Männerdomäne Startups? Gründerinnen ins Spotlight!

Alexander Hirschfeld ist promovierter Soziologe und als Leiter des Forschungsbereichs im Startup-Verband für den Deutschen Startup Monitor ebenso wie für weiterführende Studien wie den Female Founders Monitor verantwortlich.

Warum gründen so viel weniger Frauen ein Unternehmen als Männer und was kann man dagegen tun? Auf Basis der Ergebnisse des Female Founders Monitor, einer aktuellen Studie über Gründerinnen in der Startup-Welt, wollen wir über die Herausforderungen und Möglichkeiten von Frauen in diesem Bereich sprechen.

Dieses MeetUp ist Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2018, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.

Welche Herausforderungen halten deiner Meinung nach Frauen davon ab, ein Startup zu gründen?

Die Ursachen sind komplex und im Grunde muss man eine ganze Reihe von Faktoren berücksichtigen – etwa unterschiedliche universitäre Ausbildungswege oder die Vereinbarkeit mit der Familienplanung. Ich will mich hier jedoch auf einen anderen Aspekt konzentrieren, der oft in der Diskussion zu kurz kommt: Laut den Ergebnissen unserer Studie liegt der Anteil von Startup-Gründerinnen in Deutschland bei nur 14,6%. Und fast 72% der Startups haben ein rein männliches Gründungsteam. Die Startup-Welt ist also momentan klar männlich dominiert. Das kann Frauen abschrecken und dazu beitragen, dass es Gründerinnen schwerer haben – z. B. wenn es um die Vergabe von Wagniskapital geht. Mit Projekten wie dem Female Founders Monitor wollen wir als Startup-Verband auf diese Schieflage aufmerksam machen, Vorbilder schaffen und damit die Möglichkeiten und Chancen im Startup-Bereich für Frauen sichtbarer machen.

Was für Möglichkeiten haben gründungsinteressierte Frauen? Wo können Sie sich Unterstützung oder potentielle Mitgründer suchen?
Insgesamt ist das Angebot an Veranstaltungen und Projekten speziell für Frauen in den letzten Jahren stark angestiegen – das zeigt nicht zuletzt der Erfolg der herCAREER. Im Bereich Gründungen existieren heute nationale Netzwerke, wie die bundesweite gründerinnenagentur, ebenso wie lokale Zentren für Unternehmerinnen, z.B. die bekannte WeiberWirtschaft in Berlin. Auch im Startup-Bereich haben sich unterschiedliche Plattformen etabliert, die vor allem bei der Suche von MitgründerInnen und in Fragen der Finanzierung unterstützen. In unserem Verband ist es das Startup-Unternehmerinnen-Netzwerk, das sich für Gründerinnen, deren Austausch und Vernetzung einsetzt.

Könnten bzw. sollten männliche Gründer aktiver nach Co-Gründerinnen suchen und so mehr Frauen zur (Mit-) Gründung zu motivieren? Was wäre dein Rat?
Unbedingt – und nicht nur das! Was nötig ist, ist ein Umdenken bzw. eine Sensibilisierung der Männer, die Schlüsselpositionen in der Startup-Welt besetzen. Wie z.B. eine aktuelle Studie der Harvard University zeigt, werden Frauen bei der Vergabe von Risikokapital aufgrund von Genderstereotypen massiv benachteiligt. Während Investoren in begeisterungsfähigen Männern den Visionär erkennen, gelten Frauen mit den gleichen Eigenschaften als unerfahren und naiv. Ein guter Ausgangspunkt eines solchen Umdenkens sind gemischte Gründungsteams, die laut unserer Studie immerhin 20% der Startups in Deutschland ausmachen. Gerade hier sollte es möglich sein, derartige Vorurteile aufzubrechen und damit eine offene und gerechte Gründungskultur voranzutreiben.