Edith Schmid-Eisermann ist Mama von zwei Kleinkindern, arbeitet in einer Vollzeit-Führungsposition bei einem großen Foto-Dienstleister in München und ist zudem Teil des internen Talententwicklungsprogramms namens GROW. Louisa Noémi Schünhoff spricht mit ihr über Vereinbarkeit, ihren persönlichen Werdegang, die Verantwortung, als junge Frau eine Führungsposition mit Mutterschaft zu vereinbaren sowie ihren Wunsch, lebenslang zu lernen und dabei vor allem “Ja” zu sich selbst zu sagen.

Thema

Führung & Kommunikation | Familie & Vereinbarkeit

Angaben zur Referentin

Edith Schmid-Eisermann, Abteilungsleiterin Kundendienst, Cewe Stiftung & Co. KGaA, Standort München

Was bedeutet Veränderung? Veränderung bedeutet Fortschritt, Veränderung bedeutet Entwicklung; aber Veränderung bedeutet auch mutig zu sein, sich selbst zu vertrauen und Dinge zu tun, die man noch nicht getan hat und bei denen man sich nicht sicher ist, ob es funktioniert und ob es die richtige Entscheidung sein wird! Sehr abgedroschen, aber auch wahr: du wirst es nie herausfinden, wenn du es nicht ausprobierst! Trau dich! Ergreife die Chancen, wenn sie sich zeigen!

So, oder so ähnlich kann man den Werdegang von Edith Schmid-Eisermann, 34, Mama von 2 kleinen Wirbelwinden, Head of Customer Service aus München beschreiben. Sie entschied sich nach der Schule bewusst für eine Ausbildung. Der Wunsch auf eigenen Beinen zu stehen und sich eine eigene Wohnung leisten zu können, war groß und das Verlangen in die bayrische Hauptstadt zu ziehen, noch größer. Nach 2 Jahren erfolgreich abgeschlossener kaufmännischer Ausbildung, machte sie einen kurzen Abstecher in der Immobilienbranche, bevor sie weiterzog und 2009 bei CEWE startete.

Eine sehr ausgeprägte Kundenorientierung und ein fest verankerter Dienstleistungsgedanke, machten den Start im Kundenservice zum perfekten Umfeld. Während sie sich berufsbegleitend zum „Bachelor Professional (CCI) of Marketing“ ausbilden ließ, entwickelte sie sich im Unternehmen von der Mitarbeitenden im Kundenservice, im Alter von Mitte 20, zur Abteilungsleitung. Ihre Motivation ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, indem der Mensch mit seinen Stärken im Vordergrund steht und lebenslanges Lernen zum Alltag gehört. Wahrscheinlich sind diese Gedanken der Grund, warum sie sich selbst in den letzten Jahren zur Trainerin hat ausbilden lassen und eine Weiterbildung im Bereich Organisationspsychologie besuchte. Sie selbst hat den Antrieb immer wieder ihre Komfortzone zu verlassen und mutig zu sein!

Auch in den turbulentesten Zeiten des Lebens ist es möglich persönlichen Wachstum zu erreichen und Träume zu verfolgen. Daher steht Ende dieses Jahres für ihre Familie das nächste, und neben der Familiengründung, wahrscheinlich das bisher größte Abenteuer an: Ihre 2 und 4 Jahre alten Töchter, ihr Mann und sie haben ihre Wohnung aufgegeben, erneut Elternzeit eingereicht und lassen Deutschland für ein Jahr hinter sich. Eine Weltreise ist der Plan!

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00:00:00 Louisa Noémi Schünhoff: Dieses Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie ist machbar, es ist herausfordernd, es erfüllt mich aber auch.

00:00:18 Moderation: Herzlich willkommen zum herCareer Voice Podcast, Du bist hier richtig, wenn Du diverse und vor allem weibliche Perspektiven auf arbeitsmarktpolitische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen hören willst. Lerne dabei von Role Models, Expert:innen und Insidern und nimm wertvolle Anregungen für Deine eigene Karriereplanung mit. Mit herCAREER Voice fangen wir vielfältige Sichtweisen ebenso wie ganz persönliche Einblicke und Erfahrungen spannender Frauen ein – von der herCAREER Expo live und aus der herCAREER Community.

00:00:49 Sag ja zu dir selbst, über die Vereinbarkeit von Führung, Mamasein und eigener Weiterentwicklung, Edit Schmid-Eisermann ist Mutter von zwei Kindern und arbeitet in einer Vollzeitführungsposition bei einem großen Fotodienstleister in München. Dort ist sie Teil des internen Talententwicklungsprogramms GROW, obwohl sie beim ersten Treffen am liebsten direkt wieder umgedreht wäre. Welche Selbstzweifel sie in dem Moment überfallen haben und wie sie sich diesen gestellt hat, davon erzählt Edit Schmid-Eisermann im Gespräch mit ihrer Kollegin Louisa Noémi Schünhoff. Außerdem berichtet sie von ihrem beruflichen Werdegang und erzählt, wie sie bereit als junge Frau eine Führungsposition übernahm. Es geht darum, wie Familien und Berufsleben miteinander vereint werden können, um den Wunsch lebenslang zu lernen und darum, wie man es trotz aller äußeren Umstände schafft, ja zu sich selbst zu sagen.

00:01:48 Louisa Noémi Schünhoff: Hallo an alle Zuhörerinnen da draußen, herzlich willkommen zu diesem HerCareer-Podcast. Mein Name ist Louisa Noémi Schünhoff. Ich bin vor kurzem als Vollzeit-Recruiterin bei CEWE in Oldenburg gestartet und war hier vorher am Standort als Werkstudentin in der Personalentwicklung tätig. Und ich freue mich sehr, heute hier zu sein und mit Edit Schmid-Eisermann, einer lieben Kollegin aus München über ihren persönlichen Werdegang zu sprechen. Und bevor ich da zu sehr einsteige, erstmal schön dass du da bist Edit.

00:02:17 Edit Schmid-Eisermann: Hallo Louisa. Ich freue mich, hier im sonnigen Norden bei euch zu sein.

00:02:21 Louisa Noémi Schünhoff: Ja, die Sonne hat sich endlich mal wieder blicken lassen, wahrscheinlich hast du sie einfach mitgebracht.

00:02:25 Edit Schmid-Eisermann: Naja.

00:02:28 Louisa Noémi Schünhoff: Du bist ja Mama von zwei Kleinkindern, arbeitest Vollzeit bei uns in einer Führungsposition und nimmst ja außerdem auch an unserem internen Talententicklungsprogramm GROW Teil. Ich hoffe, das habe ich jetzt erstmal treffend zusammengefasst. Magst du ein wenig über dich und deinen Werdegang erzählen? Wie kommt es, dass du heute da bist wo du bist?

00:02:46 Edit Schmid-Eisermann: Gerne. Alles, was du gesagt hast, ist völlig richtig. Mama von zwei Kindern, Vollzeit in Führungsfunktion hier bei CEWE und das tatsächlich jetzt seit 14 Jahren, also nicht seit 14 Jahren in einer Führungsfunktion, aber seit 14 Jahren bei CEWE. Ich habe hier meine beiden Kinder quasi bekommen, war zweimal kurz in Elternzeit und bin dann immer wieder zurück in meine Führungsfunktion gekommen und ja, wie bin ich hier hingekommen? Die Frage stelle ich mir selbst immer mal wieder. Ich glaube, das hatte mit Zufall, Glück und Vorgesetzten zu tun, die Dinge in mir gesehen haben, die ich damals gar nicht in mir gesehen habe. Ich war Mitte 20, als ich die Abteilungsleitung für den Kundenservice übernommen hatte und habe mich da erstmal gar nicht drauf beworben, sondern mein Vorgesetzter kam auf mich zu und meinte, ich sehe da Dinge in dir, die mir gut gefallen, die zu dem Unternehmen gut passen oder die vor allem auch in die heutige Zeit passen und würde mich super freuen, wenn du die Funktion und diese Rolle übernehmen würdest. Und dann bin ich einfach mal reingesprungen in ein 20-köpfiges Team, aus dem ich selbst kam und die jüngste in der Runde war.

00:03:54 Louisa Noémi Schünhoff: Das klingt ja erst mal schon mal total aufregend und auch aus meiner Perspektive irgendwie total spannend auch, dass du einfach so früh diese Verantwortung auch übernommen hast. Also wenn ich es jetzt einfach mal mit mir vergleiche, ich bin jetzt 25, bin jetzt so in meine erste Juniorposition gestartet und in dem Alter hast du dann einfach schon ja eine Teamleitung übernommen. Das ist natürlich einfach auch noch mal eine ganz andere Verantwortung. Ist das was, was du damals oder auch jetzt irgendwie in deinem Umfeld auch öfter beobachten konntest oder hast du dich da vielleicht auch selber irgendwie so ein bisschen als Ausnahme gesehen?

00:04:29 Edit Schmid-Eisermann: Mir war das damals nicht so bewusst, ich bin da reingestolpert ehrlicherweise. Ich habe mir am Anfang nicht großartige Gedanken gemacht, was das bedeutet und ob ich zu jung oder zu alt für die Funktion sein könnte, ob ich das richtig oder falsch machen. Ich hatte eine gewisse Vorstellung, was Führung für mich bedeutet. Ich hatte sehr viele Positivbeispiele um mich rum, ich hatte auch das eine oder andere extreme Negativbeispiel und wusste, so sieht für mich ein Arbeitsumfeld aus, in dem ich arbeiten möchte und das möchte aktiv mitgestalten. Ich war damals eine Ausnahme, meine Kolleginnen und Kollegen um mich rum waren alle ein Stückchen älter. Würde behaupten, dass die dann doch irgendwie um die 30 waren. Ich habe das aber ehrlicherweise nie gespürt. Es war irgendwas in mir, was einen Mehrwert gesehen hat. Wo man dachte, okay ich mache das jetzt, ich habe eine Vorstellung, wie es laufen könnte und ich hatte das Glück mit meinen Vorgesetzten, dass die mich sehr früh in Trainings gesteckt haben. Also ich habe die Funktion bekommen und dann hat man sich Gedanken gemacht, okay was hast du denn, was die Rolle heute braucht, was hast du noch nicht, was braucht unsere Umwelt, was kommt aus der Gesellschaft? Da waren ganz viele Fragen. Und dann habe ich verschiedene Trainings besucht und es wurde irgendwie ein ganz buntes Puzzle.

00:05:41 Louisa Noémi Schünhoff: Total schön, ich finde, das ist auch einfach irgendwie ein total wertvolles Zeichen, dass du dann einfach auch Vorgesetzte hattest, die ja das auch in dir gesehen haben, so dass du es dann selbst vielleicht auch irgendwie erst sehen konntest und dass da auch irgendwie dann so ein Grundvertrauen in dich selber war. Ich glaube, das ist auch was, was wir gerne auch an die Zuhörerinnen da draußen weitergeben, dass man einfach irgendwie, egal welchen Weg man geht, irgendwo so ein Grundvertrauen in sich selber haben sollte und auch wenn man sich selber vielleicht mal als Ausnahme sieht oder das Umfeld einen als Ausnahme sieht, dass es trotzdem richtig ist, wenn das eigene Gefühl sagt, dass es richtig ist. Das finde ich irgendwie ein total schönes Stichwort. Jetzt bist du ja auch zweifache Mama und hattest eben auch schon gesagt, dass du ja auch kurz in Elternzeit warst. Daher ist das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie natürlich auch was, was dich betrifft. Wie war das denn grundsätzlich für dich, also auch so der Wiedereinstieg? Hattest du das Gefühl, dass du mit offenen Armen wieder empfangen wurdest im Betrieb oder war das doch irgendwie so eine Zurückhaltung, die man doch auch irgendwie gesellschaftlich eher mal mitbekommt, vonwegen, mal schauen, wie sie das jetzt alles irgendwie packen will? Wie hast du das so wahrgenommen?

00:06:47 Edit Schmid-Eisermann: Ich wurde definitiv mit offenen Armen empfangen. Ich glaube, ich habe das Unternehmen immer mal wieder oder auch meine Vorgesetzten vor Herausforderungen gestellt. Weil das erste Mal, als ich aus der Elternzeit zurückkam, kam vier Wochen später dann die Botschaft, jetzt bin ich wieder da, aber übrigens ich bin schwanger, ich gehe dann eigentlich auch gleich wieder. Es sind zwei Wunschkinder, wir wollten das genauso und manchmal gehen Wünsche ja dann auch in Erfüllung. Also ich hatte komplette Rückendeckung von meinen Vorgesetzten. Der Satz, den ich heute noch ganz gut im Kopf habe, ist, komm zurück, setz dich bitte nicht auf die Ersatzbank, wir kriegen alles hin, wir organisieren es so, dass es für dich als Familie passt und für uns als Arbeitgeber. Das Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie finde ich super herausfordernd. Also wenn ich überlege, wie ist jetzt gerade aktuell mein Ist-Zustand, ich sitze jetzt hier gerade mit dir in Oldenburg, komme selbst aus München. Jetzt muss man natürlich irgendwie von München nach Oldenburg kommen. Macht man jetzt auch nicht unbedingt an einem Tag hin und zurück. Das heißt, das sind so Kleinigkeiten, die einen beschäftigen als Mama, wenn man seine Kinder dann auch nicht dabei hat. Dieses Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie ist machbar, es ist herausfordernd, es erfüllt mich aber auch. Und ich würde bei dem Punkt viel weiter vorne ansetzen. Viele denken in dem Fall, in meinem Umfeld zumindest, an eine zeitliche Organisation, an eine Organisation von Tagesabläufen, von Strukturen. Für mich hat das aber was mit einer inneren Haltung zu tun. Sprich, jeder kommt ja in diese Rolle anders rein, Mama zu sein. Also diese Vereinbarkeit mit sich selbst, was möchte ich denn eigentlich? Wie will ich denn als Mama sein? Welche Identität, also welche neue Identität möchte ich mir denn zum Teil vielleicht auch zulegen? Und dann auch diese Akzeptanz, okay Karriereziele, die man davor hatte, gehen nicht weg. Es haben viele Frauen in meinem Umfeld oder auch Männer haben eine Veränderung durchgemacht durch die Geburt, die macht jeder durch. Und bei einigen waren diese Karriereziele nicht mehr da, bei mir sind die aber nach wie vor da und das ist so ein Antrieb und sich selbst zu akzeptieren und zu sagen, okay das ist jetzt so und das ist auch okay für mich, dass ich Vollzeit wieder zurückkommen möchte, obwohl es ehrlicherweise in meinem Umfeld auch niemanden gibt, der sagt, mach das nicht oder mach das schon, also das kommt alles aus mir. Aber das war meine größte Herausforderung oder ist es heute euch noch, mit meinem Partner gemeinsam da einen Weg zu finden, wie bekommt man es dann schlussendlich gut organisiert. Also wie ist die innere Haltung, was möchte ich wirklich? Aber auch, wie organisieren wir unseren Arbeitsalltag, wir haben beide Vollzeit gearbeitet, mein Mann ist inzwischen in Elternzeit, weil wir dann festgestellt haben, okay, am Ende des Tages bleibt doch zu wenig Zeit für das ein oder andere. Ja, ich glaube, wir haben gelernt offen zu sein, um Pläne, die dann geschmiedet wurden, auch nochmal neu zu planen.

00:09:42 Louisa Noémi Schünhoff: Ja, das kann ich total gut nachvollziehen, alleine beim Erzählen, auch wenn ich noch selber keine Kinder habe. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auf der einen Seite irgendwo ganz viele unterschiedliche Meinungen um einen herum gibt und dass man einfach da so für sich die richtige finden muss, und da so den richtigen Weg. Da wiederholen wir uns ja quasi auch mit dem davor, das ist einfach, ja, eine innere Haltung, du hast das ganz schön gesagt. Also dass es wirklich darum geht, wie steht man selber zu den Dingen und dass es auch okay ist oder bzw. dass es eine gewisse Akzeptanz auch sich selber gegenüber erfordert, aber genauso gut natürlich auch dem Umfeld. Und von daher finde ich das auch total schön, dass du diese Erfahrung machen durftest, auch bei uns im Unternehmen, dass da die Arme einfach auch offen waren und auch gesagt wurde, hey wir kriegen das irgendwie hin und wir sehen deine Kompetenzen trotzdem und bitte steck die jetzt nicht weg, nur weil du Mama geworden bist, wir wollen dich trotzdem noch hier haben. Mich würde noch interessieren, du hast ja auch gesagt, dass die innere Haltung sich vielleicht auch so ein bisschen verändert, gerade mit dem Mamasein, ob das Mamasein eventuell auch deine Position in gewisser Weise beeinflusst hat. Also die Führungsrolle, ob da irgendwie noch mal andere Werte irgendwie stärker in den Fokus gerückt wurden oder ob du sagst, nein eigentlich hat sich da gar nicht so viel verändert?

00:11:02 Edit Schmid-Eisermann: Ich würde sagen, dass sich meine Werte nicht verändert haben. Es wurden allerdings Werte verstärkt oder unterstrichen. Ich bin mir heute der Verantwortung, die ich für ein 20-köpfiges Team trage, noch mehr bewusst als davor. Ob das jetzt durch die Kinder kommt, weiß ich nicht, oder ob es auch durch die Zeit kam in der Elternzeit, in der ich mich ganz viel mit Podcasts beschäftigt habe, auch viel gelesen habe, höchstwahrscheinlich kommt es dann aber auch durch die Kinder, weil ich mir heute durchaus bewusst bin, wie wichtig es ist verlässlich zu sein, berechenbar auch zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich davor nicht verlässlich war, aber heute achte ich noch mehr drauf, halte ich Dinge denn ein, die ich ausspreche? Wann spreche ich Themen denn wirklich aus? Ist da eine Zuverlässigkeit da? Kann ich das dann auch halten, was ich sage? Das Thema Erwartungsmanagement aber auch meinem Gegenüber, ist es realistisch, was ich gerade erwarte? Also in welchem Lebensmodell, in welchem Umfeld bewegt sich denn der Mitarbeitende? Was muss ich denn in meiner Rolle noch bedenken oder was kann ich noch bedenken? Das heißt nicht, dass das irgendwas weichgewaschenes sein sollte oder man aktiv wegsieht, wenn es um wirtschaftliche Themen geht, ganz im Gegenteil. Der Mensch rückt einfach noch mehr in den Fokus. Auch das Thema, was ist denn gerade die Ursache? Warum kommen wir in einem Projekt oder in einem Thema gerade denn nicht weiter? Warum fällt es meinem Gegenüber denn so schwer, sich gerade zu motivieren? Also wo muss ich denn genau hinschauen? Und das sind Dinge, die ich in der Erziehung meiner Kinder lerne. Ehrlicherweise habe ich da ganz ganz viel Potenzial nach oben, um zu sehen, okay wo kommt denn dieser Reaktion denn jetzt bitte her, es war doch gerade alles noch so gut? Und das versuche ich mit in meinem Job zu nehmen und da eine Lernkurve zu schlagen.

00:12:45 Louisa Noémi Schünhoff: Ich glaube, lernen ist ein ganz schönes Stichwort, um auch einfach noch mal auf das Thema GROW zusprechen zu kommen. Ich weiß nicht, ob ich es am Anfang schon gesagt hatte, aber GROW ist ja unser internes Talententwicklungsprogramm, von dem du ja auch ein Teil bist. Und mittlerweile ist das Programm ja auch schon über die Hälfte vorbei, soweit ich richtig informiert bin. Vielleicht magst du so ein bisschen erzählen, welche Rolle das Programm grundsätzlich bei dir einnimmt, vielleicht auch was so die Beweggründe waren, überhaupt daran teilzunehmen und auch vielleicht mit so einem kleinen Aspekt wieder, was das so Vereinbarkeit Beruf und Familie wie das da mit einspielt.

00:13:24 Edit Schmid-Eisermann: Ich kam aus der Elternzeit zurück und habe über das Intranet den Aufruf zu GROW gesehen, habe ihn erstmal zur Kenntnis genommen und dachte mir, mhh, ja, Entwicklungsprogramm, ich bin jetzt gerade hier mal wieder zwei Wochen aus der Elternzeit zurück, was möchte ich denn da eigentlich? Und dann habe ich angefangen, mich mit den Inhalten zu beschäftigen, die damals ehrlicherweise auch noch nicht so ganz klar waren. Und bin dann sehr stark in mich gegangen und habe überlegt, okay was brauche ich denn jetzt gerade für mich, um im Job auch wieder richtig anzukommen, um für mich auch diesen Fokus wiederzubekommen? Weil das für mich die größte Herausforderung ist, acht Stunden zu arbeiten, nach Hause zu kommen oder eben zu Hause zu sein und dann fünf Minuten später ganz andere Bedürfnisse zu haben. Also dieser Switch von Beruf zu Privat. Und da ist Luft nach oben. Dann dachte ich mir, okay ich bewerbe mich da jetzt. Es war ja durchaus so ein Video von sich zu drehen. Ich habe, glaube, ich 60 Varianten gedreht, die ich dann irgendwann mal abgeschickt habe, also eine davon. Und dann wurde ich tatsächlich genommen. Und der Grundgedanke war, ich hatte die Vermutung, es war damals eben noch nicht klar, dass wir uns um das Thema Leadership kümmern werden, das war im Vorfeld klar, dass es einen Persönlichkeitstest geben wird und es war für mich die Einladung, Zeit mit mir selbst zu verbringen und genau die Zeit habe ich gebraucht. Ich hatte das erste Modul im Januar, nicht nur ich, sondern die anderen 25 auch, und ich bin in diesen Raum rein und dachte mir nur, fuck, warum bitte habe ich mir das jetzt angetan? Warum bin ich hier nach Bremen geflogen, sitze jetzt in einem Schloss? Meine Kinder übrigens mit Magen-Darm zu Hause, mein Mann auch. Also ich habe mich gefühlt wie der schlimmste Mensch auf Erden und saß da dann in einer Gruppe von sehr coolen Personen, aber mit einer Sprache, die ich nicht so gut beherrsche wie die anderen. Es ist zwar einfach nur unsere Weltsprache, aber mein Englisch ist halt einfach nicht so geil. Dann saß ich da und dachte nur, nein, ich möchte hier sofort bitte wieder weg, was habe ich mir da angetan? Und dieses Gefühl war die Hölle. Zwei Tage später bin ich zurück, bin aus meiner Bubble da raus und dachte mir, zum Glück habe ich es getan, zum Glück bin ich raus aus dieser Comfortzone, zum Glück habe ich diese anderen 25 Leute kennengelernt, eine ganz tolle Coach, ist das die weibliche Form?

00:15:41 Louisa Noémi Schünhoff: Ja.

00:15:42 Edit Schmid-Eisermann: Wir nennen sie mal Claudia, so heißt sie ja tatsächlich auch. Und bin mir heute auch bewusst, dass ich diese Menschen kennenlernen musste. Die Inhalte sind grandios und diese Bubble, in die man in der Zeit gezogen wird, ist was ganz besonderes, sich über Themen zu unterhalten, die im Alltag ehrlicherweise zu wenig Platz im Moment haben. Vielleicht ändert sich das irgendwann oder ich bin davon überzeugt, dass es sich bei CEWE ändern wird, aber dieser Fokus, der gerade auf Leadership und auf die einzelnen Menschen gelegt wird, ist großartig. Ja, es ist ein Zeitaufwand. Ich habe das Glück, dass ich das in meinem Arbeitsalltag gut unterbringe. Es wird auch nicht erwartet, dass ich das on top irgendwie organisiere. Aber was natürlich bleibt sind Reisetätigkeiten. Man muss sich dessen bewusst sein. Teilweise von Montag bis Freitag von zu Hause weg zu sein in einer anderen Umgebung. Und ich glaube, in dem Fall braucht man dieses Bewusstsein, dass es zu Hause passen muss, wie auch immer dieses Zuhause dann organisiert ist.

00:16:41 Louisa Noémi Schünhoff: Meine nächste Frage wäre theoretisch gewesen, was so ein Learning ist, was du aus diesem Programm mitnehmen konntest? Ich habe das Gefühl, dazu hast du irgendwie, ich weiß nicht ob bewusst oder unbewusst, gerade schon ganz viel zu gesagt, was ich irgendwie als Learning verstehe. Das ist irgendwie zum einen auch so dieses ja zu sich selber sagen, also auch irgendwie mal aus der Comfortzone hinausgehen und zu sagen, ja ich bin mutig, ich probiere das jetzt einfach mal aus, kann gut laufen, kann schlecht laufen, und in dem Fall ist es natürlich umso schöner, dass du diese Erfahrung machen konntest, dann auch wirklich aus dieser Bubble wieder zu gehen und zu sagen, hey das war echt total genial, dass ich da mitgemacht habe oder dass ich das gerade machen darf. Und ich weiß nicht, ob du noch irgendwie ein konkretes Learning benennen könntest, wo du echt sagst, so das ist das, was das Programm irgendwie für mich ausmacht oder meinst du wirklich, dass es so das große Ganze ist?

00:17:35 Edit Schmid-Eisermann: Es ist einmal das große Ganze. Du hast die Comfortzone gerade angesprochen, definitiv der Punkt, in dem bestärkt zu werden, einfach mutig zu sein, einfach mal zu machen, wird schon irgendwie gutgehen. Das Gefühl danach ist ja tatsächlich einfach großartig. Das definitiv. Es ist tatsächlich aber auch ein konkretes Thema, das wir in dem letzten Modul bearbeitet hatten, ehrlicherweise nicht mein Lieblingsthema, Resilienz, weil es ja so ein persönliches Thema ist. Und so ein Thema über Tage zu beackern und sehr intensiv darüber zu sprechen und am Anfang denkt man sich ja, ja gut ich weiß auch, ich soll mich gesund ernähren, ich soll ein bisschen Sport treiben, aber nein, in dem Fall nochmal Instrumente an die Hand zu bekommen und auch jemanden hinter dir zu haben, der sagt, okay jetzt schau mal bitte genau hin, wie dein beruflicher Alltag aussieht, wie dein privater Alltag aussieht, wo bist du denn? Das erfüllt mich mit einer riesigen Dankbarkeit, dass das Unternehmen dafür Zeit, ich will nicht sagen, aufwendet, das Wort finde ich ist nicht schön, aber dass das Unternehmen sich dafür Zeit nimmt, Menschen in die Richtung zu entwickeln, damit sie auch gesund bleiben und auch in Zukunft motiviert, glücklich und mit Freude durch diese Arbeitswelt gehen.

00:18:47 Louisa Noémi Schünhoff: Ich finde, das sind total schöne Stichwörter, die du da nochmal aufgegriffen hast. Um vielleicht auch noch mal so ein bisschen auf das Thema lebenslanges Lernen einzugehen, gerade weil du auch das Thema Zukunft angesprochen hast, gibt es denn persönlich bei dir weitere Dinge, die du dir für deine berufliche Zukunft wünschst?

00:19:06 Edit Schmid-Eisermann: Die Frage ist für mich tatsächlich schwierig zu beantworten. Also sagen wir mal so, machen wir uns nichts vor, wir müssen uns alle weiterentwickeln. Wir haben einmal einen rasanten technischen Fortschritt, die Gesellschaft entwickelt sich. Das heißt, auch wenn der ein oder andere meint, ich habe da jetzt gerade eigentlich keine Lust dazu, unsere Berufe entwickeln sich und ich bin großer Fan davon, aktiv an Veränderung teilhaben zu wollen, weil ich ein ganz großer Freund von Autonomie bin. Und das ist das, was ich mir für meine berufliche Zukunft wünsche. Ich möchte frei arbeiten im Sinne von, ich darf kreativ sein. Ich habe die Möglichkeit, Themen und Dinge zu verändern oder gar zu entwickeln. Und wenn ich was über mich im letzten Jahr auch gelernt habe, ich möchte mit Menschen arbeiten, ich möchte ein Arbeitsumfeld erschaffen, in dem Kreativität, Innovation und Sicherheit herrscht. Und da meine ich jetzt nicht unbedingt die wirtschaftliche Sicherheit. Die kann ich jetzt heute überhaupt nicht beeinflussen, dafür sind andere in dem Unternehmen verantwortlich und tun das auch hervorragend. Mir geht es da um eine emotionale Sicherheit. Und wenn ich in diesen Bereichen in irgendeiner Art und Weise tätig sein darf, bin ich happy.

00:20:14 Louisa Noémi Schünhoff: Hast du denn vielleicht Tipps für andere junge Frauen, die sich vielleicht auch die Frage stellen, gerade so in Bezug auf Vollzeit und Kinder, eigene Karriere, Ziele irgendwie haben dürfen, auch so in diesem Bezug wieder zur inneren Haltung, hast du da vielleicht irgendwie Tipps oder irgendwas, wo du sagst, das hat dir speziell auch geholfen, da auf deine eigenen Bedürfnisse zu achten und die zu erkennen und auch nach diesen zu streben, die du weitergeben kannst?

00:20:42 Edit Schmid-Eisermann: Für mich ist das nach wie vor ein Prozess. Ein Prozess, der wahrscheinlich auch nie aufhören wird. Was ich für mich gelernt habe ist, ja zu sich selber zu sagen. Es ist okay, wenn man Bedürfnisse hat und die auch umzusetzen. Also sprich, ich bin gerade Mama geworden, habe aber das Bedürfnis, ich möchte arbeiten, ich brauche den Raum für mich, ich möchte meine, ich nenne es jetzt mal, geistige Freiheit, ich möchte mich mit einem anderen Thema beschäftigt wie mit meinen Kindern. Ich habe ganz oft gesagt, ja ich arbeite Vollzeit, aber ich liebe meine Kinder. Es ist so ein Bullshit dieser Satz, klar liebe ich meine Kinder, das tut jedes Elternteil, das unterstelle ich jetzt einfach mal. Aber auch nicht zu hart zu sich zu sein. Die Gedanken, die ich mir oft gemacht haben, ist, okay, jetzt habe ich diese Kinder bekommen und jetzt schiebe ich sie acht Stunden am Tag, 40 Stunden die Woche in die Kita, warum tue ich denn das? Aber das ist halt was in mir, was ich brauche, das ist ein Bereich in meinem Leben, der mich erfüllt. Also daher mutig zu sein, auszuprobieren, ja zu sich selber zu sagen, auch wenn es unangenehm ist, aber nicht zu hart zu sich zu sein.

00:21:47 Louisa Noémi Schünhoff: Ich glaube, auch das sind irgendwie alles total wertvolle Erkenntnisse und Sätze, die ich auch gerne noch mal an die Hörerinnen weitergebe. Und ich glaube, damit kommen wir auch irgendwie so ganz gut zum Ende. Ich würde es vielleicht einfach noch mal so ein bisschen zusammenfassen, was du gerade gesagt hast. Also es ist wichtig, auf seine innere Haltung zu achten. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und in dem Fall auch ja zu sich selber zu sagen, wie du es so schön ausgedrückt hast. Und was ich persönlich auch nochmal ganz wichtig finde zu sagen, dass es eben kein richtig und kein falsch gibt, das hast du eben auch schon gesagt. Es gibt Menschen, für die ist das vollkommen okay, dass sie irgendwie, nachdem sie Mama geworden sind, zu Hause sind und wirklich 100 Prozent vollkommen bei den Kindern sind. Und es ist aber auch okay, die Kinder in die Kita zu geben und eben auch noch weiter seine eigenen Karriereziele anzustreben und nach diesen zu leben. Und da gibt es einfach nicht das eine, was für alle richtig ist. Und ich glaube, das ist auch so was ich persönlich mit am wichtigsten finde, gemeinsam mit dem ja zu sich selber zu sagen. In diesem Sinne, danke natürlich für alle Zuhörerinnen, die bis zum Ende da geblieben sind und zugehört haben. Ich hoffe, dass ihr den einen oder anderen Impuls habt mitnehmen können und euch so ein bisschen inspiriert fühlt durch das, was Edit euch mit an die Hand gegeben hat, euren eigenen Weg zu gehen, also ja zu euch selber zu sagen. Und an dieser Stelle natürlich auch noch danke dir Edit für deine Offenheit, deine Zeit. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute für deinen Weg und freue mich, dass wir uns dann ja auch vor Ort bei der HerCareer begegnen können. Ja, danke dass du da warst.

00:23:33 Edit Schmid-Eisermann: Vielen Dank Louisa.