarstellung schwer fällt, versuchen Sie vom Verhalten anderer, auch männlicher Kollegen zu lernen – nach dem Prinzip „Learning from the best“. Allein die Körpersprache und die Stimme machen oft den Unterschied. Doch bitte nicht durch Nachahmen und Verstellen der eigenen Natur! Sondern durch die kluge Kombination Ihrer Naturbegabungen mit den Wirkungsmechanismen von Erfolgspersönlichkeiten, mit Stärke und Fokus in der Sache sowie Charme und Empathie im Ton.
  • Viele Frauen setzen natürlicherweise auf das Miteinander, auf das Wir-Gefühl, stärker als viele ich-bezogene Karrieristen – und schaffen damit einen großen Geschäftsvorteil für ihr Unternehmen und ihre berufliche Erfüllung. Denn die dynamische neue Arbeitswelt lebt von der Vielfalt, von unterschiedlichen Perspektiven und Kreativbeiträgen. Lernen Sie sich zu vernetzen und Allianzen für die Sache zu schaffen. Wo äußere Mauern wegfallen, sind innere Bande umso wirkungsvoller.
  • Female Leadership bekommt eine neue Chance durch die Notwendigkeit des adaptiven Führungsstils, also durch die Betrachtung des jeweiligen Kontexts. Führen auf Distanz geht nicht mehr mit der hierarchischen Brechstange, nicht mehr alleine durch direktives Führen. Vielmehr braucht es Führungskräfte, die die Situation ganzheitlich im Blick haben und anlassbezogen führen. Beim adaptiven Führungsstil werden unterschiedliche Führungsmethoden je nach Zusammenhang genutzt. Wirtschaftspsychologen unterscheiden neben dem direktiven auch den visionären, den leistungsbezogenen, den beziehungsorientierten, den demokratischen und den Coaching-Führungsstil. Auch das ist eine Chance für umsichtige, achtsame Frauen.
  • Es gibt noch viel Nachholbedarf, bis die Gleichbehandlung in den Unternehmen wie in der Gesellschaft erreicht ist, doch noch nie waren die Chancen größer als jetzt. Die rechtlichen Grundlagen sind längst geschaffen, wie etwa das Entgelttransparenzgesetz. Kämpfen Sie für Ihre Rechte, für Ihre Karriere, für ein erfülltes Berufsleben und eine gute Work-Life-Balance! Die flexiblen Strukturen der neuen Arbeitswelt bieten Ihnen jetzt (endlich) die Grundlage dafür. Trauen Sie sich!

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Karriereberatung v.a. für Frauen
  • Female Leadership
  • Know-how-Transfer und Mentorship für junge Frauen
  • Business Coaching
  • Beratung und aktive Begleitung für Start-ups und VCs mit Fokus auf Business Plan, Marktpotenziale und Umsetzungsstärke, v.a. im High-Tech-Markt
  • Trainings für Führungskräfte, Team- und Personalentwicklung
  • Beratung zu Digitalisierung, Prozessoptimierung und Effizienz
  • Beratung für effektive Kommunikation und Medienarbeit
  • Entrepreneurship: Unternehmen gründen und erfolgreich aufbauen im B2B-Markt uvm.

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.

  • Vernetzung von Unternehmerinnen und wirtschaftlich denkenden Frauen mit Blick auf Diversity und Nachhaltigkeit
  • Austausch zu New Work und Humanismus in der Arbeitswelt (auf Basis der Themen* unseres Metropolitan Sachbuches „Überleben in der neuen Arbeitswelt“)
  • Beirats-/ Aufsichtsratsfunktionen
  • Förderung von jungen Frauen durch Mentorship und internationale Bildungsinitiativen u.v.m.

*beispielhafte Themen aus unserem Buch, die für den Austausch geeignet sind: Organisation der virtuellen Zusammenarbeit in vernetzten Teams, Selbstmotivation und -organisation im Homeoffice, Zukunftskompetenzen v.a. Digital-Know-how, überzeugende Kommunikation im Geschäftsumfeld, Eigenmarketing auf Online-Bühnen, Führen auf Distanz, Female Leadership: mit sozialer und emotionaler Intelligenz führen etc.

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Ingrid Britz-Averkamp ist Unternehmerin, Managementberaterin und Autorin. Ihre langjährigen Fach- und Managementerfahrungen erwarb sie in global tätigen IT- und Consultingunternehmen. Darüber hinaus hat sie ihre eigene Firma für Kommunikationsberatung im Hightech- und Finanzmarkt gegründet und über 20 Jahre erfolgreich international ausgebaut. Über vielfältige Stationen etwa als KI-Researcherin, Marktforscherin, HR-Expertin und Pressesprecherin in großen IT-Unternehmen sowie als Geschäftsführerin und Senior Advisor hat sie sich intensiv mit den Anforderungen des Top-Managements und moderner Personal- und Teamentwicklung beschäftigt. Dabei kann sie auf ihr Hochschulstudium der Sprach- und Wirtschaftswissenschaft in Deutschland, England und der Schweiz vertrauen. In ihrem humanistisch-orientierten Beratungskonzept unterstützt sie Fach- und Führungskräfte darin, die stetigen Transformationsprozesse der digitalen Arbeits- und Lebenswelt für ihren persönlichen Erfolg und ihre Zufriedenheit zu nutzen. Ihr besonderes Anliegen gilt der gezielten Förderung und dem nachhaltigen Empowerment von Frauen, für die die aktuelle Umbruchsituation große Chancen eröffnet.

Das MeetUp wird präsentiert von metropolitan Verlagc/o Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH & Co. KG . Dieses MeetUp ist Teil der Expert-MeetUps bei der herCAREER 2021.