Im Zuge der Digitalisierung sind neue Formen der Zusammenarbeit gefragt. Konzepte für „New Work“ beinhalten zumeist flache Hierarchien, Transparenz und auch Diversity. Doch bringen sie auch mehr Gender Equality am Arbeitsplatz oder was gehört noch dazu?

Prof. Dr. Isabell M. Welpe von der Technischen Universität München geht in einem Keynote-Vortrag auf der Messe herCAREER dieser Frage nach. In einer anschließenden Diskussionsrunde beleuchtet sie das Thema gemeinsam mit Expertinnen aus Politik und Wirtschaft.

„Disruptive Technologien und digitale Tools verändern die Art und Weise von Führung in Unternehmen. Informationstechnologie und mobile Geräte ermöglichen den Mitarbeitern schnelleren Zugang zu Informationen und eine direkte Kommunikation mit Führungskräften auf allen Organisationsebenen“, so Prof. Dr. Isabell M. Welpe, Lehrstuhlinhaberin für Strategie und Organisation an der TU München.

Die Tatsache, dass immer mehr Mitarbeiter von zu Hause oder in virtuellen Teams arbeiteten und sich die Dynamik und Geschwindigkeit in Unternehmen stark erhöht hat, impliziere schließlich auch, dass heutige Führungskräfte ganz andere Fähigkeiten und Verhaltensweisen benötigten als noch vor einigen Jahren.

Daneben basiere die Entscheidungsfindung von Führungskräften zunehmend auf der intelligenten Analyse großer Datenmengen und nicht auf eigener Erfahrung und Intuition. „Führungskräfte müssen daher lernen, Macht gezielt auch einmal abzugeben und Eigenverantwortung sowie Autonomie bei ihren Mitarbeitenden zuzulassen“, so die Wissenschaftlerin, die von der Zeitschrift Capital als Top 40 der „digitalen Elite“ gelistet wird.

Obwohl Frauen die benötigte Ausbildung und entsprechende Kompetenzen als Voraussetzungen dafür mindestens ebenso häufig mitbrächten wie Männer, seien sie in Führungspositionen nach wie vor unterpräsentiert. „Ein Grund dafür sind unbewusste Rollenerwartungen“, so die Mit-Herausgeberin des Buches „Auswahl von Männern und Frauen als Führungskräfte. Perspektiven aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik“. „Rollenerwartungen suggerieren eine bessere Passung von Männern zu Führungspositionen, beeinflussen die Leistungsbewertung und wirken sich auf allen Stufen der Karriereleiter nachteilig auf die Karriereentwicklung von Frauen aus. In anderen Kontexten sind es übrigens auch die Männer, die benachteiligt werden. Rollenklischees halten uns so am Ende alle in begrenzten Vorstellungsräumen gefangen.“

Inwiefern wird die Veränderung der Arbeitswelt also auch bessere Startbedingungen für Frauen bringen und was ist dafür außer Ansätzen von New Work noch nötig? Prof. Dr. Isabell M. Welpe beleuchtete in ihrem Keynote-Vortrag bei der herCAREER 2018, was „Future of Work“ für die Perspektive von Frauen bedeutet. Die renommierte Wissenschaftlerin der TU München und Direktorin des Bayerischen Staatinstituts für Hochschulforschung, die auch Vorstandsmitglied im Center for Digital Technology & Management (CDTM) und Mitglied im „Münchner Kreis“ ist, bekam in der anschließenden Podiumsdiskussion zwei weitere erfahrene Expertinnen mit enormem Wissen und einen riesigen Erfahrungsschatz zur Seite.

Mit von der Partie war Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie blickt auf mehr als zwölf Jahre Erfahrung in politischen Institutionen und Ministerien zurück – etwa als Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder im Referat „Arbeit, Soziales, Fachkräfte“ des Bundesministeriums des Innern, als Leiterin des Referats „Politische Planung und gesellschaftliche Analysen“ in der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz oder als Bundesgeschäftsführerin der SPD.

Die Runde komplettierte Simone Menne, mehrfache Aufsichtsrätin und ehemalige Finanzvorständin bei Lufthansa und Boehringer Ingelheim. Die 57-Jährige war die erste und jüngste Geschäftsführerin der Lufthansa und als Finanzvorstand von Europas größter Fluggesellschaft auch die erste Frau auf diesem Posten im DAX. Nach dem Ausscheiden bei Boehringer Ingelheim 2017 ist sie aktuell Aufsichtsrätin bei BMW, der Deutschen Post, Springer Nature, Johnson Controls und baut nebenbei eine Galerie auf (ebenfalls am Donnerstag, 11. Oktober 2018, bereits von 14.30 bis 15 Uhr können Besucher*innen sie ebenfalls in einem Keynote-Vortrag erleben).

Unter der Moderation des Feministen, Digitalberaters und Bloggers („Digitale Tanzformation“) Robert Franken ging es in der Diskussion um die Frage, „Frau oder System: Wo liegen die Hebel für echte Chancengleichheit?“