Beim Crowdfunding finanzieren viele gemeinsam eine neue Geschäftsidee. Organisiert wird das über Crowdfunding-Plattformen im Internet. Der Gründer bekommt jedoch nicht nur Geld. Seine Geldgeber geben ihm auch erste Rückmeldungen zu seiner Geschäftsidee, die er so optimieren kann. Welche Vorteile Crowdfunding noch bietet und was eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne ausmacht, erläuterte Linette Heimrich, Expertin für Crowdfunding/ Crowdsourcing bei der IHK Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern  im MeetUp „Crowdfunding – mehr als nur Finanzierung“.

Erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne

herCAREER: Was ist denn das Geheimnis eines erfolgreichen Crowdfundings? Was sollte man beachten, worauf kommt es an?

Heimrich: „By failing to prepare, you are preparing to fail”, diese alte Weisheit von Benjamin Franklin lässt sich perfekt auf Crowdfunding übertragen. Hinter einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne steckt viel Arbeit und eine gute Vorbereitung. Letztere kann locker schon drei Monate vor der eigentlichen Kampagnenlaufzeit starten. Denn um eine loyale Crowd aufzubauen, braucht es mehr als die wenigen Wochen einer Kampagne. Projekte müssen bekannt gemacht und Vertrauen eingeworben werben, der Aufbau der Community braucht Zeit. Damit erst zu starten, wenn die Kampagne bereits läuft, wäre viel zu spät.

herCAREER: Wie mobilisiert man Unterstützer – noch dazu in ausreichender Zahl?

Heimrich: Zuerst muss ich mir klar machen, wer potenzielle Unterstützer meines Projekts sein könnten. Wer hat das größte Interesse daran, dass das Projekt umgesetzt wird? Wer auf diese Frage mit „Jeder!“ antwortet, wird höchstwahrscheinlich am Ende niemanden mobilisieren.

Je genauer ich meine Zielgruppe kenne, desto besser kann ich sie ansprechen. Die Botschaft der Kampagne muss stimmen, aber auch die Kanäle, über die ich diese Zielgruppe erreiche. Das kann online und offline passieren, ideal ist eine Kombination aus beiden Welten.

Wer eine untereinander gut vernetzte Crowd hat, profitiert außerdem von Mundpropaganda-Effekten: Das heißt, schon überzeugte Unterstützer werben wiederum neue. Das klappt umso besser, je genauer ich mit meinem Projekt den Nerv der Crowd-Unterstützer treffe. Den einzigartigen Mehrwert meines Projekts sollte ich also immer klar kommunizieren.

herCAREER: Beim Crowdfunding wird nicht nur die Sache, sondern immer auch der Gründer/ die Gründerin unterstützt. Haben Sie Tipps für erfolgreiches Selbstmarketing?

Heimrich: Crowdfunding lebt vor allem vom Vertrauen, das einem die Unterstützer schenken. Daher ist es wichtig, mit dem eigenen Gesicht hinter seinem Projekt zu stehen. Im Kampagnen-Video sollte daher auf jeden Fall auch gezeigt werden, wer die Initiatoren des Projekts sind.

Nicht jeder fühlt sich vor der Kamera wohl, aber das ist okay. Wichtig ist, man selbst zu bleiben und sich nicht zu verstellen. Es geht nicht darum perfekt zu sein, sondern authentisch.

Über den Kampagnen-Blog kann man außerdem gut zeigen, wie es mit dem Projekt voran geht und was im Hintergrund geleistet wird. Hier kommen auch kleine Fotostorys, zum Beispiel vom Verschicken der Rewards, gut an. Auch das kann beim Selbstmarketing helfen.

Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Crowdfunding
  • Kampagnenkommunikation

Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Linette Heimrich ist seit 2014 als Gründungsberaterin mit Spezialgebiet Crowdfunding und Crowdsourcing bei der IHK für München und Oberbayern tätig. Sie ist begeisterte Gastgeberin der Veranstaltungsreihe Crowdfunding Night, der Aufbau der Münchner Crowdfunding Szene liegt ihr am Herzen. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau mit Schwerpunkten in der politischen Kommunikation und beschäftigte sich mit neuen Formen der Online-Partizipation. Weitere berufliche Stationen sind der Bundestagswahlkampf 2009 und verschiedene Kommunikationsagenturen.