Mein Buch „Sichtbarkeit – wie du als Frau im Business deine inneren Barrieren überwindest, um authentisch und sichtbar zu sein“  ist ein Fachbuch für Frauen und greift auf, wie wir innere Barrieren von Generation zu Generation weitergeben, welchen Einfluss sie auf uns selbst und unsere Gesellschaft haben und warum wir sie überwinden sollten. Das Buch hilft Frauen, in ihre Authentizität zu kommen, mutiger zu sein, berufliche Ziele zu verfolgen und sich klarer zu positionieren. Sie bekommen neben den fachlichen wertvollen Erkenntnissen sehr offene Einblicke in die Karrieren von bekannten Frauen. Das Buch enthält viele praktische Tipps zur eigenen Umsetzung und Reflexion. Expert:innen aus der Hirnforschung und Psychologie decken Zusammenhänge auf, die die Sichtbarkeit von Frauen im beruflichen Alltag sinnvoll unterstützen.

„Es ist unser eigenes Denken, das einen so großen Einfluss auf unser Handeln hat.“

herCAREER: Welche eigenen Erfahrungen zum Thema Sichtbarkeit haben Sie dazu inspiriert, Ihr Buch zu verfassen?

Jacqueline Savli: Die wichtigste Inspiration war für mich, dass viel zu wenige Frauen in Management-positionen und im Vertrieb zu sehen sind. Ich als Managerin arbeite seit über 20 Jahren überwiegend mit Männern zusammen.

Da ich mich sehr für das Zusammenspiel zwischen Kommunikation, Denken und Handeln der Mitarbeitenden in Unternehmen interessiere, bin ich diesem Missverhältnis auf den Grund gegangen. Ich habe mich u.a. als Mental-, Transformationscoach und systemischer Coach ausbilden lassen.

Aufgrund meiner langjährigen beruflichen Erfahrungen und vieler Gespräche habe ich herausgefunden, dass wir heute noch an alten Denkstrukturen, Stereotypen und Prägungen festhalten wie „Management und Sales sind ein Männer-Ding“, „Frauen schaffen das nicht, wenn sie Kinder haben“ usw.

Es ist also unser eigenes Denken, das einen so großen Einfluss auf unser Handeln hat. Solche Denkansätze und Glaubenssätze bremsen uns Frauen in so vielen alltäglichen Dingen aus und ermöglichen uns nicht, in die Sichtbarkeit zu kommen.

Warum? Weil sich aus den eigenen Gedanken und Glaubenssätzen über Jahre innere Barrieren in uns aufbauen. Was wir oft vergessen: dass diese Denkweisen immer noch von Generation zu Generation weitergegeben werden – unsere Gesellschaft hat einen großen Einfluss darauf. Wenn wir so denken, geben wir das auch an die nachfolgenden Generationen weiter. Die inneren Barrieren und die äußeren Barrieren hängen also zusammen.

Längst wissen Forscher:innen, dass Gedanken unser Urteil verändern und Einfluss auf unsere Kommunikation, unser Handeln, letztendlich auf unser ganzes Leben haben. So entstehen unsere persönlichen Überzeugungen, die wir für absolut wahr halten, auch dann, wenn sie gar keinen Wahrheitsgehalt haben. Diese Überzeugungen sind unsere Glaubenssätze – Gedanken, die aus eigenen Erfahrungen, aus Gefühlen, durch vorgelebte und gelebte Handlungen entstehen und die unser Leben sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können.

Abgesehen davon, dass unsere persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse zu bestimmten Glaubenssätzen führen, sind diese kulturell und auch gesellschaftlich geprägt. Unsere Glaubenssätze sind maßgeblich für unser Handeln und Nicht-Handeln. Es ist erstaunlich, welche Macht positive und negative Glaubenssätze auf unser (Wohl-)Befinden ausüben.

Meine Eltern brachten mir bei: „Ohne Fleiß kein Preis!“ Jede:r kennt diesen Glaubenssatz, oder? Mit mir machte er auch etwas und ich strengte mich über viele Jahre sehr an, um beruflich erfolgreich zu sein. Meine Eltern hatten diesen Satz auch gelernt und danach gelebt und ihn an mich weitergegeben.

Vor vier Jahren saß ich an mehreren Wochenenden in einem Seminar für agiles Management. Wir waren zehn Teilnehmende, sechs davon Frauen. In diesem Seminar stellte ich fest, dass auch hier Frauen mit ihren inneren Barrieren zu kämpfen hatten, indem sie z.B. die Arbeitsergebnisse nicht vor der Gruppe präsentieren wollten und die männlichen Kollegen baten dies zu übernehmen, indem sie teilweise sehr leise kommunizierten und bei den Präsentationen kaum Blickkontakt hielten. Das war der Schlüsselmoment für das Schreiben meines Buchs Sichtbarkeit.  Denn in diesem Seminar wurde mir bewusst, wie wir Frauen uns gegenseitig besser stärken können.

Ich machte also die Entdeckung, das gerade in stressauslösenden beruflichen Situationen es für viele Frauen unmöglich ist, in ihre Sichtbarkeit zu kommen. Ich erinnere mich an viele meiner Coachies und die mit ihnen geführten Gespräche. Hier einige wenige Beispiele für alltägliche Erfahrungen, von denen sie mir erzählten: „Anschreien und Bloßstellen in Meetings vor allen anderen“, „immer mehr Arbeit auf den Schreibtisch zu bekommen“, „keine Gehaltserhöhungen“, Kommentare wie: „Warum ist das noch nicht fertig?“, „Wie doof sind Sie eigentlich?“

Frauen erleben solche Situationen, manchmal sogar noch intensiver. Wir sprechen nicht gerne und offen darüber. Ich möchte das ändern und unterstütze jede Frau gerne. In meinem Buch gebe ich wertvolle Einblicke, wie Frauen sich im Job authentisch zeigen können und sichtbar werden.

herCAREER: Welche inneren Haltungen und Barrieren haben sich Ihrer Meinung nach bei Frauen über Generationen eingespielt, die sie vom Sichtbarwerden abhalten? Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, sie zu überwinden?

Jacqueline Savli: Eine sehr spannende Frage! Äußere oder soziale Barrieren in der beruflichen Entwicklung von Frauen sind uns weitgehend bekannt. Dies sind in Deutschland beispielsweise das Ehegattensplitting oder längst überholte Mutterschutzrichtlinien, die sich alle als Karrierehemmnisse darstellen. Dann die oft fehlenden Kinderbetreuungs-möglichkeiten. Heute stellen wir also immer noch fest, dass Frauen bei Einstellungen, Beförderungen und sonstigen Förderungen benachteiligt werden. Ich freue mich, dass zahlreiche Studien, viele Frauenverbände  und mittlerweile auch die Politik darüber aufklären.

Die Karrierechancen von Frauen werden meiner Meinung nach jedoch nicht nur durch diese äußeren Barrieren, sondern auch durch eigene innere Barrieren oder Haltungsbarrieren beeinträchtigt. Als solche sind eigene stereotype Geschlechtsrollenkonzepte, eine starke Identifikation mit der Mutterrolle oder eine zu bescheidene Selbsteinschätzung und Selbstdarstellung von Frauen zu nennen. Solche inneren Barrieren entstehen nicht unabhängig von äußeren Barrieren. Sie sind eine Reaktion auf äußere Barrieren, als verinnerlichte gesellschaftliche Erwartungen, als Kompromissbildung zwischen äußeren Anforderungen und inneren Bedürfnissen, und das über Jahrzehnte. Sie entwickeln sich im Verlauf der geschlechtsspezifischen Sozialisation und Erfahrung im Elternhaus, in der Schule, in der Uni und im Berufsleben.

Wichtig ist zu verstehen, dass sie weitgehend erlernt sind, und so können sie – nach den Regeln der Lernpsychologie – auch wieder verlernt werden. Dazu ist jedoch eine vorherige Bewusstmachung unabdingbar. Also: Wenn du erkennst, dass du vieles gelernt hast, damit aber für dich im Hinblick auf deine berufliche Entwicklung gar nicht einverstanden bist, dann kannst du es ändern.

Das ist doch genau die Chance, die wir haben: uns das gerade jetzt in unserem Kulturwandel bewusst zu machen, um diese inneren Barrieren zu überwinden. Dadurch können wir auch äußere Barrieren kollektiv verändern. Hierüber kläre ich in meinem Buch auf und helfe Frauen dabei, quasi Erlerntes zu verlernen.

herCAREER: Was ist notwendig, um Frauen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen? Auf welche Art und Weise unterstützt Ihr Buch in diesem Prozess?

Jacqueline Savli: Eigentlich sollte es ja ganz normal sein, dass jede Frau sichtbar ist. Mir ist es daher ein Anliegen, Frauen im Business zu ihrer Sichtbarkeit zu verhelfen. Mein Buch unterstützt als Fachbuch und Ratgeber. Es soll Spaß machen und zum Mitmachen inspirieren und motivieren. Jedes Kapitel schließt mit einem persönlichen Fazit und mit wertvollen Tipps ab. So entsteht Raum für eigene Notizen und neue Gedanken. Dieses Buch ist ein guter Begleiter, der es mir als Frau ermöglicht, mein Verhalten in beruflichen Situationen und in für mich stressvollen Momenten besser zu verstehen, und der mich stets darin bestärkt zu sagen: „Ich erkenne meine inneren Barrieren in bestimmten Situationen und kann sie reflektieren und überwinden.“

Zusammengefasst gebe ich jeder Frau Folgendes mit:

Zu reflektieren ermöglicht dir, dein Verhalten in unterschiedlichen Situationen viel besser zu verstehen. Warum bist du gerade in jener Situation unsicher gewesen? Durch regelmäßige Reflexion baust du eine stabile Verbindung zu dir selbst auf und lernst dich, deine Stärken und Schwächen, immer besser kennen. Gib dir Zeit zu Entwicklung. Du lernst mit jedem Schritt. Authentizität, Sichtbarkeit und Erfolg – das ist eine Entwicklung, ein Prozess. Du darfst dich ausprobieren und dabei auch Fehler machen. All das hilft dir in deiner Entwicklung.

Ich ermutige dazu, einfach mal zu handeln – und nicht immer vorher so viel zu überlegen. Du kannst nicht alles absichern. Sei mutig und stell dir immer die Frage: Was kann mir im schlimmsten Fall passieren? Wenn du das für dich klar entschieden hast, dann mach es einfach!

Sei Frau, nimm dich nicht zurück. Zieh dich z.B. schick an, geh nach vorne in die erste Reihe oder aufs Podium, trau dich in einem Meeting, die Moderation zu übernehmen, statt das Protokoll zu schreiben. Du kannst alles erreichen, weil du mit jedem mutigen Schritt stärker wirst. Mit jedem Schritt, den du voran gehst, schätze dich wert.

Vernetz dich! Tausch dich aus und hol dir eine Meinung ein. Übe die Moderation oder eine Präsentation einfach mal im kleinen Rahmen. Der Austausch und das Feedback unterstützen dich in deinem Prozess.

Innere Barrieren sind normal  – verurteile dich nicht dafür, sondern sprich mit anderen Frauen darüber. Wir Frauen sollten darüber reden und auch in Unternehmen den Raum für die Überwindung von inneren Barrieren schaffen. Damit unterstützen wir die Unternehmensorganisation, schaffen eine andere Kultur und sensibilisieren dafür, dass Veränderungen im Außen immer auch Veränderungen im Innern bedeuten – bei jedem Individuum.

Es geht darum, dass wir – Mann und Frau und Divers – zusammenfinden und erfolgreich, gleichberechtigt und mit persönlicher Potenzialentfaltung zusammen-arbeiten.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartner:innen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Visible Woman – authentisch zu deinem Ziel

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine Sparringspartner:in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.

  • Aufsichtsrat
  • Co-founder

herCAREER: Würden Sie auch als Mentor:in in der herCAREER-Community fungieren? Welche Frau würden Sie sich als Mentee wünschen?

Jacqueline Savli: Eine Frau, die beruflich viel mehr machen möchte, aber nicht weiß wie, und die daran zweifelt, ob sie ihre beruflichen Träume und Ziele wirklich erreichen kann.

Nutzen Sie eine der Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die die Interviewpartner:in angegebenen hat, und beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community.

Über die Person

Ich bin gelernte Krankenschwester, Dipl.-Sozialpädagogin und Betriebswirtin. In den letzten 25 Jahren war ich erfolgreich als Geschäftsführerin, Managing Direktor, Abteilungsleiterin und Teamleiterin in der Healthcare-IT im Geschäftsbereich Vertrieb & Marketing tätig. Mir ist es sehr wichtig, in meiner Leadership-Funktion eine fundierte Coach- und Trainerausbildung zu haben. Dadurch kann ich reflektierter mit Mitarbeitenden zusammen agieren und arbeiten. Heute gebe ich sehr gerne mein Wissen – durch meine langjährige berufliche und praktische Erfahrung in einer männer-dominierten Berufswelt – an Frauen weiter. Schon seit vielen Jahren begeistert mich das Zusammenspiel von Kommunikation, Denken und Handeln der Menschen in Unternehmen. Vor 12 Jahren begann ich als Role Model, Mentorin, Trainerin und Coach tätig zu sein. Ich werde in Unternehmen zur Keynote und zur Moderation von Workshops eingeladen, um das Thema Sichtbarkeit von Frauen voranzutreiben. Ich unterstütze dabei, dass Männer und Frauen sich in Unternehmen nicht voneinander abgrenzen. Ich helfe dabei, ein besseres Verständnis füreinander zu erzielen, damit sich niemand verbiegen muss. Mein Ziel ist es immer, im Unternehmen gemeinsam und vertrauensvoll erfolgreich zusammenzuarbeiten. Mir liegt es sehr am Herzen, Frauen auch mit meinem Jahresprogramm „Visible Woman“ zu unterstützen. Die Themenschwerpunkte in diesem Programm: Selbstvertrauen, Authentizität, Gelassenheit, Mut, Nein-Sagen, Potenzialentfaltung, Kommunikation, Verhandeln, Wahrnehmung und Souveränität.

Dieses MeetUp ist Teil der Authors-MeetUps bei der herCAREER 2022, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.

Beziehen Sie sich auf das Interview der herCAREER-Community und nutzen Sie eine Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, die der/die Interviewpartner/in angegebenen hat. Das Angebot für ein Sparring bezieht sich auf einen lockerer Austausch. herCAREER fungiert damit als Brückenbauerin. Nehmen Sie gerne die Einladung für den Austausch an. Sie müssen dafür nichts direkt an Ihre(n) Sparringspartner/in zurückgeben, können sich aber gerne an anderer Stelle im Netzwerk mit Ihrer Expertise einbringen.

Bewerben Sie sich bis zur Deadline mit max. einer DINA4-Seite über sich und ihre Motivation zu dem Mentoring – zusammen mit Ihrem Lebenslauf oder Link auf Ihr Xing- oder LinkedIN-Profil. Nutzen Sie dafür die von dem/der Mentor/in angegebenen Kontaktmöglichkeiten. Die Mentorin steht Ihnen je nach Bedarf für bis zu drei (Video-)Treffen für einen Austausch zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass der/die Mentor/in selbst entscheidet, welche und wie viele Mentees sie zulassen können.

Nutzen Sie die Möglichkeit und bewerben Sie sich! Vielleicht können Sie schon in Kürze ein/e Mentor/in aus der herCAREER-Community an Ihrer Seite wissen.
Einsendeschluss:  30 September 2022