Wie können wir mit Komplexität, Arbeitsbelastung und Geschwindigkeit erfolgreich und souverän umgehen? Welches Mindset benötigen Mitarbeiter, damit neue Konzepte von Führung und Arbeit in Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden können? Je schneller, agiler und freier ein Umfeld ist, umso wichtiger sind Handlungsweisen und eine Selbstführung, die auf bewusstseinsbasierten Kompetenzen wie bspw. Selbstkenntnis und Empathie basieren. Dies belegen neuropsychologische Studien und bemerkenswerte Praxisbeispiele. Diese Zusammenhänge und konkrete Ansatzpunkte wurden mit den TeilnehmerInnen diskutiert.

„Wir brauchen Digitalkompetenz.“

Klar ist: Wir brauchen Digitalkompetenz. Aber damit ist nicht nur eine technologische Befähigung gemeint. Neben funktionalen und fachlichen Fähigkeiten werden Soft Skills enorm an Bedeutung gewinnen, um den Anforderungen gewachsen zu sein. Ganz fundamental für ein Leben und Arbeiten in der digitalen Welt sind eine grundsätzliche Lernbereitschaft sowie Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Dabei sind emotionale Intelligenz, Selbstführung und ein Growth Mindset, das vom grundsätzlichen Glauben an die eigene Weiter- und Veränderungsfähigkeit geprägt ist, Schlüsselqualifikationen für die Entwicklung ganzheitlicher Kompetenzen.
Es geht also neben dem Aneignen von technologischem Wissen und neuen Arbeitsmethoden, wie bspw. agiles Projektmanagement oder Scrum, um tieferliegende Einstellungen, Denk- und Sichtweisen.

herCAREER: Wo und wie wirken sich Soft Skills im neuen Arbeitsalltag aus?

Wölkhammer: Neue Formen von Arbeit fordern unter anderem eine crossfunktionale Zusammenarbeit der Mitarbeiter. Themen und Konflikte werden transparent und deutlich – dies erfordert Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit. Dadurch, dass immer mehr Ergebnisse im gemeinsamen und direkten Arbeitsprozess entstehen, wird Vertrauen ein elementares Gut. Sich selbst menschlich zu zeigen, ist ein förderlicher Weg. Eigene Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten offenzulegen braucht Mut. Auf all dies wirken sich Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung und Empathie positiv aus. Selbstständiges und kontinuierliches Lernen wird wiederum durch eine hohe Eigenmotivation gefördert.
Die gute Nachricht: Durch seine Neuroplastizität ist unser Gehirn veränderbar. Mentale Stärke und eine damit einhergehende robuste Persönlichkeit sind trainierbar.

herCAREER: Welche Anforderungen werden an Leadership im digitalen Umfeld gestellt?

Wölkhammer: Es gibt zwei wesentliche Rollen, die Führungskräfte in der digitalen Transformation haben: Sie sind einerseits Treiber der digitalen Entwicklung. Dies benötigt ein hohes Maß an Transformations- und Fachexpertise. Darüber hinaus sind sie „Servant Leader“, also Dienstleister für ihre Mitarbeiter. Das bedeutet, aktiv die Potenziale ihrer Mitarbeiter zu entwickeln, sie zu coachen und zu unterstützen, damit sie sich innerhalb der aktuellen Herausforderungen erfolgreich, gesund und zufrieden bewegen können.
Leadership bedeutet zudem, Orientierung und Sinn zu geben. Dabei sind Führungskräfte Teil des Teams und binden ihre Mitarbeiter ein. Hier sind weniger Hierarchie, mehr Offenheit und Nahbarkeit gefragt. Das Führen von crossfunktionalen und internationalen Teams auf Distanz fordert beispielsweise viel Klarheit hinsichtlich Anweisungen und Kommunikation. Soziale Stärke und Empathie werden immer bedeutsamer.
Leadership in der digitalen Transformation bedeutet aber auch in einem VUKA-Umfeld zu führen und gleichzeitig mit hohen Management-Ansprüchen konfrontiert zu sein. Nicht selten werden Treiber der digitalen Transformation dabei selbst zu Getriebenen.

herCAREER: Was müssen Unternehmen heute tun, um Mitarbeiter für die digitale Transformation zu befähigen und gleichzeitig Prozesse anzupassen?

Wölkhammer: Unternehmen sollten auf eine ganzheitliche Kompetenzentwicklung bei ihren Mitarbeitern setzen: neues Wissen zu neuen Technologien einerseits und die Weiterentwicklung von Soft Skills andererseits. Nur so kommen Menschen über die neuen Techniken und Praktiken von New Work hinaus ins kompetente Handeln.
Aktuelle Prozesse eint, dass sie komplexer, vernetzter, schneller und interaktiver werden. Wenn in Unternehmen beispielsweise neue Kommunikations- und Kollaborationstools eingeführt werden, muss natürlich der technische Umgang geschult werden. Zusätzlich ist es wichtig, dass die Menschen die neuen Instrumente anwenden wollen. Wenn Mitarbeiter Fehler als einen Makel ansehen, dann werden sie sich nur zurückhaltend in die sehr unmittelbare Kommunikation eines Social Intranets einbringen. Die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und glaubwürdige Vorbilder sind an dieser Stelle hilfreich. Insgesamt gilt es natürlich auch, die vorherrschende Kultur zu berücksichtigen. Eine veränderte Unternehmenskultur ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der digitalen Transformation und nicht erst ihr Ergebnis.

herCAREER: Auf der herCAREER geht es vor allem um den fachlichen Austausch, der auf den persönlichen Erfahrungen und dem Wissen der Sparringspartnerinnen aufsetzt. Zu welchen Themen können Sie im Vorfeld / auf der Messe / im Nachgang als Austauschpartnerin fungieren – in Schlagworten?

  • Interne Kommunikation
  • Integration neuer Instrumente für Zusammenarbeit und Kommunikation
  • Begleitung in Veränderungs- und Transformationsprozessen
  • Individuelle Beratung zu Kommunikation und Führung
  • Persönliche Entwicklung und Coaching

herCAREER: Gibt es Themen, zu denen Sie persönlich eine/n Sparringspartner/in suchen und einen fachlichen wie persönlichen Austausch weiterführen möchten? Dann benennen Sie uns Schlagworte für ihre Themen.

  • KI in Kommunikation und Führung
  • Neue digitale Lernformate
  • Bedeutung von Bildern in Lernprozessen

herCAREER: Wie können oder möchten Sie kontaktiert werden?

Über die Person

Verena Wölkhammer ist Professorin für Kommunikation und Führung an der Hochschule Fresenius. Sie arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Unternehmensberaterin in Kommunikations- und Veränderungsprozessen für namhafte Kunden. Nach Weiterbildungen im Bereich Coaching und Achtsamkeit begleitet sie Verantwortungs- und Leistungsträger in Phasen der Veränderung und Entwicklung im beruflichen sowie im privaten Kontext. Das von ihr gegründete NEUSKILL® Institut befasst sich mit zeitgemäßer Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung, insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen der digitalen Transformation.

Dieses MeetUp war Teil der Karriere-MeetUps bei der herCAREER 2019, Ort und Zeitpunkt finden Sie im Programm.