Die wichtigsten Fragen, die man sich vor dem Schritt in die Selbständigkeit stellen sollte

Christina Richter ist freie Kommunikationsstrategin und berät Unternehmen und Einzelpersonen bei Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Social Media und Personal Branding. Nach zehn Jahren auf Unternehmensseite – in kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie im Konzern – kennt Christina das komplette Spektrum der Kommunikation und bietet ihre Expertise seit Anfang 2016 nicht mehr nur einem Unternehmen an, sondern betreut heute als Freiberuflerin verschiedene Kunden. Ihre Themenschwerpunkte sind Finanzen bzw. Fintech, E-Commerce in China sowie Startups und Tech. Zudem engagiert sich Christina sehr stark zum Thema Female Empowerment.

Freiberufler arbeiten nur selbst und ständig? Freiberufler machen keinen Urlaub, denn sie stehen immer mit einem Fuß im existentiellen Aus? Es gibt viele Vorurteile gegenüber der Freiberuflichkeit, aber wie in jedem anderen Job kommt es darauf an, wie man es anstellt. Es gehört viel Arbeit dazu, aber ebenso viel Flexibilität und Freiheit. Christina Richter ist Freiberuflerin und teilt ihre Erfahrungen, wie sie genauso viel verdient wie als Angestellte und dennoch regelmäßig Urlaub machen kann.

Dieses MeetUp ist Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2018, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Fragen, die sich jede Frau (und auch jeder Mann) vor dem Schritt in die Selbständigkeit stellen sollte?

Jeder Mensch, der sich mit seiner Arbeit selbständig macht, ist Unternehmer. Und es gibt eine oftmals verklärte Vorstellung davon, wie das Lebens als Unternehmer/in so ist. Es gibt vor allem Freelancern, die keine Personalverantwortung haben, sehr viel Flexibilität und Freiheiten. Es bedeutet aber auch, dass auf jeden Selbständigen unternehmerische Tätigkeiten zukommen und es gibt meines Erachtens drei Fragen, die in diesem Zusammenhang sehr wichtig sind.

  1. Kann ich mich mit meiner Tätigkeit sinnvoll selbständig machen? Es gibt sehr viele Berufe, die in einer Selbständigkeit ausgeübt werden können. Aber für manche passt es dann eben doch nicht. Das heißt bevor ihr euren Job kündigt, solltet ihr prüfen, ob es für eure Arbeit oder die, die ihr anstrebt, einen Bedarf gibt.
  2. Will ich mich um alles um den Job herum selbst kümmern? Besonders in der Anfangsphase, wenn man sich als Freie noch keine Unterstützung leisten kann, kommt sehr viel administrative Arbeit auf einen zu. Man muss wirklich alles selbst machen und das muss man können, und wollen. Erst wenn das Business läuft, ist es sinnvoll outzusourcen. Wer nur inhaltlich tätig sein möchte, der ist wahrscheinlich doch besser in einem Angestelltenverhältnis aufgehoben.
  3. Habe ich die nötigen Nerven für eine Selbständigkeit? Es läuft nicht immer alles rund – vor allem nicht in der Anfangsphase – und wer nachts nicht schlafen kann, wenn es mal holperig wird, könnte beispielsweise eine Selbständigkeit in Teilzeit aufbauen. Das gibt einem erstmal Sicherheit durch den festen Job und eine Art Testphase, in der man Punkt 1 und 2 ausprobieren kann.

Wie geht man als Selbstständige mit Leerlauf um?

Es gibt in jedem Unternehmen Höhen und Tiefen. Wichtig ist es, einen Ausgleich zu schaffen, d.h. in „guten“ Zeiten nicht gleich alles Verdiente wieder auszugeben, sondern sich einen Puffer für „schlechte“ Zeiten zurückzulegen. Je mehr Puffer man hat, desto leichter übersteht man Leerlaufphasen. Und es gilt, smart zu arbeiten, d.h. sich gezielt längerfristige Projekte zu suchen oder sich in Agenturen oder Netzwerken zu engagieren. Gute Planung ist hierbei die halbe Miete. Wer genau weiß, was er an fixen Ausgaben hat, kann Projekte besser um diese Ausgaben herum planen. Und in der Leerlaufphase auch nicht daheim herumsitzen und warten, bis neue Projekte kommen. Besonders in diesen Phasen heißt es: rausgehen und netzwerken. Wobei ich das auch immer raten würde, egal wie die Auftragslage gerade aussieht.

Aus deiner Erfahrung – was rätst du Freelancern, die gerade am Anfang stehen?

Geh raus in die Welt und netzwerke. Ich kann nur immer wieder betonen, wie wichtig es für Freiberufler ist, sich ein gutes persönliches Netzwerk aufzubauen. Wir haben keine Firma im Hintergrund, die uns laufend mit Aufgaben und Projekten versorgt. Und was noch viel wichtiger ist: Wenn dich keiner kennt, wirst du schwer an Empfehlungen anderer kommen, und Empfehlungen sind Gold wert.

Und feile stets an deinem Angebot. Entwickle dich weiter. Ich mache heute nicht mehr zu 100% das, was ich vor 10 Jahren gemacht habe, weil sich meine Branche in dieser Zeit sehr verändert hat. Ich habe mich mitentwickelt, denn ich möchte meinen Kunden immer den bestmöglichen Service bieten – und das kann ich nur, wenn ich mit der Zeit (und den Entwicklungen) gehe.