Wer gründet, der kommt früher oder später an den Punkt, an dem es um das Thema Kapital geht. Denn nicht immer hat man das nötige Geld auf dem Konto, um ein Unternehmen groß zu machen. Doch es muss nicht immer ein Venture Capitalist oder Business Angel ins Boot geholt werden. Am Beispiel von keeunit erklärte Gründerin und Geschäftsführerin Norma Demuro, warum Kunden für sie die besten Investoren waren und nach wie vor sind. Das 2014 gegründete E-Learning-Start-up wurde komplett durch Bootstrapping finanziert.

„Ich persönlich habe vom ersten Tag an komplett auf Bootstrapping gesetzt“

herCAREER: Bootstrapping oder Investor? Wenn ich die Wahl hätte: Wofür sollte ich mich entscheiden?

Demuro: Ich persönlich habe vom ersten Tag an komplett auf Bootstrapping gesetzt und würde es wieder so tun. Natürlich braucht es gewisses Kapital, um zu wachsen, und nicht immer reicht das eigene Geld aus oder es gibt „Family & Friends“ als Alternative. Ich würde aber – selbst wenn man einen Investor an Bord haben will – empfehlen, mit Bootstrapping zu starten, falls es auch nur irgendwie geht. Wer ein Produkt erfolgreich testet und kontinuierlich anhand von Kundenfeedback weiterentwickelt, der profitiert enorm, denn er kann sein Business nutzerorientiert verbessern. Damit hat man ganz andere Argumentationsgrundlagen bei einem späteren Pitch. Wer früh auf einen Investor setzt, der gibt meist sehr viele Anteile ab und muss mit noch höherem Druck leben. Die Zusammenarbeit mit einem Investor bedeutet ohnehin, Kompromisse einzugehen. Schließlich ist das eine Wette auf die Zukunft. Mit einem ordentlichen Proof of Concept tritt man da schon ganz anders auf.
Aber: Das alles ist am Ende des Tages natürlich auch von der Geschäftsidee oder der Branche abhängig. Wenn ein Unternehmen teure Maschinen anschaffen muss oder forschungsintensive Arbeit leistet, dann gelten oft ganz andere Maßstäbe …

herCAREER: Wie fokussiere ich mich auf das Business, wenn ich auch immer über das liebe Geld nachdenken muss?

Demuro: Wem sein Business Spaß macht und wer zu Beginn seine „Hausaufgaben“ erledigt, der muss nicht laufend an das Geld denken. Aus der reinen Idee von einer Geschäftsidee entsteht ja schließlich ein umfassender Businessplan, dessen Herzstück der Finanzplan ist. An diesen Kalkulationen kann man später festhalten – auch, wenn es mal nicht so gut läuft. In kleinen Meilensteinen zu denken, hilft.
In meinem konkreten Fall hatte ich zum Glück nie das Gefühl, vom nächsten Auftrag getrieben denken zu müssen. Die Softwarelösung von keeunit ist ein SaaS-Modell, das auf einem kontinuierlichen, monatlichen Bezahlmodell beruht. Durch verschiedene Bezahlmodelle kann also etwas mehr Planbarkeit und Sicherheit erreicht werden. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass wenn das Produkt stimmt und der Mehrwert da ist, das Geld und damit auch die Gelassenheit automatisch kommen. Ein bisschen Selbstvertrauen gehört als Unternehmer dazu.

herCAREER: Wie viel Geld ist genug Geld, damit es funktionieren kann, mein Unternehmen allein aufzubauen?

Demuro: Geld ist vor allem zu Beginn eines Unternehmensaufbaus nebensächlich, da macht man ohnehin immer Abstriche. Darauf sollte man sich einstellen. Wichtig ist aber, noch beruhigt schlafen zu können. Denn ohne ausreichend Schlaf geht schnell die Puste für den Unternehmensaufbau aus. Somit hat man genug Geld, wenn man seinen Lebensunterhalt gut bestreiten kann. In diesem Zuge ist mein Tipp, im Finanzplan auch die privaten Kosten auf die Sicht von zwei Jahren realistisch zu planen und bei den Investitionskosten wirklich an alles zu denken.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

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Über die Person

Norma Demuro ist Gründerin der keeunit GmbH und Expertin für digitale Lösungen rund um das E-Learning – beispielsweise Microlearning, Mobile Learning und Gamification. Die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin arbeitete zuvor für diverse Digitalprojekte von Medienunternehmen. 2014 rief sie das Mainzer Unternehmen keeunit ins Leben.

Dieses MeetUp war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.